Menden/Lendringsen.. Die Initiatoren der Umbenennung von drei Mendener Straßen nehmen zwei weitere Namen ins Visier. Die Gruppe zeigt sich verärgert.
Die Initiatoren der drei erfolgten Straßenumbenennungen in Menden und Lendringsen sehen jetzt noch mehr Namensgeber von Mendener Straßen im Nazi-Verdacht. Die zehnköpfige Gruppe will auch die Heinrich-Lersch und die Richard-Rinker-Straße umbenennen. Das Ansinnen ist nicht ganz neu.
Für Initiator Stefan Neuhaus ist absolut klar, dass auch Lersch und Rinker aus dem Ortsbild verschwinden müssen: „Heinrich Lersch gehörte zu den 88 deutschen Schriftstellern, die das Gelöbnis treuster Gefolgschaft für Adolf Hitler unterzeichneten. In den Richard-Rinker-Werken wurden Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen rücksichtslos ausgebeutet. Viele von ihnen starben an Entkräftung und Seuchen.“
Kommission lehnte Änderung ab
Eine vor zwei Jahren von der Stadtverwaltung eingesetzte Kommission hatte das etwas anders gesehen. Im Gegensatz zu Ina Seidel, Helene Pellmann und Karl Wagenfeld sei bei Lersch und Rinker kein so deutlicher Bezug zum Nationalsozialismus herzustellen, hieß es damals. Neuhaus und seine Gruppe kritisieren diese Aussage: „Es ist mehr als bedauerlich, dass nicht auch die Heinrich-Lersch- und Richard-Rinker-Straße – wie von uns vorgeschlagen – umbenannt werden sollen.
Die Gruppe fordert den Stadtrat auf, sich nun erneut mit der Umbenennung zu beschäftigen. „Es wäre gut, wenn sich der Rat nach der nun erfolgten Umbenennung der ersten Straßen noch einmal mit dem Thema befasst und zumindest überlegt, ob es für die genannten Straßen nicht noch erklärende Zusatzschilder gibt, die die Rolle dieser Personen im Nationalsozialismus erläutern.“ Damit die Umbenennung noch einmal politisch Thema wird, müsste die Gruppe entweder einen Bürgerantrag stellen oder aus der Politik selbst eine Initiative kommen. Beides ist bislang noch nicht geschehen.
Neuhaus kritisiert auch, dass die Initiatoren nicht zum offiziellen Schildertausch bei der Maria-Kahle- und Ina-Seidel-Straße am Mittwoch eingeladen wurden. „Wir als Initiator*innen (Originalschreibweise, Anm. d. Red.) der Umbenennung wären gerne bei der Installation der neuen Straßenschilder dabei gewesen. Eine Einladung der Stadt haben wir allerdings nicht erhalten. Schade.“
Es habe sich dabei ja nicht um einen Festakt gehandelt, sagt Stadtsprecher Johannes Ehrlich. Der Termin sei alleine für die Presse gedacht gewesen, um noch einmal öffentlich auf die wichtige Änderung hinzuweisen. „Wir wollten keinen großen Bahnhof, weil uns bewusst ist, dass viele Anwohner mit der Umbenennung nicht ganz glücklich sind“, sagt Ehrlich.
Bei dem offiziellen Termin hatte sich spontan die Anwohnerwut entladen. Der erste Beigeordnete Sebastian Arlt verteidigte die Umbenennungsentscheidung aber als „absolut richtig“. Trotz der Ferienzeit haben mittlerweile eine ganze Reihe Anwohner die Gelegenheit genutzt, ihre Papiere im Bürgerbüro mit dem neuen Straßennamen versehen zu lassen. Die alten Straßenschilder bleiben wie berichtet exakt ein Jahr mit rotem Strich unter den neuen Schildern hängen.