Menden. Für Real in Menden fand sich kein Käufer. Der Markt bleibt vorerst unter dem Namen erhalten. Für Verdi ist das ein schlechtes Zeichen.
Die Mendener Filiale der Einzelhandelskette Real gehört zu den etwa 50 Filialen, für die bei der Zerschlagung kein Käufer gefunden wurde. Der Markt soll vorerst unter der Marke „Real“ weiterbetrieben werden. Die Gewerkschaft Verdi fürchtet, dass der Standort so in der Hand des russischen Immobilieninvestors kaum noch Überlebenschancen hat.
Real bestätigt auf WP-Nachfrage, dass die Filiale an der Fröndenberger Straße unter dem Namen „Real“ weitergeführt wird. „An unserem Standort in Menden sind derzeit keine Veränderungen geplant. Diese Information wurde der Filialleitung und dem Betriebsrat am 29. Juni schriftlich mitgeteilt“, sagt Real-Sprecher Frank Grüneisen. Die auf Immobilien spezialisierte russische SCP-Group hatte Real von der Metro-Gruppe gekauft und die Zerschlagung der Kette beschlossen. Von 276 Real-Standorten bundesweit übernimmt Kaufland 88 Standorte, Edeka 53, Globus und Rewe haben Interesse an der Übernahme weiterer Märkte signalisiert. Details stehen noch aus, weil die Kartellbehörden noch zustimmen müssen. Gut 30 Märkte sollen zeitnah geschlossen werden.
Real: Betrieb in dem Mendener Markt geht normal weiter
Übrig bleibt das Paket von 50 Märkten. Im Kaufvertrag mit der Metro war festgelegt worden, dass SCP als Eigentümer jene 50 Märkte für 24 Monate weiterbetreibt. Die Metro soll ein Interesse an der Abnahme von Ware haben. Gleichzeitig soll die Verpflichtung auch kartellrechtliche Gründe haben, was Real so nicht bestätigen will. „Der Betrieb im Markt läuft so weiter wie bisher“, sagt Sprecher Grüneisen. „Dementsprechend werden sich auch für die Kunden keine Veränderungen ergeben. Sollten sich neue Planungen für den Standort ergeben, werden wir wie bisher auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und im Anschluss die Öffentlichkeit entsprechend informieren.“
Verdi sieht eine ungewisse Zukunft für die 50 Filialen. „Metro war als einer der größten Einzelhandelskonzerne nicht in der Lage, die Märkte langfristig profitabel zu betreiben“, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Karsten Rupprecht. „Wie will das dann ein Immobilieninvestor schaffen, der keine Ahnung von dem Geschäft hat?“ Er halte die Zahl von bundesweit 50 Märkten außerdem für viel zu gering, um auf dem heiß umkämpften Geschäftsfeld bestehen zu können.
Real GmbH bleibt weiter Eigentümer
Der Einkauf soll auch im Mendener Markt weiter über die bestehende Gesellschaft abgewickelt werden. Besitzer bleibt weiter die Real GmbH, die ihrerseits nun SCP gehört. Auch Verdi geht davon aus, dass die bestehenden Partnerschaften mit der Metro erhalten bleiben, was aber gleichzeitig genau die Schwierigkeit sein könne. Real kündigte gegenüber den Mitarbeitern der 50 Filialen „einschneidende Veränderungen“ an. Für die Kernmärkte strebe man eine „erfolgreiche Weiterführung“. Die Real GmbH hat sich in der Führungsspitze mit mehreren Einzelhandelsexperten verstärkt.
„Wir gehen davon aus, dass diese 50 Märkte auch über kurz oder lang weiterverkauft werden“, sagt Rupprecht. Das sieht man wohl auch bei Real und dem hauseigenen Immobilien-Verkäufer X-bricks so. Das Unternehmen soll sogar ein Interesse haben, die bestehenden 50 Märkte für eine Weiterentwicklung loszuwerden. Bei der Liste der 50 Märkte soll es sich nicht um eine statische Liste handeln, weil noch nicht alle anderen Märkte Abnehmer haben. Ob genau 50 Märkte zwei Jahre lang geöffnet bleiben, sei absolut offen. Real gibt keine Garantie für einen Fortbetrieb des Mendener Standortes über zwei Jahre ab.
Keine Aussage zu Profitabilität in Menden
Wie ist der Mendener Markt im Vergleich einzuordnen? Anders als bei Restrukturierungen sonst üblich handelt es sich bei den „Kernmärkten“ offensichtlich nicht um die stärksten Filialen, sondern vor allem um die Standorte, für die kein Käufer gefunden werden konnte. Ein Rückschluss auf die Profitabilität einzelner Filialen lasse sich nicht ziehen, heißt es. Oder vereinfacht gesagt: Auch schlechtgelegene Standorte können aus anderen Gründen profitabel sein, gutgelegene und begehrte dagegen verlustreich. Über eine Profitabilität des Mendener Standortes ist offiziell nichts bekannt.
Aus Verdi-Sicht geht es jetzt um die Angestellten: „Die Beschäftigten sind zutiefst verunsichert“, sagt Sekretär Rupprecht. „Da brennt es. Da fragt sich jeder, was jetzt mit seinem Arbeitsplatz passiert.“
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