Wenden. Weniger Druck vor der Grundschule: Die Frühforderung unterstützt Kinder. Sarah Frentiu von der Caritas erklärt, warum Spielen dabei so wichtig ist.

Viele Eltern machen sich vor der Einschulung Sorgen darüber, ob ihr Kind bereit für die Grundschule ist. Sind die motorischen, kognitiven, sprachlichen und sozial-emotionalen Fähigkeiten soweit vorhanden, wie es von der Schule erwartet wird? Kinder entwickeln sich individuell, unterschiedliche Stärken und Schwächen machen sich von kleinauf bemerkbar. Sofern aber die gesellschaftliche Teilhabe zum Beispiel in der Grundschule potentiell gefährdet sei, empfehle es sich, eine fachliche Meinung einzuholen, so Sarah Frentiu. Sie ist Leiterin der Caritas-Aufwind Fachdienst Frühförderung und Standortkoordinatorin der Caritas-Aufwind in Wenden. „Es wäre wünschenswert, dass die Kinder frühzeitig zu uns kommen, um den Druck vor dem Schulstart rauszunehmen“, sagt sie im Interview. Sie verrät, inwiefern die heilpädagogische Frühförderung eine Möglichkeit darstellt, um Kinder von der Geburt bis zur Einschulung zu unterstützen.

Frühförderung: Wie sie die Caritas definiert

Frühförderung ist ein wohnortnahes, ganzheitliches und familienorientiertes Förderangebot für Kinder mit (drohender) Behinderung. Anspruch auf Frühförderung haben Kinder von Geburt an bis zum Schuleintritt, die durch eine körperliche, geistige oder seelische Behinderung wesentlich in ihrer Fähigkeit eingeschränkt sind, an der Gesellschaft teilzuhaben. Gleiches gilt, wenn sie von einer Behinderung bedroht sind oder Entwicklungsstörungen vorliegen. Die Frühförderung zielt grundsätzlich darauf ab, dem Kind ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, wobei das kindliche Spiel die Grundlage der Förderung bildet. In der heilpädagogischen Frühförderung kommen ausschließlich pädagogische und heilpädagogische Methoden zum Einsatz. Die Auswahl der Methoden orientiert sich dabei immer an den individuellen Bedarfen der (behinderten) Kinder und deren Familien.

Spielen als Medium

Kinder durch Spiele fördern und so für den Schulstart vorbereiten: Diesen Ansatz verfolgt die heilpädagogische Frühförderung (Symbolbild).
Kinder durch Spiele fördern und so für den Schulstart vorbereiten: Diesen Ansatz verfolgt die heilpädagogische Frühförderung (Symbolbild). © Shutterstock / Studio Romantic | Studio Romantic

Der Anteil der Kinder, die in ihrer Einrichtung Unterstützungsbedarf durch die heilpädagogische Frühförderung in Anspruch nehmen, habe sich in den letzten Jahren gewandelt, das habe Sarah Frentiu auch im Gespräch mit älteren Kolleginnen festgestellt. Seien es früher eher Kinder mit Behinderung oder einem klaren Krankheitsbild gewesen, zeigten sich heutzutage auch vermehrt die Folgen des gestiegenen Medienkonsums und Rückstände durch die Corona-Pandemie: „Kinder lernen nicht übers Fernsehen zu sprechen, sie brauchen ein Gegenüber, das sich mit ihnen beschäftigt. Dafür muss mehr Bewusstsein geschaffen werden“, ist sie überzeugt.

„In der Frühforderung steht die Freude am Lernen im Mittelpunkt, wie es in der frühen Kindheit üblich ist. Der Übergang zur Grundschule mit dem genauen Lehrplan kann für viele Kinder und ihre Familien herausfordernd sein.“

Sarah Frentiu, Leitung Caritas-Aufwind Fachdienst Frühförderung

Kinder erleben die Welt durchs Spielen und es ist das Spiel, wodurch sie Neues lernen. Deshalb setzt die Frühförderung auf das Medium Spiel und fördert Kinder über eine Kompetenz, die schon gut entwickelt ist. So unterstützen Heilpädagogen beispielsweise Kinder, die mit der Sprachentwicklung kämpfen, aber ein ausgeprägtes Interesse an Rollenspielen haben, über ihre Stärke das Rollenspiel. „Bei uns steht die Freude am Lernen im Mittelpunkt, wie es in der frühen Kindheit üblich ist. Der Übergang zur Grundschule mit dem genauen Lehrplan kann für viele Kinder und ihre Familien herausfordernd sein“, weiß Sarah Frentiu. „Es geht oft nicht darum, das Alphabet oder Zahlen zu lernen, sondern um alltägliche Kompetenzen, die das Kind selbstständiger werden lassen.“ Darunter fallen zum Beispiel, sich selbst die Schuhe anzuziehen oder den Vor- und Nachnamen zu lernen.

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Ganzheitlicher Blick

Wenn die Eltern oder ein Kind selbst merken, dass andere Kinder ihm voraus sind und es deswegen beispielsweise ein Spiel nicht mitspielen kann, besteht für die Eltern die Möglichkeit, ein offenes und kostenloses Beratungsgespräch bei der Caritas-Aufwind in Anspruch zu nehmen. Um eine Heilpädagogische Frühförderung zu erhalten, sei ein Arztbesuch erforderlich, wie Sarah Frentiu erläutert. Sofern eine ärztliche Bescheinigung vorliegt, werde ein Förderplan auf Grundlage des Hilfebedarfs erstellt. Danach sei die Antragsstellung beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) als Leistungsträger möglich. Diese entscheidet auf Grundlage der ärztlichen Bescheinigung, der Diagnostik sowie dem Förderplan darüber, ob die Leistung gewährt wird.

Sarah Frentiu ist Leiterin vom Caritas-Aufwind Fachdienst Frühförderung. 
Sarah Frentiu ist Leiterin vom Caritas-Aufwind Fachdienst Frühförderung.  © privat | Privat

Die Frühforderung soll bedürfnisorientiert am Kind und an der Familie greifen und die Entwicklung des Kindes ganzheitlich in den Blick nehmen. Besonders auch Vorschulkinder sollen für den Schulbesuch vorbereitet werden, indem sie zum Beispiel üben, vor einer Gruppe zu sprechen. „Viele Eltern wünschen sich, dass wir ihr Kind noch über den Schulstart hinaus unterstützen. Denn Entwicklung braucht Zeit“, erklärt Sarah Frentiu.

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