Menden/Warstein.. Bei der Veranstaltung #mehralsnurwp diskutieren junge Menschen über Südwestfalen. Junge-WP-Reporterin Mona Dierkes war vor Ort.

Nach knapp einer Stunde Fahrt durchs sauerländische Nichts erreiche ich am strahlend sonnigen Samstagmittag endlich das Ziel in Warstein. Ohne Auto wäre ich dort sicher nicht hingekommen, und ohne Navi hätte ich mich verfahren. Passt irgendwie. Schließlich soll es bei der Abschlussveranstaltung von „#mehralsnurwp“ um die Zukunft der Region Südwestfalen gehen.

Erstmal bekomme ich an der Anmeldung ein grünes Namensschild und dann geht es auch schon los: Als ich die anderen Leute mit grünem Schild gefunden habe, geht es direkt in die erste Diskussionsrunde zum Thema „Willkommenskultur“. Als Workshopform haben die Veranstalter ein „Word Cafe“ organisiert, bei dem die Gruppen einzeln an Diskussionstischen mit den Moderatoren Ideen erarbeiten.

Flüchtlinge mit offenen Armen empfangen

Weil ich im Vorfeld der Veranstaltung mit dem Wort „Heimat“ vor dem Hintergrund deutscher Geschichte und aktueller rechtspopulistischer Entwicklungen definitiv zu oft konfrontiert wurde, bin ich natürlich direkt voll dabei.

Auch interessant

Am Anfang ist es noch schwierig, miteinander ins Gespräch zu kommen. Schließlich kennt man sich untereinander nicht und kommt aus den unterschiedlichsten Ecken des Sauerlands. Die Organisatoren sind jedoch gut vorbereitet und schaffen es durch ihre Einwürfe und Fragen schnell, die Diskussion in Gang zu bringen.

Es geht aber nicht nur um Flüchtlinge aus Kriegsgebieten vom anderen Ende der Welt. Jene mit offenen Armen zu empfangen und ihnen die eigene Lebenswelt zu zeigen ist für alle selbstverständlich. Thema sind aber auch ganz allgemein Menschen, die neu in eine Stadt kommen. Hier soll einhelliger Meinung der Schlüsselbegriff „Initiative ergreifen“ für die Alteingesessenen gelten. Für Menden spätestens seit dem Neubürgerempfang selbstverständlich, in anderen Städten gibt Willkommenspakete.

Als nach 45 Minuten bereits die nächste Gruppe vor der Tür steht, geht es für uns weiter zum Thema „Infrastruktur“. Dort wird schnell klar, das man ohne Auto nicht sehr weit kommt in unserer Region. Was ich für eines der größten infrastrukturellen Defizite der Region halte, ist für die älteren Autofahrer schon längst Alltag. Die meisten haben sich schon daran gewöhnt, dass die Öffentlichen entweder gar nicht oder viel zu selten durchs eigene Dorf fahren – und nehmen deshalb lieber das Auto.

Wunsch nach flexiblen Arbeitszeiten

Auch mit dem Internet sieht es schlecht aus. Weder für Privatpersonen noch für Unternehmen besonders ist ein schlecht ausgebautes Telekommunikationsnetz attraktiv. Beim Thema Beruf und Karriere wünschen sich alle flexiblere Arbeitszeiten und eine bessere Sichtbarkeit der Jobangebote und Möglichkeiten in Südwestfalen.

Gerade für Schüler und angehende Azubis sei es schwer, bei den vielfältigen Angeboten den Überblick zu behalten. Bei „Kultur und Freizeit“ gibt es wieder viele Ideen – als erstes wird direkt mal der Dorfkindfinder überprüft auf Facebook geprüft. Der war eine Idee der Gruppe vorher, um Freizeitaktivitäten zu vernetzen. Schnell ist klar: Langweilig ist nur den wenigsten. Auch im Sauer und Siegerland gibt es Scheunenfeste, Schützenfeste, Konzerte, Theater und verdammt viel Kultur. Was allerdings oft fehlt, sei die Vernetzung der Kulturschaffenden untereinander. Dann könnten auch fehlende Angebote schneller realisiert werden.

Fünf Stunden diskutiert

Bei der nächsten Station „Ehrenamt“ liegt der Fokus der Gruppe auf dem Vereine. Auch hier der Tenor: mehr Vernetzung untereinander und bessere Öffentlichkeitsarbeit sind nötig. Nach fünf durchdiskutierten Stunden ziehen alle um die Warsteiner Welt, wo die Ergebnisse präsentiert werden.

Dort gesellen sich Vertreter der Funke-Gruppe, Reporter und Politiker zu uns. Nach der Präsentation gibt es Essen und ein DJ legt auf. Am Büfett lerne ich die Bundestagsabgeordnete Petra Cronen kennen.

Schon cool, mal auf Augenhöhe mit so wichtigen Leuten sprechen zu können. Insgesamt waren die Diskussionen zwar oft anstrengend, aber es sind schon ein paar spannende Ideen dabei entstanden. Ob diese stabil entworfenen Luftschlösser auch ein tätiges Echo bei den Politikern und Unternehmern finden werden, bleibt jedoch abzuwarten.