Menden. Stadtförster Dirk Basse ist hin- und hergerissen: Ein gesunder Wald, der schlagartig stirbt, schafft zugleich Platz 15.000 Zukunftsbäume.

Das große Fichtensterben der letzten drei Jahre im Mendener Stadtwald geht zu Ende: „Von 120 Hektar stehen noch zehn bis 15, aber auch die sind entweder bereits tot, oder sie stehen kurz davor“, sagt Stadtförster Dirk Basse. „Da ist nichts mehr wiederzubeleben“, und in den schlimmsten Phasen war er nach eigenen Worten wirklich verzweifelt: „Auch wenn wir immer schon gehalten waren, den Wald naturnah zu entwickeln, immer mehr Laubbäume anstelle der Fichten zu setzen, waren sie doch bis vor drei Jahren noch ein gesunder Wald, der jetzt schlagartig stirbt. Und es tut schon weh, das zu sehen.“

Die Killer heißen Kyrill und Friederike, Helfershelfer sind die Dürre und der Borkenkäfer. Menden sei aufgrund seiner Topografie besonders stark betroffen. „In Kürze wird es bei uns keine einzige Fichte mehr geben. Vor drei Jahren machte sie noch ein Viertel des Bestandes aus.“

Fichte als Käferholz für den Stadtforst ein „wirtschaftlicher Totalschaden“

Statt eines allmählichen Wandels kam ein unfreiwilliger Kahlschlag: 50.000 Festmeter Fichtenholz hat der riesige Harvester in den letzten Jahren in transportable Stämme verwandelt. Billiges Käferholz, das zum Gutteil nach China ging. Zum Vergleich: In den Jahren zuvor vermarktete der Stadtforst pro Jahr nur etwa 3- bis 4000 Festmeter.


Was Dirk Basse daher auch einen „wirtschaftlichen Totalschaden“ nennt, sei „aus waldbaulicher Sicht zugleich eine Riesenchance“. Die plötzlich freigewordenen Flächen können jetzt so nachbepflanzt werden, dass der ursprüngliche heimische Wald dorthin zurückkehrt. Die wärmeempfindlichen Fichten zählten übrigens nie dazu, auch wenn sie als deutscher Wald angesehen und besungen wurden. Die Fichte wurde einst aus dem hohen Norden herangeholt und massenhaft angepflanzt – wie Plantagen.

Mit ihrem Verschwinden sei es umso wichtiger, jetzt wieder die heimischen Bäume zu setzen, die dem Klimawandel widerstehen. „Wir können nur hoffen, dass wir dafür die richtigen Entscheidungen treffen.“ Was heute eingesetzt wird, das soll noch viele Jahrzehnte stehen.


Dazu zählen Trauben- und Stieleichen, die zur Wertholzproduktion und zur Risikoverteilung vermehrt auf geeigneten Standorten gesetzt werden. Ein Drittel der Anpflanzungen soll aus „Klimabaumarten“ bestehen, davon wiederum ein Drittel aus nicht heimischen. Zu den Klimabaumarten zählen die Edelkastanie, die Vogelkirsche, die Elsbeere – ein Baum mit enorm wertvollem Holz –, oder die Douglasie, die als Nadelbaum zu den Gewinnern des Klimawandels zählt. Die Große Küstentanne ist trockentolerant, sturm- und schneebruchsicher. Und die Schwarzkiefer gilt als anspruchsloser Pionierbaum.


Die Lücken innerhalb dieser Anpflanzungen schließt die Natur selbst mit Baumarten wie Birke, Eberesche, Zitterpappel, Bergahorn oder Lärche, auch Buchen und Fichten samen sich an. Basse: „So entsteht mit relativ wenig Aufwand ein Mischwald.“

Und: Die künftige Pflege kann steuern, welche Bäume schließlich die so genannten Zukunftsbäume werden, die den Endbestand bilden.