Menden. Silvester hielten sich für Taxiunternehmer Helmut Schwittay Einbußen zwar im Rahmen. Jetzt droht seinen Fahrern trotzdem Kurzarbeit.
Weihnachten? Fehlanzeige! Wochenenden? Gibt’s nicht mehr. Vormittage? Immer weniger Fahrten. Da sind "nur" 30 Prozent Umsatzeinbußen in der Silvesternacht schon ein vergleichsweise gutes Ergebnis für Taxiunternehmer Helmut Schwittay aus Menden.
Denn ein Einbruch dieser Größenordnung lässt sich durchaus noch als „einfach schlechtes Silvester“ verbuchen, es gab nämlich schon schlimmere. „Als es vor ein paar Jahren nachts so nebelig war, hatten wir eine noch schlechtere Silvesternacht“, erläutert der 54-Jährige. Es hatte sich bereits im Vorfeld abgezeichnet, dass die Mendener auch ohne die großen Partys auswärtig feiern werden, bei Freunden eben - und anschließend per Taxi zurück nach Hause fahren. Denn die Anfragen für Vorbestellungen von Taxis waren durchaus da. Also ging Taxi Schwittay auch mit allen Fahrzeugen in die Silvesternacht.
Ein Auto statt vier auf der Straße
Die Freude über das Ergebnis der ersten Taxi-Nacht 2021 hält sich allerdings in Grenzen. Denn zuvor war der Dezember eine Katastrophe für das Taxi-Unternehmen. „Bei uns haut der Lockdown richtig rein“, sagt Helmut Schwittay. Eigentlich ist der komplette Dezember ein Supermonat für die Taxi-Branche, doch 2020 ist alles anders. Zuerst fielen mit dem Lockdown light und den geschlossenen Gaststätten die Wochenenden weg: Wenn die Kneipen zu sind, muss von dort auch niemand nach Hause gefahren werden. Die Folge: „Freitag und Samstag haben wir nachts nur noch ein Auto draußen statt vier und das auch nur wegen der Beförderungspflicht.“
Keine Party, kein Taxi
Gleiches gilt für die Weihnachtstage. Heiligabend lassen sich die Mendener in normalen Jahren gern abends nach Bescherung und Gans zurück nach Hause kutschieren. Nicht so an diesem Heiligabend. Und die Tage danach? „Da haben wir sonst meistens irgendwelche Parties im Schmelzwerk oder im Franz von Hahn, die gab es auch nicht.“ Die Folge ist klar: Keine Party, keine Taxifahrt. Und auch in der Woche fahre die Spätschicht so gerade eben kostendeckend. Meistens zumindest.
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Bleiben die Vormittage, am Taxistand beim Rathaus, um Fahrgäste zu gewinnen, die aus der Stadt zurück nach Hause müssen. Bislang lief dieses Geschäfts trotz Lockdown noch recht gut, doch auch dieses Segment bricht so langsam weg. „Gerade mache ich meine Schicht von zu Hause aus“, so Schwittay im WP-Gespräch, „denn so lange zu stehen und auf Leute zu warten, das lohnt sich einfach nicht.“
Eingestellter Sonntag
Den Sonntagsbetrieb hat Schwittay bereits im April eingestellt und wegen mangelnder Nachfrage auch nicht wieder aufgenommen. Seinerzeit waren seine Fahrer in Kurzarbeit und Schwittay musste auch die Finanzhilfen des Bundes annehmen.
Inzwischen ist der Taxi-Unternehmer fast wieder an demselben Punkt: „Ich prüfe gerade mit meinem Steuerberater, ob ich die Soforthilfe II beanspruchen kann. Die Bedingungen haben sich da verändert. Wahrscheinlich melden wir demnächst auch wieder Kurzarbeit an.“
Achterbahnfahrt durch die Pandemie
Insgesamt ist die Pandemie-Zeit allerdings nicht ausschließlich schlecht, es ist eher das wilde Auf und Ab einer Achterbahnfahrt. Denn nach Ende des ersten Lockdowns lief das Geschäft eine Weile derart gut, dass Schwittay sogar einen fünften Wagen anschaffte. Dann folgte der erneute Einbruch: „Für mich selbst bleibt zurzeit nichts übrig am Monatsende. Ich lebe von meinem Ersparten. Das geht auf die Dauer nicht. Ich sehe das auch bei der Konkurrenz, die sind auch viel weniger unterwegs.“
Und Krankenfahrten?
Hauptsächlich finden derzeit noch Krankenfahrten statt, solche zu Dialyse etwa, die nicht verschoben werden können. Doch selbst Altenheime, sonst gute und wichtige Kunden, deren Bewohner Taxi Schwittay zu Therapien fährt, stornieren die üblichen Fahrten. „Da kommen die Therapeuten dann ins Haus, das versteht man ja auch.“ Genau so könne er verstehen, wenn der Lockdown bis Monatsende verlängert wird: „Als Mensch verstehe ich das, als Unternehmer ist das aber eine Katastrophe.“
>>>>>>INFO: Infektionsschutz im Taxi
- Alle Fahrer tragen einen Mund-Nase-Schutz, Fahrgäste dürfen ausschließlich hinten einsteigen.
- Zudem haben alle Taxis in Schwittays Fuhrpark einen durchsichtigen Spuckschutz zwischen Fahrer und Fahrgästen.
- Außerdem wird das Fahrzeug nach jeder Beförderung vom Fahrer desinfiziert, so Helmut Schwittay.
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