Menden. Elisabeth Breidenbach, Inhaberin der „Neuen Apotheke“, ist ihren treuen Stammkunden dankbar. Im Juli räumt sie ihre Apotheke aus.

Aus der einst „Neuen Apotheke“ ist mittlerweile die älteste Apotheke Mendens geworden. Und das nur noch für gut zwei Monate. Dann nämlich schließt die „Neue Apotheke“ in der Oberstadt.

1909 wurde die „Neue Apotheke“ gegründet. Und damals hieß sie „neu“, weil es schon eine „Alte Apotheke“ (in der Nähe der St.-Vincenz-Kirche) gab. 2003 hat die Lendringserin Elisabeth Breidenbach die Apotheke übernommen. Nun, 21 Jahre später, geht die 61-Jährige in den Ruhestand.

Die gehen zum Beispiel eher in die Industrie und werden da oft besser bezahlt.
Elisabeth Breidenbach - zur Frage, warum es für junge Apothekerinnen und Apotheker nicht mehr interessant ist, eine Apotheke zu übernehmen

Der Ruhestand bedeutet gleichzeitig, dass die Apotheke schließen wird. Denn einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin hat Elisabeth Breidenbach nicht finden können. Die Zahl der Apotheken werde weiter abnehmen, davon ist Elisabeth Breidenbach überzeugt: „Und das ist politisch so gewollt. Apotheken finanzieren sich zum großen Teil über die Krankenkassen. Der Festzuschuss, der unsere Haupteinnahmequelle ist, ist seit 2013 nicht mehr angepasst worden.“ Im Gegenteil, es gebe „eine Negativentwicklung“. Die Folge: Für junge Apothekerinnen und Apotheker sei es schlichtweg nicht mehr interessant, eine Apotheke zu übernehmen: „Die gehen zum Beispiel eher in die Industrie und werden da oft besser bezahlt.“

Die „Neue Apotheke“ an der Hauptstraße in Menden ist mittlerweile die älteste Apotheke Mendens.
Die „Neue Apotheke“ an der Hauptstraße in Menden ist mittlerweile die älteste Apotheke Mendens. © WP Menden | Corinna Schutzeichel

Neben dem wirtschaftlichen Risiko einer Selbstständigkeit seien die Arbeitszeiten lang, stellt Elisabeth Breidenbach fest. Und hier gehe es ihr nicht um Bereitschaftszeiten, im Gegenteil: „Das ist das kleinere Übel und über die Jahre eher weniger geworden.“ Doch habe sie als Inhaberin extrem wenig Freizeit gehabt: „Ich bin ja quasi immer da.“

Viele wollen gerne mit dem Auto vorfahren.
Elisabeth Breidenbach - zum Wunsch vieler Kundinnen und Kunden

Überleben werden neben den Online-Apotheken die größeren Apotheken, prognostiziert Elisabeth Breidenbach. Zudem haben sich die Ansprüche der Patientinnen und Patienten verändert, hat Elisabeth Breidenbach beobachtet. So sei die Innenstadt-Lage der „Neuen Apotheke“ nicht optimal, „viele wollen gerne mit dem Auto vorfahren“.

Dankbar für viele treue Stammkunden

Elisabeth Breidenbach ist dankbar für die vielen Stammkunden, die ihr und ihrer Apotheke über die Jahre die Treue gehalten haben und möchte sich ausdrücklich bei diesen bedanken. Die Gespräche mit Patienten, die sie schon viele Jahre kennt, der kleine Plausch in der Apotheke über die individuellen gesundheitlichen Herausforderungen – gerade das sei es, was die „Neue Apotheke“ auszeichne: „Wir haben hier immer schon eine familiäre Atmosphäre gehabt.“

Elisabeth Breidenbachs drei Mitarbeiterinnen orientieren sich aufgrund der Apotheken-Schließung ebenfalls neu: Eine habe bereits eine neue Stelle gefunden, eine andere sei „auf einem sehr guten Weg dahin“, und die dritte Mitarbeiterin gehe ebenfalls in den Ruhestand.

Mit dem Fahrrad Deutschland erkunden

Ab dem 1. Juli wird Elisabeth Breidenbach ihre „Neue Apotheke“ nach und nach ausräumen. Und dann will sie die freie Zeit genießen – auch mit ihrer Familie, zu der zwei Kinder und zwei Enkel gehören. Und sie will mit dem Fahrrad Deutschland erkunden, hat sie sich vorgenommen. Mit einem E-Bike? „Nein“, lacht Elisabeth Breidenbach und erzählt von einer Tasche, die ihre Schwester ihr jüngst schenkte. Auf der steht zu lesen: „Warum ich ohne Motor fahre? Weil ich es kann.“