Lennestadt. Große Ehre für zwei Frauen aus Lennestadt. Sie sind jetzt Ehrenbürgerinnen der türkischen Stadt Caycuma am Schwarzen Meer. Was die beiden antreibt.
„Ich wollte da erst gar nicht hin“, erinnert sich Christa Orth-Sauer aus Altenhundem an ihre erste Reise in die Türkei. Mittlerweile war sie schon fünf Mal dort, zuletzt Mitte Oktober. Seitdem ist sie Ehrenbürgerinnen der Stadt Caycuma am Schwarzen Meer. Bei Aysenur Neumann aus Meggen ist die Sache etwas anders. Sie ist gebürtige Türkin und somit mit dem Land und der Sprache besser vertraut. Auch sie ist jetzt Ehrenbürgerin der 28.000-Einwohner-Stadt, die seit vier Jahren eine offizielle Städtefreundschaft mit der Stadt Lennestadt verbindet. Beide Damen eint, dass sie in den letzten Jahren mit großem Einsatz, Herzblut und Überzeugung für den „Aufbau weiterer Freundschaftsbrücken zwischen Deutschland und der Türkei“ gefördert haben, wie es in der offiziellen Ehrenbürger-Urkunde heißt. Überreicht wurden die Urkunden im Rahmen eines offiziellen Freundschaftsbesuchs vom 12. bis 15. Oktober in einer Feierstunde in Caycuma. „Das war schon ein besonderer Moment in der Stadtratssitzung“, so Orth-Sauer, die seit vielen Jahre Stadtverordnete (Bündnis 90/Die Grünen) in Lennestadt ist.
- Lennestadt und Caycuma besiegeln Städtefreundschaft
- Turbokreisel in Altenhundem heißt jetzt „Caycuma-Kreisel“
- GymSL will Freundschaft zu Caycuma weiter ausbauen
Christa Orth-Sauer ging es zunächst wie vielen deutschen Bürgern. Sie hatte Vorurteile durch Unwissenheit. Mit der Türkei verband sie vor allem die riesigen Hotels am Meer. Der Besuch in der Provinz, fern ab des Massentourismus, öffnete ihr dann die Augen. „Ich war damals so positiv überrascht über die schöne Gegend und die riesige Gastfreundschaft, von dieser Herzlichkeit und Wärme der Menschen dort“, sagt die 73-Jährige. Seit dem engagiert sie sich mit großem Einsatz für die Organisation des Schüleraustausches zwischen den beiden befreundeten Kommunen. Mit Aysenur Neumann fand sie die perfekte Mitstreiterin. Die beiden Damen klopften an den Türen der weiterführenden Schulen in Lennestadt und Caycuma an, schmiedeten Kontakte und managten die Austausche. „Wir haben überall offene Türen eingerannt, heute sind die Partnerschaften zwischen den Schulen gefestigt“, so Orth-Sauer.
Mehr als 200 Schülerinnen und Schüler aus Lennestadt waren bereits zu Gast in der Türkei und lernten Land und Leute in einem anderen Lichte kennen. Mittlerweile gibt es an den Schulen sogar Wartelisten, so beliebt sind in den Schulgemeinden die Reisen an den Bosporus. Für viele Kinder und Jugendliche aus Caycuma war der Besuch in Lennestadt die erste Auslandsreise in ihrem Leben. Die Saat, die Aysenur Neumann und Christa Orth-Sauer gesät haben, ist aufgegangen. „Wenn wir es schaffen, bei den Schülerinnen und Schülern durch unsere Kontakte Vorurteile abzubauen, dann tragen sie dies auch weiter in ihre Familien und Freundeskreise“, so die Altenhundemerin: „Wenn man sich kennt, dann geht man anders miteinander um. Ich bin froh, dass das so gut funktioniert.“ So sieht es auch Aysenur Neumann. Das Kennenlernen einer anderen Kultur fördere Toleranz und Respekt unter den Schülern, so die 58-Jährige. Der Abbau von Vorurteilen trage zum Frieden bei.
Die WESTFALENPOST im Kreis Olpe ist auch bei WhatsApp. Jetzt hier abonnieren.
Folgen Sie uns auch auf Facebook.
Bestellen Sie hier unseren Newsletter aus dem Kreis Olpe.
Alle News aufs Handy? Jetzt die neue WP-App testen.
Die WP im Kreis Olpe ist jetzt auch bei Instagram.
Für die beiden Ehrenbürgerinnen ist die hohe Auszeichnung durch die Stadt Caycuma, die zuvor nur Alt-Bürgermeister Stefan Hundt zuteilwurde, eine große Ehre. Diese gebühre aber auch vielen anderen, zum Beispiel den Schulleitungen und der Familie Kalembasi aus Meggen, die sich seit Jahren unermüdlich um die Städtefreundschaft bemüht.
In den letzten Jahren gab es viele Besuche zu offiziellen Anlässen, unter anderem auf Feuerwehr- oder Vereinssportebene. Aber viel verbindlicher als der offizielle Besuch und Gegenbesuch unter Funktionären seien die Begegnungen, bei denen man mehr über Herkunft und Hintergründe erfahre, sagt Lennestadts Bürgermeister Tobias Puspas, der mit seiner Familie an der Reise in die Türkei teilnahm. „Es war sehr interessant und spannend, auch mal ganz alltägliche Dinge zu sehen und zu erleben“, ergänzt seine Frau Birgit Voucko.
Christa Orth-Sauer hat für den Kulturaustausch zwischen Lennestadt und Caycum schon eine weitere Idee. Ihr schwebt vor, einen Handarbeitskreis aus der Türkei mit den Handarbeitsfrauen aus Lennestadt, die die Webstube im Stadtmuseum betreuen, zusammenzubringen.