Attendorn. Die Stadt Attendorn lässt ein kleines Fließgewässer im Eckenbachtal verlegen und will im Herbst mit den Anpflanzungen beginnen.
Witterungsbedingt mussten die im vergangenen Jahr gestarteten Bauarbeiten im Attendorner Eckenbachtal immer wieder ausgesetzt werden. Doch dank des zuletzt beständig guten Wetters ist das neue Gewässer, das an den Rand des geplanten Industriegebiets verlegt wird, mehr oder weniger fertig. Rund 750 Meter misst der neue Bachlauf mit Hauptstrang und Nebenarm, der das bestehende Gewässer, das mitten durch das Plangebiet verläuft, ersetzen wird. Im Herbst soll mit den Einsaat- und Pflanzarbeiten begonnen werden, rund 350 neue Bäume sind geplant. Anschließend, zum Winter, wollen die Stadt Attendorn und der Kreis Olpe als Planfeststellungsbehörde mit dem „Umklemmen“ des alten Bachlaufs in das neue Gewässer beginnen, teilt Attendorns Tiefbauamtsleiter Manuel Vogt auf Anfrage mit und erklärt: „Das bringt nämlich nichts, wenn vier Wochen Trockenheit herrscht.“
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Zur Erinnerung: Die Stadt will in den kommenden Jahren nach jahrzehntelangen Hängepartien, die juristisch bis heute nicht final abgeschlossen ist, im Eckenbachtal auf einer Netto-Baufläche von rund 26 Hektar die dringend benötigten Flächen für Industriebetriebe ausweisen. Schon seit etlichen Jahren ist die stolze und starke „Wirtschaftsstadt“ nicht mehr in der Lage, expansionswilligen Unternehmern Grundstücke anzubieten. Ab dem Jahr 2027 soll sich das ändern. Bis dahin sind allerdings noch etliche Arbeiten durchzuführen. Die größte Baumaßnahme sieht vor, das hügelige Gelände flachzuziehen, dafür sind massive Erdbewegungen vonnöten. Laut Stadt müssen rund 700.000 Kubikmeter Erde bewegt werden, die Kosten dafür belaufen sich auf mehr als 16 Millionen Euro. Noch in diesem Jahr will die Stadt die europaweite Ausschreibung auf den Markt bringen, damit diese Arbeiten 2025 starten können. Immerhin sind laut Vogt die geologischen Arbeiten abgeschlossen.
Klage nach wasserrechtlicher Genehmigung
Das neue Industriegebiet auf der grünen Wiese, um das seit Jahrzehnten juristisch gerungen wird, will die Initiative zur Erhaltung des Eckenbachtals e.V. mit Hilfe der Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) verhindern. Gegen die Verlegung des kleinen, aus zwei Quellen gespeisten Gewässers hatte die LNU bereits 2020 Klage eingereicht, kurz nachdem der Kreis Olpe die sogenannte „wasserrechtliche Genehmigung“ ausgesprochen, sprich grünes Licht gegeben hatte. In der Folge mussten die Umweltschützer nicht nur im Eilverfahren – zunächst vor dem Verwaltungsgericht (VG) in Arnsberg, anschließend vor dem Oberverwaltungsgericht (OVG) in Münster – zwei juristische Niederlagen einstecken, und auch im Hauptsacheverfahren kam das Arnsberger Verwaltungsgericht zu dem Schluss, dass – grob gesprochen – das öffentliche Interesse an dem neuen Gewerbegebiet gewichtiger einzuordnen sei als der Eingriff in ein schützenswertes Biotop. Somit wurde die Klage ein drittes Mal abgewiesen.
Die Landesgemeinschaft stellte daraufhin den Antrag, (erneut) Berufung einlegen zu dürfen. Eine Entscheidung darüber hat das OVG in Münster bis heute nicht gefällt. Eine zeitliche Prognose kann Gudrun Dahme, Vorsitzende Richterin am Oberverwaltungsgericht und dort auch Pressesprecherin, nicht geben: „Es lässt sich derzeit noch nicht abschätzen, wann der Senat über den Antrag auf Zulassung der Berufung entscheiden wird“, erklärt sie auf Anfrage. Mutmaßlich wird es noch einige Zeit dauern. Die Arbeiten im neuen Industriegebiet unweit der Attendorner JVA laufen unabhängig davon aber weiter.
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