Menden.. Wichtig für den Gesundheitsbereich und das Sozialleben. So sieht Ute Hammrschmidt die Elternschulle Storchennest.


Als das Mendener St.-Vincenz-Krankenhaus im Frühjahr seine Geburtsklinik schloss, drohte auch der Elternschule Storchennest das Aus. Dann übernahm das Physio-Zentrum Menden die Einrichtung. Welche Änderungen gibt es? Wie sieht das Konzept aus? Die WP hat mit der neuen Leiterin Ute Hammerschmidt gesprochen.

Wenn man in die Räume der neuen, alten Elternschule kommt, hat man erst mal den Eindruck, dass sich nichts geändert hat. Stimmt das?

Wir haben ja die bisherigen Räumlichkeiten der Elternschule behalten. Und optisch hat sich tatsächlich nichts verändert. Ich war früher selbst mit meinen Kindern hier. Die verschiedenen Angebote der Elternschule haben auch vorher schon gut funktioniert. Die haben wir beibehalten. Zusätzlich haben wir das Programm um weitere Kurse ergänzt.

Welche Kurse sind neu?

Zum Beispiel bietet die Ergotherapeutin Maike Heidtmann einen Kurs „Den Stift im Griff“ an, da geht es dann um das Konzentrationstraining. Außerdem wird es eine Waldspielgruppe geben. Für sportliche Schwangere gibt es einen Kurs „Fit mit Bauch“. Unsere Sportwissenschaftler haben Bewegungsangebote „Fit im ersten Lebensjahr“ speziell für junge Mütter entwickelt, bei denen das Baby – quasi als Gewicht – aktiv mit eingebunden wird. Das Baby profitiert auch von dem Kurs. Bei „Den Stift im Griff“ geht es um Feinmotoriktraining zur Verbesserung der Stifthaltung, zusätzlich dazu gibt es auch Angebote zur Verbesserung der Konzentration.

Welchen Vorteil sehen Sie darin, dass das Physio-Zentrum die Elternschule übernommen hat?

Gerade wir Kindertherapeuten können uns jetzt stärker einbringen, uns mit Kursleitern oder auch den Eltern austauschen. Die Wege sind kürzer.

Gibt es dafür denn seitens der Eltern den Bedarf?

Wir haben gemerkt, dass Eltern oft verunsichert sind und Rat suchen. Ich kann Eltern oft Hinweise geben – und wenn es einfach darum geht, erst mal zu beruhigen, das Kind noch ein paar Tage zu beobachten und abzuwarten. Die Zusammenarbeit mit den Kinderärzten ist mir sehr wichtig, und ich schicke die Kinder auch oft zur Abklärung zu ihnen.

Woran liegt diese Verunsicherung von Eltern?

Die Familienstrukturen haben sich geändert. Zudem ist unsere Gesellschaft viel kopflastiger geworden. Der Druck auf die Mütter, nach der Geburt des Kindes wieder arbeiten zu gehen, ist viel höher. Alles soll geregelt sein. Und wenn da so ein kleines Baby nicht mitmacht, steigt der Druck. Da geht es dann darum, erst mal den Stress rauszunehmen und zu beruhigen.

Das Physio-Zentrum hat die Elternschule im September übernommen. Wie ist die Resonanz bislang?

Durchweg gut. Anfang gab es eine große Unsicherheit, ob die bisherigen Mitarbeiter bleiben. Das ist zum Glück der Fall – etwa bei den PEKiP-Gruppen, den Spielgruppen und bei der Geburtsvorbereitung. Das ist das Schöne: In der Elternschule arbeiten weiterhin die erfahrenen Mitarbeiter, die schon seit Jahren hier sind. Und einige neue, junge Leute sind dazugekommen.

Arbeiten Sie mit einem Krankenhaus zusammen?

Ja, wir haben das Marienkrankenhaus Schwerte mit der Geburtsstation dort als klinischen Kooperationspartner. Die bieten bei uns beispielsweise Hebammensprechstunden und Taping-Sprechstunden an. Es gibt auch einen Säuglingspflegekurs. Wir gucken derzeit, wie wir die Kooperation noch weiter ausbauen können.

Wie kam es dazu, dass das Physio-Zentrum die Elternschule übernommen hat?

Als feststand, dass die Elternschule geschlossen werden soll, habe ich sofort gedacht, dass das nicht sein darf. Im Physio-Zentrum hatten wir vorher schon mal überlegt, etwas im Einklang von Fitness, Therapie, Beratung und Pädagogik zu machen. Daraus ist dann spontan die Idee entstanden, die Elternschule Storchennest zu übernehmen.

Was wäre passiert, wenn das Physio-Zentrum die Elternschule nicht übernommen hätte?

Dann hätten die Eltern in Nachbarstädte ausweichen müssen. Ich finde es sehr schön, dass wir das alles in Menden gebündelt anbieten können. Denn die meisten Eltern werden das kennen: Man trifft im Geburtsvorbereitungskurs oder in der Spielgruppe Eltern und Kinder, denen man später im Kindergarten oder in der Schule wieder begegnet. Oft entstehen Freundschaften zwischen den Müttern oder auch den Vätern. Das wäre nicht so einfach, wenn man für jedes Angebot in eine andere Stadt fahren muss. Ich sehe das ja auch hier in der Elternschule. Wenn die Kinder nach dem Kurs im Kinderwagen eingeschlafen sind, gehen die Mütter auch mal noch einen Kaffee zusammen trinken. Das soziale Miteinander ist immens wichtig.

Ein Ausblick in die Zukunft: Welche Pläne hat die Elternschule?

Wir wollen soziale Projekte anstoßen. Wir sind da zum Beispiel in Gesprächen mit der Evangelischen Jugendhilfe. Ein konkretes Projekt steht noch nicht fest. Es soll darum gehen, Aktionen mit Kindern vor Ort zu machen.