Rüblinghausen/München. Einer der jüngsten Teilnehmer der Deutschen Meisterschaft kommt aus dem Kreis Olpe. Im Interview erklärt er den aufwendigen Weg dorthin.

Rund 100 Bierkenner treffen am heutigen Samstag in München aufeinander, um den Besten unter sich zu küren. Üblicherweise denkt man bei den Stichworten „München“ und „Bier“ wohl an Literkrüge, aus denen schaumig-gelbe Flüssigkeit in großen Mengen und mit hohem Tempo die Kehle heruntergespült wird. Doch dieses Treffen ist ganz anders. Bei der Deutschen Meisterschaft der Biersommeliers geht es um feinste Geschmacksnuancen und Bier, das in Form von kleinen Proben verkostet wird. Unter den rund 50 Teilnehmern, die am Ende den Deutschen Meister der Biersommeliers unter sich ausmachen, ist auch einer aus der Kreisstadt: Fabian Aßmann. Der 24-Jährige ist einer der jüngsten Teilnehmer und hat uns im Interview erklärt, warum er daran teilnimmt, wie der Wettbewerb abläuft und welchen Nutzen er daraus zieht.

Fabian Aßmann ist einer von rund 3000 Biersommeliers in Deutschland und Teilnehmer der Deutschen Meisterschaft.
Fabian Aßmann ist einer von rund 3000 Biersommeliers in Deutschland und Teilnehmer der Deutschen Meisterschaft. © privat | Privat

Was genau ist ein Biersommelier?

Fabian Aßmann

Biersommelier Fabian Aßmann wuchs in Neuenkleusheim auf und lebt inzwischen in Rüblinghausen. Er ist 24 Jahre alt. Nach seinem Abitur 2018 am Städtischen Gymnasium Olpe absolvierte er zunächst eine Ausbildung zum Brauer und Mälzer bei der Krombacher Brauerei und arbeitete unter anderem in der Qualitätssicherung und der „Erlebniswelt“, dem Besucherzentrum des Marktführers. Von 2022 bis 2023 schlossen sich berufsbegleitende Meisterkurse an, die Fabian Aßmann als Brau- und Malzmeister abschloss. Er arbeitet bei der Krombacher Brauerei inzwischen als Meister in der Qualitätssicherung. Außer dem Brauen und Bierverkosten ist sein Hobby die Musik: Er spielt Trompete in Reihen des Musikvereins Neuenkleusheim.

Bei der Bewegung der Biersommeliers geht es darum, die Vielfalt von Bier in den Fokus zu rücken. Ich habe, um mich so nennen zu dürfen, eine recht aufwendige und lange Ausbildung mitgemacht. Da geht es anfangs darum, zu lernen, wie man die Geschmacksbereiche im Mund richtig einsetzt, um Aromen und Geschmäcker zu identifizieren. Jeder Mensch weiß ja, ob ihm etwas schmeckt oder nicht. So auch beim Bier. Aber Biersommeliers lernen, Geschmäcker zu identifizieren, einzuordnen und Biere sensorisch aufzuschlüsseln. Bundesweit sind wir rund 3000, die sich nach einer entsprechenden Ausbildung „Biersommelier“ nennen dürfen.

Und wie kommt man dazu, diesen Aufwand zu treiben?

Da gibt es verschiedene Beweggründe. Bei mir ist außer der Freude am Probieren der Hauptgrund, dass ich mich beruflich weiterentwickeln wollte. Ich habe erst die Ausbildung zum Brauer und Mälzer absolviert und dann die Meisterschule als Brau- und Malzmeister. Abseits des Trinkens von Pils auf dem Schützenfest oder in der örtlichen Kneipe möchte ich gerne über den Tellerrand hinausblicken. Bier kann so viel mehr und hat eine enorme Vielfalt. Mein Arbeitgeber hat mir die Gelegenheit gegeben, diese Ausbildung zu machen, und da ich in der Qualitätssicherung arbeite, hilft mir das enorm.

Wie läuft diese Meisterschaft ab?

