Kirchhundem. Brennende Elektroautos und Windräder sind neue Herausforderungen für die Einsatzkräfte. So geht die Feuerwehr der Gemeinde Kirchhundem damit um.
„Wir haben im letzten Jahr einfach Glück gehabt“, sagt Thomas Beckmann, stellvertretender Wehrleiter und Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr der Gemeinde Kirchhundem. Glück, weil die Gemeinde in den letzten zwölf Monaten von Hochwasser- und Sturmlagen weitgehend verschont blieb und es diesmal andere Kommunen im Kreisgebiet traf. Was sich wiederum auf die Einsatzstatistik auswirkte: Mit „nur“ 147 Einsätzen in diesem Jahr (bis 30. Dezember) waren es 41 weniger als noch 2023, 2022 war mit 201 Einsätzen das bislang einsatzstärkste Jahr. Zum Vergleich: 2008 wurden lediglich 70 Einsätze erfasst, 2015 musste die Wehr 115-mal ausrücken. Der Trend ist klar: Die Einsatzbelastung für die Feuerwehr nimmt immer weiter zu. Und es kommen immer neue Aufgabengebiete dazu. Zum Beispiel brannten früher normale Autos, nun hat man es hier auch mit brennenden E-Autos zu tun „Das ist ein komplexeres Thema für uns, es sind weitere einsatztaktische Maßnahmen notwendig“, so Beckmann. Das Gleiche gelte für Windkraftanlagen, die nach der jüngsten Flut von Anträgen zuhauf in der Gemeinde gebaut werden sollen. „Wir haben keine Einsatzerfahrung mit diesen monströsen Anlagen“, sagt der erfahrene Feuerwehrmann. Geplant sei in diesem Jahr eine gemeinsame Übung mit der Feuerwehr Hilchenbach zu dem Thema in einem Windpark. Zugenommen haben auch die Unterstützungseinsätze für den Rettungsdienst, die vor allem jüngere Kameraden vor ungewohnte Situationen stellen können. Beckmann: „Wir haben auch schon eine laufende Reanimation auf der Drehleiter erlebt.“
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Und dennoch scheint dies die jungen Männer und Frauen nicht abzuschrecken, ihren Dienst zu tun, Tag und Nacht einsatzbereit zu sein und einen großen Teil ihrer Freizeit neben den Einsätzen für Übungen und Weiterbildung zu opfern. 592 Mitglieder hat die Wehr in Kirchhundem, 26 mehr als noch von einem Jahr, davon 280 im aktiven Einsatz in den neun Einheiten. Auch im Nachwuchsbereich mit 84 Jugendlichen in der Jugendfeuerwehr und 73 in der Kinderfeuerwehr (bis zehn Jahre) ist die Freiwillige Feuerwehr der Gemeinde Kirchhundem vorbildlich aufgestellt. „Wir wachsen“, freut sich Beckmann. Denn andere ehrenamtliche Organisationen können dies nicht behaupten, sind froh, wenn der Ist-Zustand gehalten werden kann. Alle bei der Stange zu halten, das sei Jahr für Jahr eine der größten Herausforderung, angesichts der vielen zu leistenden Stunden und vor allem immer neuer Vorschriften und Prüfvorgaben. Entlastung bringt hier der neue hauptamtliche Gerätewart der Feuerwehr Kirchhundem, Stephan Droste, der sich um den roten Fuhrpark, um alle technischen Geräte und deren termingerechte Prüfungen kümmert und somit das Ehrenamt entlastet. Die Feuerwehr musste nicht lange betteln, bis die Gemeinde die Stelle dafür in den Stellenplan einbaute. Überhaupt sei das Miteinander mit der Verwaltung, dem Ordnungsamt und dem Fachbereich gut. „Wenn die Kommune eine klamme Kasse hat, trifft uns das natürlich auch“, so Beckmann, dann müsse man bei den Beschaffungen mit Sachverstand das Notwendige vom Wünschenswertem trennen.
Immerhin wurden zwei neue Löschfahrzeuge (LF) für die Einheiten Brachthausen und Selbecke bestellt, in diesem Jahr soll ein neuer Kommandowagen dazukommen. Außerdem starten der An- bzw. Umbau des Feuerwehrgerätehauses in Brachthausen, ebenso die Planungen für den Umbau des Gerätehauses in Silberg. Für solche künftige Großprojekte kündigte Bürgermeister Björn Jarosz im Gespräch mit der Redaktion eine kostenoptimierte Bauweise an.
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Mit viel Eigenleistung haben die Kameraden der Feuerwehr das ehemalige DRK-Gebäude am Alten Bahnhof zu einer effizienten modernen Einsatzzentrale mit vollvernetztem Funkraum, Atemschutzwerkstatt etc. umgestaltet. Sollte es zu einem „Blackout“ in der Stromversorgung kommen, bleiben alle Löscheinheiten handlungsfähig. Ein größeres, mobiles Notstromaggregat auf einem Anhänger soll für die Einheit Kirchhundem angeschafft werden. Alle Gerätehäuser in der Gemeinde verfügen über eine Notstromversorgung sowie vernetzte Rauchmelder. Gibt es eine Rauchmeldung in den Gerätehäusern, schellt bei Kameraden in der Nähe des Brandorts das Handy und die geschulten Brandbekämpfer können schnell eingreifen. „Der Einbau von Brandmeldeanlagen ist sehr teuer, die Handyalarmierung ist eine gute Alternative“ so Beckmann. Denn die Nachricht Ende Oktober aus Stadtallendorf (Hessen), wo die nagelneue Feuerwache komplett abbrannte, u. a. weil keine Rauchmelder installiert waren, ist auch in Kirchhundem angekommen. Ursache für den Brand mit Millionenschaden war ein technischer Defekt an einem der Feuerwehrfahrzeuge, die in der Halle standen.