Menden.. Ein wenig erinnert das Regal an die Ausstellungsfläche eines Souvenirladens irgendwo in Europa: Uhren mit Stadtmotiven aus Belgien, bemalte Bierkrüge aus Großbritannien, ein Kristallkelch aus Delyn, Wimpel und Wappen. In diesem Kellerraum im Archiv am Westwall schlummert ein Stück Stadtgeschichte.
Ein wenig erinnert das Regal an die Ausstellungsfläche eines Souvenirladens irgendwo in Europa: Uhren mit Stadtmotiven aus Belgien, bemalte Bierkrüge aus Großbritannien, ein Kristallkelch aus Delyn, Wimpel und Wappen. In diesem Kellerraum im Archiv am Westwall schlummert ein Stück Stadtgeschichte.
Hier lagert die Stadtverwaltung all jene Geschenke, die die Bürgermeister, ihre Stellvertreter oder andere Mitarbeiter auf Reisen und von angereisten Delegationen erhalten haben. In den Jahrzehnten hat sich vieles angesammelt. „Etwa 150 Exemplare sind es wohl“, sagt Stadtarchivar Norbert Klauke.
Es ist ein uralter Brauch: Wer eingeladen ist, der bringt ein kleines Präsent mit, um den Gastgeber mit einer symbolischen Geste freundlich zu stimmen und sich für die Bewirtung und Beherbergung zu bedanken. Was aber schenken sich Städte, wenn sie eine Freundschaft begründen wollen? Was bringen Vereine, Verbände, Abordnungen von Behörden, Politiker dem Bürgermeister mit, wenn sie im Rathaus einen Besuch machen?
Antworten darauf schlummern in der Asservatenkammer im Stadtarchiv und – in kleinerer Zahl – auch im Bürgermeisterbüro. Eine Praktikantin in der Verwaltung hat die Geschenke jüngst fotografiert, kartiert und im Archiv geordnet. Gelegentlich zeigt das Rathaus im Foyer in einer Ausstellung eine kleine Auswahl der Präsente.
Jedes Stück erzählt ein wenig von der Geschichte Mendens
Städtewappen und Bildbände, Zinnteller und Medaillen, Bilder und Wimpel, Handgemachtes und Gekauftes finden sich hier im Regal. Darunter sind Kitsch, Kunst und Krempel gleichermaßen. Doch fast jedes Stück erzählt ein wenig von der Geschichte Mendens. Denn ein wenig von Sinn und Zweck des jeweiligen Besuchstermins bei der Stadt bleibt in der kleinen Asservatenkammer im Archiv zurück.
So gibt es einen Wimpel der Deutschen Männer-Volleyball-Nationalmannschaft aus dem Jahr 1991. Ein Wappen auf Holz aus Flintshire. Eine rund 30 Zentimeter hohe Floriansfigur der Feuerwehr aus Plunge, die vom Verein „Hilfe für Plunge“ im Jahr 1999 überreicht wurde. Eine muskelbepackte Achilles-Statue. Eine Fliese mit dem Abbild der Evangelischen Stadtkirche St. Georg in Lünen.
Weggeworfen wird nichts - allein schon, um diplomatische Verwicklungen zu vermeiden
„Das meiste davon hat einen ideellen Wert“, sagt Archivar Norbert Klauke. Hätte einem Bürgermeister ein Geschenk besonders gut gefallen, er hätte es nicht behalten dürfen: „Denn er ist ja in seiner Funktion und nicht als Privatperson beschenkt worden“, sagt Hannelore Pifczyk.
All das füllt heute das Regal. Mag auch manches heute Kopfschütteln verursachen, die Dinge haben doch einmal herzliche Freude verbreitet. Weggeworfen wird deshalb nichts. Allein schon deshalb, um diplomatische Verwicklungen zu vermeiden. Denn was ist, wenn sich ein Besuch nach dem Verbleib seines einstigen Gastgeschenks erkundigt? Dann kann Norbert Klauke auf seine Karteikarten und das Archiv verweisen.
Und was bringen Mendener bei ihren Besuchen mit? „Oftmals Bildbände“, sagt Hannelore Pifczyk vom Bürgermeisterbüro. „Die sind auch noch später schön, wenn man sehen kann, was sich in der Stadt verändert hat.“ Ein solcher Bildband steht wohl auch in der jeweiligen Asservatenkammer von Gorbatschow, Kissinger und Genscher. Denn ihnen hat die Stadt die Bücher bei ihrem Besuch zum Mendener Forum in den 90er-Jahren bei Bettermann überreicht.