Menden. Zu den Höhepunkten des Mendener Karneval zählt der Umzug an Tulpensonntag, 45.000 Menschen aus der Region bevölkern dann die Innenstadt.

Geduldig standen die zahlreichen Narren, fantasievoll kostümiert, hinter den Absperrungen, warteten am Tulpensonntagsumzug auf die ersten Anzeichen der sich nähernden Mendener Karnevalsgesellschaft. Es waren mehr als je zuvor: 45.000 Menschen. Als dann ein Blaulicht in der Ferne aufblitzte, brachten sich als Erstes die Kinder in Position. Mit Kennerblick rückte der Nachwuchs an die Barrieren, denn der Standort muss wohlüberlegt sein: „Wohin fliegen die meisten Kamelle?“ Eine Dame, als Harlekin getarnt, hatte aber ihre eigene Meinung zu den Süßigkeiten: „Ich fange doch diese Plombenzieher nicht, ich will die Sträußchen.“

Der Zug, so lang wie noch nie (Zugleiter Johannes Ismar: „Rund eineinhalb Kilometer“), mit so vielen Teilnehmern wie noch nie, mit reichlich Premieren, so war das Heinzelwerk erstmals dabei, die Dortmunder Prinzengarde, der VKM, um nur einige zu nennen, kündigte sich mit der Musik der Fanfaren Lendringsen an, lange bevor Einzelheiten zu erkennen waren. Der erste Steppke posaunt: „Ich sehe sie.“ Schon rucken alle Köpfe herum, tatsächlich, die MKG-Standarte ist bereits da, der Hoppeditz wie immer direkt dahinter.

Der Umzug ist einer der Höhepunkt beim Karneval der Mendener Karnevalsgesellschaft Kornblumenblau.
Der Umzug ist einer der Höhepunkt beim Karneval der Mendener Karnevalsgesellschaft Kornblumenblau. © WP Menden | Peter Benedickt

Nur wer kräftige Wurfarme hat, wird akzeptiert

Darauf konzentrieren sich die jüngsten Besucher aber kaum, denn es werden klare Prioritäten gesetzt: Diejenigen in der Kolonne sind interessant, die besonders kräftige Wurfarme vorweisen können. Und von den Aktiven lässt sich niemand lumpen, egal ob Wagenbesatzung oder Fußgruppe, aus vollen Händen regnet es die Kamelle, dass kaum mit dem Aufsammeln nachgekommen werden kann. Einige findige Zaungäste halten ihre Tüten in die vorausberechnete Flugbahn, andere zweckentfremden den Regenschirm. Schließlich müssen die Reserven bis circa Ostern aufgefüllt werden.

Für die Kinder das Süße, für die erwachsenen Jecken gibt es vom Schnäpschen über die Pralinchen bis hin zu Schokoladentäfelchen einiges zu fangen, es ist viel Lohnenswertes dabei. Sogar Ponchos sind unter den Wurfgeschossen, wenn es denn doch regnen sollte. Aber der Wettergott muss ein Karnevalist sein, trocken, die richtige Temperatur. Narrenherz, was willst du mehr?

Bunte Kostüme und gute Laune sind Voraussetzungen für die Teilnahme am Umzug der Mendener Karnevalsgesellschaft.
Bunte Kostüme und gute Laune sind Voraussetzungen für die Teilnahme am Umzug der Mendener Karnevalsgesellschaft. © Menden | Peter Benedickt

Deshalb war es am Straßenrand diesmal richtig voll, in Dreierreihen standen die erwartungsvollen Besucher. Eine eigene Party mit Musik und Unterhaltung fand schon ab dem Vormittag vor St. Vincenz statt, aber als der Zug kam, ging es doch hin zur Hauptstraße: Gucken, Helau, rufen, Bekannte im Zug umarmen.

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Rund 20 Wagen, unzählige Fußgruppen

Wie immer sind nicht nur die meisten Zaungäste verkleidet, gerade die Zugaktiven zeigen Fantasie, es ist bunt, es ist viel Schminke im Einsatz, es sind kaum Favoriten auszumachen, so vielfältig ist die Mendener Narrenwelt.

Rund 20 Wagen, dazu unzählige Fußgruppen, gemeldet und ungemeldet, wälzten sich ab 14 Uhr durch die Innenstadt, Start an der Ecke Schützenstraße/Balver Straße, dann in die Kolpingstraße, über die Hauptstraße, um schließlich in der Unnaer Straße gegen 15.45 Uhr das Ende zu finden.

(Fast) ganz am Schluss noch mal großes Helau bei den Senatoren, die mit ihren Mendener Liedern demnächst sicherlich Kultstatus erreichen. Dahinter nur noch die Frauenabteilung und der Karren vom Präsidium, deren Vertreter mit Jörg Spiekermann an der Spitze schon ein bisschen müde wirken und heiser klingen. Mit einem „Hier habt ihr“ werden die letzten Schachteln noch ausgekippt, dann geht es hinein ins Zelt, etwas auffrischen und weiter Stimmung genießen.