Menden. Empörung im Rathaus: Unbekannte haben im Containerdorf für Flüchtlinge in Menden Schäden angerichtet. Baustellen-Sicherung steht.
Jetzt steht die Baustellen-Sicherung: Bei einem Anschlag auf die noch unbewohnten neuen Wohnmodule für Geflüchtete an der Franz-Kissing-Straße haben unbekannte Täter nicht nur Abwasser- und Stromleitungen angeschnitten, sondern in die Dächer zweier Wohncontainer auch insgesamt 20 Löcher gebohrt. Die versteckten Beschädigungen wurden nur durch Zufall entdeckt. „Die Bohrungen reichen nur bis in die Dichtungen hinein, sie sollten also erst einmal nicht entdeckt werden“, beschreibt Bürgermeister Dr. Roland Schröder.
„Ich bin wirklich entsetzt darüber, dass hier bei uns in Menden jetzt vom fremdenfeindlichen Wort zur Tat übergegangen wurde. Hier sollten Menschen getroffen werden. Das geht weit über eine Sachbeschädigung hinaus, das ist aus meiner Sicht ein perfider Anschlag“, sagte Schröder. Martin Niehage, Chef des städtischen Immobilien-Services ISM, bestätigte gegenüber unserer Zeitung, dass angesichts der Schadenslage weder unsachgemäß ausgeführte Arbeiten noch Produktionsfehler bei den Containern die Ursache sein könnten: „Das ist definitiv auszuschließen.“
Modul-Unternehmen stellt Strafanzeige gegen Unbekannt
Weil die nagelneuen Wohnmodule bis zum fertigen Anschluss und der Übergabe noch dem Hersteller gehören, habe nicht die Stadt, sondern das Unternehmen als Geschädigter die Strafanzeige gegen Unbekannt bei der Polizei gestellt, berichtet Schröder weiter. „Die Beamten ermitteln jetzt, und bei Verdacht auf einen fremdenfeindlichen Hintergrund wird automatisch auch der Staatsschutz in Hagen informiert.“
Für die Stadt-Verantwortlichen steht aber jetzt schon so gut wie fest, dass auf den Dächern vermutlich spätabends oder nachts bewusst manipuliert wurde, um den Familien, die in die zehn Module aus je drei Containern einziehen sollen, gesundheitliche Schäden zuzufügen. Das Risiko, dass die unabsehbaren Folgen der Sabotage auch Kinder hätten treffen können, macht die Empörung im Rathaus nur noch größer.
Noch vor dem Wochenende wurde veranlasst, das gesamte Gelände einzuzäunen und per Videoüberwachung zu schützen. Beides ist inzwischen geschehen. „Mit der Kamera-Überwachung haben wir schon beim Umbau des Treffs in Bösperde beste Erfahrungen gemacht“, erinnert Niehage. Vor der Installation war auch diese Baustelle beständig das Ziel von Vandalismus-Attacken, „mit den Kameras passierte dann nichts mehr“.
„Mit der Kamera-Überwachung haben wir schon beim Umbau des Treffs in Bösperde beste Erfahrungen gemacht.“
Wie in Bösperde musste indes auch an der Franz-Kissing-Straße beim Installieren der Datenschutz beachtet werden: Die Kamera-Augen dürfen keinen öffentlichen Bereich erfassen, sondern lediglich das zu schützende Gelände. Dafür werden Menschen, die sich außerhalb der Arbeitszeiten auf der Baustelle aufhalten, jetzt nicht nur videografiert, sondern von einer automatisch ausgelösten Stimme aufgefordert, das Gelände sofort zu verlassen. Passiert das nicht in kürzester Zeit, dann alarmiert die Anlage die Polizei.
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Anlieger kritisieren: Module stehen mit Fensterseite zu nah an der Straße
Unterdessen steht der Standort des Containerdorfes auch bei Bürgern in der Kritik, die es gut meinen mit Geflüchteten. So kritisiert ein unmittelbarer Anlieger des Container-Geländes, dass die Fensterseiten der Module unmittelbar an der Straße liegen: „Da werden den Leuten die Autos und Laster direkt vorm Fenster herfahren.“ Offenbar haben sich die 30 einzelnen Module aber auf dem überschaubaren Gelände nicht anders anordnen lassen, das zudem noch über eine optionale Fläche für weitere Container verfügt.
„Jedes Wohnmodul besteht aus drei Teilen, sodass eine kleine, aber ausreichende Grundfläche zum Leben gegeben ist“, erklärt derweil der Bürgermeister. Er vermeide daher den Ausdruck Container. „Das sind echte Wohnräume zum Leben.“