Menden/Hemer.. Es knallt an der Stadtgrenze. Der Hemeraner Bürgermeister Michael Esken (CDU) unterstellt der Mendener Grünen-Vorsitzenden Ingrid Ketzscher Lügen in der Debatte um die Oesetalbahn-Reaktivierung. Die Angegriffene wehrt sich gegen die Beschimpungen aus der Gartenschau-Stadt – und zeigt einen Brief.


Die Mendener Grünen-Vorsitzende Ingrid Ketzscher zeigt sich zutiefst gekränkt. Der Hemeraner Bürgermeister Michael Esken (CDU) und sein Sprecher hatten die Politikerin in der vergangenen Woche bei der Debatte über die Wiedereröffnung der Oesetalbahn massiv angegriffen und ihr Lügen vorgeworfen. Ketzscher verteidigt sich mit einem alten Brief.

Altes Versprechen der Nachbarstadt

„Ich recherchiere genau“, sagt Ketzscher. Sie hatte behauptet, dass die Stadt Hemer ein altes Versprechen breche, wenn sie als Eigentümer die Bahntrasse jetzt einfach so in einen Radweg umwandele. Das habe auch Michael Esken damals zugesagt.

Dieser Aussage widersprachen Esken und sein Sprecher Marc Giebels unmittelbar: „Es gibt keine Aussage des Bürgermeisters der Stadt Hemer gegenüber der Bezirksregierung, mit dem Radwegebau bis zur Vorlage einer Potenzialanalyse zu warten.“ Zur Erinnerung: Die Studie soll demnächst vorliegen und klären, ob sie ein Bahnbetrieb auf der Strecke lohnen würde.

Na, dabei hätten es wohl jetzt Esken und Giebels nicht so mit der Wahrheit gehalten, sagt Ketzscher – und legt schriftliche Beweise vor. In einem alten Schreiben von Oktober 2011 verspricht der erste Beigeordnete Guido Forsting, dass die Stadt Hemer bereit sei, mit dem Rückbau der Gleise so lange zu warten, bis die Potenzialstudie vorliege. Das Papier trägt den Briefkopf des Bürgermeisters und ist an die Bezirksregierung gerichtet. „Das Schreiben stammt nicht vom Bürgermeister der Stadt Hemer“, sagt Sprecher Giebels. Er nehme die Lügenvorwürfe nicht zurück. „Wenn sie den Bürgermeister persönlich angeht, muss sie sich nicht wundern, dass sie solche Antworten bekommt. Für uns ist das Thema an diesem Punkt beendet.“

Die Gleise auf der Trasse sind mittlerweile abtransportiert. Der Stahlverkauf bringt 80 000 Euro. Davon muss die Entsorgung der Schwellen als Sondermüll bezahlt werden. Einen Termin für den Radwegbau will die Stadt Hemer nicht nennen. Die Ausschreibung laufe aber. Ketzscher will weiter gegen die Umwandlung kämpfen, zur Not juristisch. „Selbst ich würde davor zurückschrecken, einen Radweg zurückzubauen, wenn er einmal da ist.“