Olpe. Musikkorps der Bundeswehr spielt anlässlich des Spielmannszug-Jubiläums. Doch dann steht ein einzelner Musiker im Mittelpunkt.

Es war ein Konzert, das für die Beteiligten wohl unvergesslich sein wird. Schon der Anlass war besonders: 75 Jahre alt wird in diesem Jahr der Spielmannszug St. Sebastianus Olpe, und aus dem Reigen mehrerer Veranstaltungen stach der Auftritt des Musikkorps der Bundeswehr aus Siegburg hervor. Das Aushängeschild des Deutschen Militärmusikdienstes genießt einen hervorragenden Ruf und besteht nach eigenen Angaben aus den 60 besten Musikern der gesamten Bundeswehr. Der Vorsitzende des Spielmannszugs, Markus Stachelscheid, begrüßte die Gäste und das Orchester und hatte die Lacher auf seiner Seite, als er verkünden musste, dass zwar Landrat Theo Melcher im Publikum sitze, dass aber der Schirmherr der Veranstaltung, Bürgermeister Peter Weber, noch mit dem Haupt- und Finanzausschuss tage. „Ich hatte ihm angeboten, dass er die Sitzung in den kleinen Saal der Stadthalle verlegt, dann hätte er beides haben können, aber das wollte er nicht“, so Stachelscheid achselzuckend.

Strahlend erhob sich Matthias Reißner, als Dirigent Chadik dem Publikum die besondere Nachricht eröffnete.
Strahlend erhob sich Matthias Reißner, als Dirigent Chadik dem Publikum die besondere Nachricht eröffnete. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Das Konzert hatte für den Veranstalter mit einer Hiobsbotschaft begonnen, denn der reguläre Dirigent des Musikkorps, Oberstleutnant Christian Weiper, war einen Tag vor der Veranstaltung erkrankt. Doch der Ersatz war mehr als ein solcher: Für Weiper sprang Oberstleutnant Timor Chadik ein, der üblicherweise Leiter der Big Band der Bundeswehr ist. Kompetent moderierend, führte Chadik, der erst kürzlich mit seiner Big Band in Sondern am Seeufer zu Gast war, durchs Programm, das einige Änderungen erfuhr, denn, so der erfahrene Bandleader, in so kurzer Zeit könnten ein Dirigent und ein Orchester nicht jedes Stück miteinander einstudieren.

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Doch im Verlauf des Abends bekam der Auftritt noch eine ganz andere Richtung: Oberstleutnant Chadik ließ einen Musiker aufstehen, den er dem Publikum nicht vorzustellen brauchte: Matthias Reißner, aus Olpe stammend und in Iseringhausen lebend, ist als Dirigent etwa des Feuerwehrmusikzugs Iseringhausen und als gefragter Musiker in der Region bestens bekannt. Wohlgehütet ein Geheimnis des Benefizkonzerts: Es war das Abschiedskonzert von Reißner, der am Montagabend seinen 55. Geburtstag feierte und damit sein Pensionsalter beim Militärmusikdienst der Bundeswehr erreicht hat. Namens seines erkrankten Kollegen Weiper überreichte Oberstleutnant Chadik ein Präsent. Das Publikum nahm die Vorlage auf: Mit stehenden Ovationen wurde Reißner bedacht, bevor die komplette Stadthalle „Zum Geburtstag viel Glück“ sang. Am Ende des Konzerts betrat Markus Stachelscheid mit zwei Spielleuten die Bühne und überreichte nicht nur dem Dirigenten und einem Vertreter des Orchesters Präsente, sondern auch einen Blumenstrauß an Matthias Reißner, der die Tränen der Rührung nicht zurückhalten konnte.

Das Benefizkonzert des Musikkorps der Bundeswehr spielte zum 75-jährigen Bestehen des Spielmannszugs Olpe.
Das Benefizkonzert des Musikkorps der Bundeswehr spielte zum 75-jährigen Bestehen des Spielmannszugs Olpe. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Zuvor hatten die Zuhörerinnen und Zuhörer in der Stadthalle ein Konzert der Sonderklasse erlebt. Nach der Eröffnung mit dem Marsch „Freiheitsfarben“ erwies sich die „Deutsche Sinfonie – 75 Jahre Demokratie“ als Höhepunkt. Rund 20 Minuten lang spielte das Orchester vier Sätze, die Momente der deutschen Geschichte musikalisch aufgriffen. Der Komponist wirkte selbst mit: Stabsfeldwebel Guido Rennert ist Klarinettist im Musikkorps. Ihm war langer Sonderapplaus gewiss. Nach der Pause überzeugte ein Potpourri deutscher Rock- und Pop-Legenden, wobei sich bei einem Stück Oberstleutnant Chadik vermutlich in seine eigentliche Rolle zurückversetzt gefühlt haben dürfte, denn Udo Lindenbergs „Sonderzug nach Pankow“ ist nichts anderes als eines der bekanntesten Swing-Stücke, „Chattanooga Choo Choo“. Dass als offizielles Programmende nicht der im Programm vorgesehene Marsch „Sol Germaniae“ vorgetragen wurde, sondern „Hoch Heidecksburg“, war für die schützenfest-affinen Zuhörer wahrlich kein Verlust, als letzte Zugabe folgte der Nibelungenmarsch auf besonderen Wunsch von Matthias Reißner, und nach langem Applaus verabschiedete sich das Musikkorps mit dem Lied der Deutschen, der Nationalhymne. Der Erlös des Benefizkonzerts wird in die musikalische Bildung von Kindern investiert.