Kreis Olpe. Die Blauzungenkrankheit ist im Kreis Olpe auf dem Vormarsch. Die Seuche kommt vor der großen Tierschau auf der Wendener Kirmes zur Unzeit.

Die große Tierschau ist eines der Highlights auf der Wendener Kirmes. Unmittelbar vor dem Start in die Kirmeswoche breitet sich auch im Kreis Olpe die gefürchtete Blauzungenkrankheit weiter aus – die Fälle häufen sich. Eine Viruserkrankung kann bei Schafen und Rindern zum Tod führen, davon abgesehen große wirtschaftliche Konsequenzen für die heimischen Landwirte mit sich bringen. Die Angst vor einer unkontrollierten Ausbreitung ist groß.

Virus breitet sich aus

Nur wenige Wochen nach den ersten Fällen in Holland hat sich das Virus bis tief in Deutschland ausgebreitet – auch der Kreis Olpe ist mehrfach betroffen. Auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigte uns das Kreisveterinäramt, dass aktuell 10 Fälle gemeldet seien, betroffen seien Schafe und Rinder. Die Infektion wird durch stechende Insekten (Gnitzen) auf die Tiere übertragen. Immerhin: Eine weitere Übertragung ist nur über ein Insekt möglich. Tiere können sich nicht untereinander anstecken. Für Menschen besteht keine Ansteckungsgefahr. Doch mitten im Sommer steigert sich das Infektionsgeschehen.

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Michael Richard, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbands Olpe, hat seinem LBetrieb selbst mit den Nachwirkungen mehrerer voraussichtlicher Blauzungenkrankheits-Infektionen bei seinen Rindern zu kämpfen. „Wir haben hier selber Fälle. Im Moment gibt es deutliche Hinweise auf einen Ausbruch der Krankheit“, erzählt der Lennestädter von sechs bis sieben potenziellen Krankheitsfällen. Bei vielen Rindern sei hohes Fieber und Augentränen festgestellt worden – typische Symptome für eine Blauzungenkrankheits-Infektion. Neben den direkt feststellbaren Symptomen könne eine Infektion bei aggressivem Krankheitsverlauf zu starken Schmerzen und sogar zum Tod bei Schafen und Rindern führen. Nach der Genesung stelle sich oft eine „kurze Depressionsphase“ bei den Tieren ein, in der das Rind deutlich weniger Milch produziere, so der Lennestädter weiter. Genau diese Phase könne für wirtschaftliche Verluste sorgen: „Wenn fünf bis sechs Tiere krank sind, kann der wirtschaftliche Schaden enorm sein“, schildert der Vorsitzende die Dringlichkeit der Lage.

Große Unsicherheit

Bislang hatte Richard in seinem Betrieb noch keinen Todesfall zu beklagen, er habe jedoch gehört, dass dies nicht überall im Kreis Olpe der Fall sei. Nachdem die ersten Fälle an der holländischen Grenze publik wurden, habe er schon damit gerechnet, dass die Krankheit auch bis in den Kreis Olpe überschwappt. „Wir wussten nicht, welcher Infektionstyp kommt“, so sei es weiterhin schwer, mögliche Auswirkungen genau abzuschätzen. In den letzten Jahren hätten die Landwirte vor allem mit dem Serotyp BTV-4 und 8 zu tun gehabt, die neue Variante könne jedoch aggressiver sein. „Eine große Sorge herrscht ganz sicher unter den Landwirten. Die Unsicherheit ist sehr groß“, betont Richard.

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Eine Möglichkeit zum Schutz könnte möglicherweise eine Impfung bieten, doch auch hier bestünden einige Fragezeichen. Erst im Frühling war ein Impfstoff gegen den Serotyp BTV-3 wegen Bedenken zurückgerufen worden. Dazu stelle sich ein zufriedenstellender Impfschutz erst neun Wochen nach der ersten Impfung der Tiere ein. Und selbst dann sei nicht klar, wie stark die Wirksamkeit der Impfung tatsächlich ist, berichtet Richard, der rund 80 Tiere vorab hat impfen lassen. Nach aktuellem Stand könne der Landwirt noch nicht abschätzen, ob der Impfschutz für einen milden Krankheitsverlauf sorge. Jedes Tier reagiere anders auf eine Erkrankung. Während einige Tiere mit der Erkrankung zu kämpfen hätten, zeigten sich andere Kühe auch mit 40 Fieber „Fit wie ein Turnschuh“.