Es gibt zwei Verkostungspaneele und ein Theoriepaneel. Zuerst bekommen wir zehnmal dasselbe Bier, aber mit zehn verschiedenen Fehlgeschmäckern versehen. Die müssen wir identifizieren und zuordnen. Das sind Geschmäcker, die bei der Bierherstellung vorkommen können, die hier aber hygienisch einwandfrei und für alle gleich in Form von Aromen zugefügt werden. Es gibt da beispielsweise einen Fehlgeschmack, der erinnert an grünen Apfel – eigentlich nichts Schlimmes, das will man im Bier aber nicht haben. Oder ein Fehlgeschmack, der dem Bier etwas Teigig-Buttriges gibt. In der zweiten Runde geht es um die Bierstil-Erkennung. Da werden wir zehn verschiedene Biere als Proben bekommen und müssen dann zuordnen, ob es beispielsweise Pils, Kölsch, Alt, alkoholfreies Bier oder Export ist. Dabei geht es über das Deutsche Reinheitsgebot hinaus, da könnte auch beispielsweise ein Indian Pale Ale oder eine belgische Geuze dabeisein. Im abschließenden Theorieteil dann werden allgemeine Fragen rund um das Thema Bier gestellt. Das können Fragen über die Geschichte des Biers, über Brautechniken oder Technologie sein, aber das Ergebnis dieser Theorie wird nur gewertet, wenn nach dem praktischen Teil Kandidaten punktgleich sind. Dann geht es in die Endrunde.

Und aus der geht dann der Deutsche Meister hervor?

Genau. Die besten sechs aus der Vorrunde kommen auf die Bühne, das Publikum besteht aus der Fachjury und den anderen Sommerliers, die nicht in die Endrunde gekommen sind. Da bekommt dann jeder eine Flasche Bier in die Hand, von der er vorher nicht weiß, was es ist, und muss dieses Bier vorstellen. Das reicht von einer Erklärung der Sorte über den Geschmack bis hin zu Speiseempfehlungen, die zu dieser Sorte passen. Und wer das am besten kann, der wird dann Deutscher Meister der Biersommeliers. Außerdem qualifizieren sich die 15 Besten der Vorrunde automatisch für die Weltmeisterschaft der Biersommeliers, die im September 2025 in München stattfinden wird, und bilden die Nationalmannschaft.

Aber ist es nicht auch für den Laien einfach, Biere auseinanderzuhalten?

Das kann jeder ganz einfach selbst ausprobieren. Man muss nur beispielsweise fünf Sorten Pils nehmen, alle gleich kalt und in gleichen Gläsern serviert, und dann versuchen, sein Lieblingspils herauszufinden. Ich behaupte, das ist fast unmöglich. Da staunt mancher selbst ernannte Experte, was er da als sein Bier zu erkennen glaubt.

Hat ein Biersommelier ein Lieblingsbier?

Ich probiere gern und viel aus. Natürlich ist Krombacher das Bier, das ich am häufigsten trinke und auch sehr mag, aber im Urlaub probiere ich gern, was vor Ort gebraut wird und wechsle auch gern. Im Sommer trinke ich gern mal ein fruchtiges, leichteres Bier und im Winter gern etwas Schwereres, Malziges.

Was halten Sie von der Craft-Beer-Bewegung, die auch in Deutschland immer populärer wird?

Das finde ich eine gute Geschichte. Da gibt es viele interessante Kombinationen, die zum Probieren verleiten. Aber Craft Beer ist natürlich anders zu trinken als ein klassisches Pils. Da trinkt man nicht an einem Abend vier, fünf Gläser oder gar Flaschen, sondern eine, und die langsam und sehr bewusst. Manchmal wird da aber auch übertrieben. Drei Sorten Hopfen kann man verwenden, aber nicht zehn – das braucht keiner.

Braut ein Biersommelier auch selbst?

Ja, das habe ich schon mehrfach getan und muss es dringend wieder tun. Ich habe schon Pils selbst gebraut und auch Weizen, weil mein Vater und ich sehr gern Weizenbier trinken. Ich überlege, diesmal zu Weihnachten ein besonderes Bier zu brauen, ich werde vermutlich Sternanis verwenden, um etwas als Alternative zum Glühwein zu haben.