Neuenwald. Zehn Jahre lang war die Mittelinsel des Kreisverkehrs auf der Griesemert ein Hingucker. Nun gleicht die Fläche einem Truppenübungsplatz.
Lange Zeit waren sie in Deutschland in Vergessenheit geraten: Kreisverkehre, eine unfallarme und selbstregulierende Alternative zu Kreuzungen, die ganz ohne Ampeln dafür sorgen, dass der Verkehr am Rollen bleibt. Mitte der 1990er-Jahre setzte eine Renaissance ein, die auch im Kreis Olpe dafür sorgte, dass eine Vielzahl von Kreuzungen zu Kreisverkehren umgebaut wurden. Einer der am stärksten frequentierten, ist der Kreisverkehr im Zuge der Bundesstraße 55, dort, wo die B 55 auf der einen Seite zum ehemaligen Natolager und in Richtung Fahlenscheid/Welschen Ennest verlassen werden kann, auf der anderen Seite die Negerhöhenstraße beginnt, die zur Kreisabfalldeponie bzw. dem Entsorgungszentrum und ins Negertal führt. Und er war auch einer der ersten Kreisverkehre in der ganzen Region, bei dem gezeigt wurde, dass diese technischen Bauwerke echte Hingucker sein können.
Es war das Olper Entsorgungszentrum (OEZ), Betreiberfirma von Kompostwerk und Kreismülldeponie, die mit dem Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen einen Vertrag schloss und den Straßenbaulastträger von der Pflege der Mittelinsel entband. „Ursprünglicher Plan war, dass wir die Insel gestalten und im Gegenzug ein bisschen Werbung für uns machen konnten“, berichtet Mirko Sobbeck vom OEZ. Doch obwohl Straßen NRW dies gestattet hatte – ähnlich wurde Jahre später unter anderem am Kreisverkehr zwischen Attendorn und Biggen verfahren – versagte die Stadt Olpe das Anbringen von Werbung. Das OEZ setzte den Plan dennoch um, in Zusammenarbeit mit dem Olper Büro „Grün-Plan“ von Joachim Sondermann wurde eine ansprechende Gestaltung der Mittelkalotte umgesetzt. Stauden, Bäume, Büsche wurden gepflanzt, und zehn Jahre lang sorgte das OEZ für deren Pflege und einen echten Hingucker an der sonst tristen Straße, eine Idee, die rasch Nachahmer fand. Doch seit einigen Tagen sieht die Mittelinsel nicht mehr wie ein kleiner Park, sondern eher wie ein Truppenübungsplatz aus. Sobbeck: „Wir hatten beschlossen, unser Engagement zu beenden, als der Vertrag auslief. Wir hatten gedacht, wir übergeben den Kreisverkehrsplatz dann so, wie er war, an Straßen NRW.“
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Doch es kam anders: Wie Straßen-NRW-Pressesprecher Andreas Berg auf Anfrage unserer Zeitung mitteilte, sei im Vertrag mit dem OEZ geregelt gewesen, dass die Mittelinsel „im ursprünglichen Zustand“ an Straßen NRW zurückgegeben werden müsse. „Wir können eine so aufwendige Pflege nicht leisten“, so Berg. Also wurde das OEZ aufgefordert, die Bepflanzung zu entfernen. Sobbeck: „Also haben wir Büsche und Bäume ausgegraben, alles plangezogen und eingesät. Im Frühjahr soll Übergabetermin sein, wenn dort eine Grasfläche entstanden ist.“ Diese will Straßen NRW dann als bienenfreundliche „Blühwiese“ erhalten. Sobbeck: „Wir hatten eigentlich gedacht, dass die Bepflanzung einfach übernommen wird. Das hat uns einiges an Geld gekostet.“ Vor allem auch deshalb, weil manche Pflanzen mehrfach gesetzt werden mussten. Mirko Sobbeck: „Insbesondere in der Anfangszeit kamen regelmäßig Leute und haben nachts Stauden und Obstbäume ausgegraben und einfach mitgenommen.“ Auch das habe dazu geführt, dass das OEZ sich von der Pflege des Kreisverkehrsplatzes verabschiedet habe.