Obermelbecke. Die Beziehung zum Pferd ist einzigartig. Doch was macht diese Liebe eigentlich so besonders? Junge Reiter erzählen von einer besonderen Treue.

Es ist ein auffallend weißer Schimmel, den Daniel Rechten am Halfter auf einem Waldweg am Rande des Islandpferdegestütes Falkenegg führt. „Darauf werde ich immer wieder angesprochen“, sagt der junge Mann und schaut seinen Hengst stolz an. Die beiden haben gerade die Viergang-Prüfung im Rahmen der Deutschen Jugend- und Junioren- Islandpferdemeisterschaft (DJIM) hinter sich – und haben den zweiten Platz erreicht. „Wir sind eben ein gutes Team“, betont der 19-Jährige, während sein Schimmel ihn leicht mit der Nase anstupst. Die Liebe zum Pferd ist etwas Besonders, heißt es. Doch was macht die Beziehung eigentlich so einzigartig?

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Das Islandpferdegestüt Falkenegg in Obermelbecke liegt inmitten einer grünen Idylle, umrahmt von Wiesen und Feldern. Dort, wo normalerweise Ruhe herrscht, ist heute besonders viel los. Ein kleines Campingdorf ist oberhalb des Gestütes für die DJIM entstanden, dem weltweit größten Jugendturnier im Islandpferdesport. Die besten Kinder und Jugendlichen stellen sich heute in den Finals den Prüfungen. Auf der Ovalbahn herrscht reger Betrieb. Die jungen Reiter führen ihre Islandpferde über die Bahn. Unter einem Zelt sitzen die Richter, darunter auch Lisa Hufnagel vom Pferdegestüt. Gespanntes Warten bei den Reitern. Dann ertönen über den Lautsprecher die Noten.

Gelungenes Großevent

„Es war ein großartiges Jugendfestival, das wir hier nach Lennestadt holen konnten, mit über 400 teilnehmenden Jugendlichen“, lautet das Fazit von Lisa Hufnagel vom Islandpferdegestüt Falkenegg. Viele fleißige Mitarbeiter, die das vergangene halbe Jahr an der Umsetzung und Vorbereitung mitgewirkt hätten, hätten das Event zum Erfolg gemacht. „Es war toll, in der Mitte zu stehen und alle um sich zu haben, das Gefühl zu haben, etwa Unvergessliches erschaffen zu haben.“ Es wurden 30 Deutsche Meisterschaftstitel vergeben, 62 Prüfungen haben stattgefunden. Höhepunkt war Samstagnacht der Mitternachtstölt mit mehr als 29 kostümierten Reitern. „Es hat sehr viel Spaß gemacht“, so Lisa Hufnagel.

Deutsche Jugend- und Junioren- Islandpferdemeisterschaft: Daniel Rechten.
Deutsche Jugend- und Junioren- Islandpferdemeisterschaft: Daniel Rechten. © Verena Hallermann | Verena Hallermann

Daniel Rechten ist zufrieden. Der 19-Jährige kommt aus Hessen, lebt in der Nähe von Frankfurt. Sein Hengst Solfari ist auch sein Partner. Einer, auf den er sich – wenn es darauf ankommt – verlassen kann. „Manchmal ist er aber auch ein kleiner Playboy“, sagt Daniel Rechten und lacht. „Dann konzentriert er sich weniger aufs Reiten, sondern schaut auf andere Pferde.“ Doch es ist der Wille und die Disziplin, Ziele erreichen zu wollen, die die beiden verbindet. Der junge Mann reitet seit seinem achten Lebensjahr. Eine Leidenschaft, die innerhalb der Familie weitergegeben wird. Eine Leidenschaft, die es aber auch zu pflegen gilt. „Man muss die Bindung halten“, sagt Daniel Rechten. „Ich rede gern mit dem Pferd, um das Pferd besser zu verstehen. Aber auch das Pferd versteht mich so besser.“ Es ist die Ruhe, die das Verhältnis zum Pferd so besonders macht. Das gemeinsame Entfliehen aus dem Alltag, abseits des Trubels. „Das gleicht schon fast einer Therapiestunde“, weiß der junge Mann, der Deutscher Meister beim Töltpreis geworden ist.

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Das kennt auch Leni Köster. Sie reitet in einem Reitverein in Bestwig-Berlar, wohnt in Dortmund. Die 18-Jährige ist heute mit ihrem Wallach Vikingur hier. „Er ist mein Herzenspferd“, sagt die junge Besitzerin zweier Pferde und sucht nach Worten, die stark genug sind, um die Bindung zu beschreiben. „Er ist irgendwie anders zu mir als zu anderen. Das ist etwas Besonderes zwischen uns.“ Menschen teilen Worte, Tier und Mensch teilen Emotionen. „Man muss die Bedürfnisse seines Pferdes spüren können“, erklärt Leni Köster. So ein Wettkampf, wie jetzt im Rahmen der DJIM auf Falkenegg, fordert natürlich sowohl Reiter als auch Pferd. Aber es schweißt auch zusammen, weiß die junge Frau, die gerade ihr Abitur in der Tasche hat und zum Kader Junger Reiter gehört. „Reiten ist wie ein Zuhause“, versucht sie zu beschreiben. „Man denkt an nichts, nur an das Pferd. Da oben auf dem Rücken der Pferde gibt es nichts Schlechtes mehr.“

Deutsche Jugend- und Junioren-Islandpferdemeisterschaft: Leni Köster mit Wallach Vikingur.
Deutsche Jugend- und Junioren-Islandpferdemeisterschaft: Leni Köster mit Wallach Vikingur. © Verena Hallermann | Verena Hallermann

Mit dabei sind auch Greta Raabe aus Elspe und Lena Jakob aus Gierschlade. Die beiden sind beste Freundinnen und reiten zusammen auf dem Hof Falkenegg. Die 14-Jährigen haben ihre Leidenschaft für Pferde schon vor vielen Jahren entdeckt. Greta Raabe sitzt tatsächlich schon seit ihrem vierten Lebensjahr im Sattel. Mit dem Pferd ihrer Trainerin hat sie es ins C-Finale geschafft. „Da bin ich stolz drauf“, sagt sie und spricht ihren Dank für ihre Trainerin aus. „Sie hat mich so weit gebracht.“ Für Lena Jakob ist das Reiten alles. „Mein Pferd Geysir ist mein bester Freund“, erzählt sie. „Man denkt über nichts mehr nach, man fühlt sich frei.“ Vor allem in der Liebe für den Hof Falkenegg sind sich die Mädchen einig – ein Hof, wo sich Mensch und Tier wohlfühlen.