Menden. Die Ambulante Behindertenhilfe WHW an der Hauptstraße wächst seit Jahren stetig. Jetzt will man das „Zehnjährige“ zum Mendener Herbst feiern.
Was bei der Ambulanten Behindertenhilfe „Wir helfen weiter“ in einer fröhlichen Jubiläumsfeier zum „Mendener Herbst“ münden wird, begann vor fast genau zehn Jahren in Angst und Ungewissheit: „Damals war unsere heutige Chefin Annette Kerler in Plettenberg von Knall auf Fall mit der Tatsache konfrontiert, dass ihr Ehemann pflegebedürftig wurde“, berichtet die Mendenerin Birgit Rüth. Annette Kerler habe damals dieselben Fragen gehabt wie betroffene Angehörige heute auch: „Wo gibt es Hilfe für uns, auch im Haushalt? Wo muss ich Anträge stellen? Wie ist das mit Pflegestufen?“ Annette Kerler fragte sich durch, kämpfte sich durch, und sie kam am Ende zu dem Schluss, aus ihrem so mühsam erworbenen Wissen eine Lebensaufgabe zu machen. Sie gründete den Dienst „Wir helfen weiter“, kurz WHW.
Kerler und ihre ersten Mitarbeiterinnen versorgten Menschen rund um die Pflege, putzten, kauften ein, begleiteten Hilfebedürftige zum Arzt oder aufs Amt. Als die ersten Hilferufe auch aus Menden kamen, frage Annette Kerler ihre Bekannte Birgit Rüth, ob sie sich darum kümmern könne. Rüth kümmerte sich, und sie hat, wie Eva-Maria Justus, aus dieser Berufung längst ihren Beruf gemacht. Heute sind beide die ersten Ansprechpartnerinnen der Ambulanten Behindertenhilfe WHW, die ihre Standbeine in Menden und Plettenberg hat, aber in Nord und Süd im ganzen Kreisgebiet unterwegs ist.
Erste Anlaufstelle war der Neumarkt
Die erste Mendener Anlaufstelle eröffnete vor Jahren am Neumarkt, zuletzt zog man an die Hauptstraße 31. Zentraler geht’s nicht. Der Aufgabenbereich hat sich enorm erweitert. Neben Hilfe und Beratung zur Pflege geht es heute auch um Kinder mit Handicaps, um ihre Eingliederung in die Schule, wo man die Begleitpersonen stellt. Es geht um Hilfe bei Autismus, um Freizeitbetreuung und psychologische Beratung, um das Coaching der Eltern. „Da ist wirklich eins zum andern gekommen“, sagt Birgit Rüth heute rückblickend.
Der Dienst zählt jetzt etwa 150 Beschäftigte, gut 50 davon aus Menden. Fast alle sind weiblich, drei Viertel arbeiten halbtags, die anderen in Minijobs. Vor allem weibliche Fachkräfte gewinne man auf einem eigentlich leergefegten Markt, weil Halbtags-Tätigkeiten gerade vormittags bei WHW eher die Regel als die Ausnahme sind. „Bei uns können qualifizierte Frauen ihre Familie und den Beruf sehr gut unter einen Hut bekommen“, sagt Birgit Rüth.
Was diese Kräfte tagtäglich in Menden erleben, zeigt die verborgenen Nöte, denen Familien mit Pflegefällen oder behinderten Kindern ausgesetzt sind. „Nicht selten fängt eine Betreuung damit an, dass die Chefin anruft und sagt: Da ist eine verzweifelte Mutter am Telefon, könnt ihr da bitte mal hinfahren?“, berichtet Corinna Otte. Sie ist, wie Kathrin Schmidt, für den pädagogischen Bereich zuständig. „Dann heißt es erstmal: zuhören.“
Kleine Kinder, große Sorge
Oftmals gehe es um kleine Zappelphilippe, die sich wegen ihres ADHS-Syndroms nicht konzentrieren können, um Kinder, die von seelischer Behinderung bedroht sind und einen ganzen Klassenrahmen sprengen können. Für sie braucht es laut Birgit Rüth neben freien Angeboten wie dem Marburger Konzentrationstraining vor allem zweierlei: „Ruhe und Zeit.“
Kinder mit Pflegegrad, weiß Corinna Otte, brauchen ohnehin ganz andere Hilfen als Erwachsene. „Und da entdecken wir gerade erst, wie viel hier möglich ist.“