Menden. So schnell kann es gehen: Am Morgen noch Bürgermeister einer Stadt, am Nachmittag degradiert: Der Stadtschlüssel wechselt in andere Hände.
Mendens Bürgermeister Roland Schröder schaute bereits Stunden vorher nervös auf die Uhr, er wusste, dass seine Zeit langsam abläuft. Denn der Rathaussturm dreht am Altweiberdonnerstag kurzerhand die bestehende Ordnung um.
Viele fantasievoll kostümierte Gäste wollten an dem denkwürdigen Moment teilhaben, schon früh vor der festgelegten Uhrzeit füllte sich die Rathausgalerie mit erwartungsfrohen Narren. Ziel: der Umsturz.
Senatoren, MKG-Vorstand, Prinzengarde, das Kinderprinzenpaar Hannes I. und Viktoria II., das Stadtprinzenpaar Stefan und Silke, alle hatten sich eingefunden, wer fehlte, war der erste Bürger der Stadt. „Das sind ja mehr Besucher als bei der Bürgersprechstunde“, stellte ein Verwaltungsmitarbeiter mit Kennerblick fest.
Der MKG-Vorsitzende Jörg Spiekermann brachte etwas Struktur in das Geschehen, griff sich das Mikrofon und kündigte die Turmgarde an. Doch weil das Umziehen etwas länger dauerte, legte die Musik ein Schunkellied auf. Bei diesen rhythmischen Bewegungen erschienen erste Schweißperlen, kein Wunder, stieg die Temperatur permanent an: So viel Betrieb sind die Mauern der Chefetage nicht gewohnt.
Der Bürgermeister ist verschwunden
Endlich war die Zeit reif: „Henni Krabbe wollte 2023 mit einer ganzen Krabbenarmee die Herausgabe des Schlüssels verhindern. Bin gespannt, was dem Chef einfällt.“ Dann ertönte der sehnlichst erwartete Ruf: „Roland, wir kommen.“
Doch dann großes Erschrecken: „Wo ist er? Er ist weg.“ Tatsächlich war der Schlüsselinhaber verschwunden. Bis die ersten Erkenntnisse reiften: „Der ist mittendrin, der hat sich gut verkleidet.“ Den geschulten Augen der Prinzengarde konnte er nicht mehr entkommen: „Da, dort, der Hippie.“ Er war es, wehrte sich weiterhin mit allen Mitteln. Doch Prinz Stefan griff energisch zu und hielt dann das Symbol der Macht in der Hand: „Der Schlüssel gehört den Narren, Bürger Roland, mach deinen Schreibtisch leer.“ Der ehemalige „Bürgermeister“ wünschte seinen Nachfolgern: „Regiert gut, klug und regiert witzig.“ Und schob dann nach: „Aber denkt daran, nicht verlieren, Dienstag will ich ihn wiederhaben.“
Eine Schrecksekunde hatte Roland Schröder noch zu überstehen, es tauchte ein unerwarteter Kontrahent auf. Im letzten Jahre hatte der Bürgermeister einen Show-Boxkampf gegen Ritter Goswin siegreich bestanden. Nun forderte die „Blechbüchse“ Revanche. Tatsächlich ging diesmal die Punktwertung an den Goswin. Am Ende gab es Umarmungen, der Rathaussturm gelang, der Stadtschlüssel ist nun nach Karnevalistenmeinung in den „richtigen“ Händen.