Kreis Olpe.. Im Rahmen von „Mehr als nur WP“ erkunden Avani Tanya und Aleksandra Weber den Kreis Olpe. Sie studieren an der Hochschule für Künste in Bremen.

Avani Tanya ist in Mumbai geboren. Damals hieß die indische Metropole noch Bombay. Rund 12,5 Millionen Menschen leben dort. Seit Dienstag ist die Studentin im Kreis Olpe unterwegs. Dort, wo in sieben Kommunen zusammengerechnet gerade mal rund 135 000 Menschen leben.

Zwei Foto-Künstlerinnen

Ihr erster Gedanke als sie mit ihrer Kommilitonin Aleksandra Weber Anfang der Woche in Attendorn ankam: „Wo sind die ganzen Leute?“

Das meint sie aber auf keinen Fall böse, versichert die 26-Jährige, die den Kreis im Rahmen des WESTFALENPOST-Projekts „Mehr als nur WP“ fotografisch genauer betrachtet. In den wenigen Tagen die sie in der Region ist, hat sie einen Vorzug bereits kennen- und schätzen gelernt. „In der Großstadt herrscht oft Chaos“, sagt sie. Hier habe sie Menschen kennengelernt, die „ein organisiertes Leben“ führen. Und sie sagt: „Hier ist es wunderschön.“

Anders als Avani Tanya weiß ihre Mitstudentin Aleksandra Weber wie es sich anfühlt, nicht in der Großstadt zu wohnen. Die 32-Jährige wurde in Polen geboren. Als sie fünf Jahre alt war, zog es ihre Familie in das Nachbarland Deutschland. Dort fanden sie ein neues Zuhause im beschaulichen Ostfriesland. Trotzdem ist es auch für sie spannend, die Menschen im Kreis näher kennenzulernen. Portraitiert hat sie bisher unter anderem eine Schornsteinfegerin. Außerdem wurde sie von einer Frau auf einen Kaffee eingeladen. Kurzerhand machte sie Fotos von der ganze Familie.

Das Projekt

Doch was genau hat es mit ihrem aktuellen Fotoprojekt auf sich? Auf Initiative der WESTFALENPOST sind derzeit zehn Studenten der Hochschule für Künste in Bremen in Südwestfalen unterwegs. Sie sollen mit der Sicht von außerhalb unsere Region betrachten – Avani Tanya und Aleksandra Weber den Kreis Olpe. Dabei halten sie mit ihren Kameras das fest, was ihnen auffällt. Das muss nicht immer schön sein, sondern kann Anlass zu Diskussionen bieten.

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Denn das aktuelle Vorhaben ist die künstlerische Verlängerung der „Mehr als nur WP“-Zukunftswerkstatt. Das aktuelle Projekt knüpft an dieser an – auf künstlerische Weise und mit dem Blick von außen. Avani Tanyas und Aleksandra Webers Professor, Peter Bialobrzeski, hat im Interview zur Auftaktveranstaltung das Ziel des Fotoprojekts so formuliert: „Ziel ist es, das Wesen der Region, das Wesen der Städte und der Landschaft im Bild festzuhalten.“

Die tägliche Arbeit im Kreis

Und genau das machen Avani Tanya und Aleksandra Weber seit dem vergangenen Dienstag. Die beiden Studentinnen wohnen in einer Pension in Attendorn. Von dieser Basis aus erkunden sie im Mietwagen den Kreis Olpe; immer auf der Suche nach Motiven. Aleksandra Weber möchte die Menschen näher kennenlernen. Sie schießt deswegen vor allem Portraits. Avani Tanya macht gerne Fotos, die eine eigene Geschichte erzählen.

Bisher sind die beiden in Benolpe, Helden, Olpe und am Biggesee gewesen. Auch nach Neu-Listernohl sind sie gefahren, um Eindrücke zu sammeln und mit Menschen ins Gespräch zu kommen.

Für das Wochenende erhoffen sich die beiden Studentinnen, dass es viele Touristen an die Bigge zieht. In jedem Fall wollen sie bis Dienstag „intensiv arbeiten“. Und nach der Eingewöhnungsphase, gerade für Avani Tanya aus dem großen Mumbai, ist ihnen klar: „Jetzt geht es so richtig los.“

Drei Fragen an Avani Tanya

1. In ihrer Heimat Mumbai leben 12,5 Millionen Menschen. Was sind ihre ersten Eindrücke vom Kreis Olpe?

Avani Tanya: In Indien habe ich die Ruhe gesucht. Hier habe ich mich gefragt: Wo sind die Leute? (schmunzelt) Das meine ich aber gar nicht böse. Ich finde es ist ein Privileg, hier im Kreis Olpe zu wohnen. In der Großstadt herrscht oft Chaos. Hier führen die Menschen ein organisiertes Leben.

Avani Tanya.
Avani Tanya. © Unbekannt | Unbekannt

2. Wie würden Sie ihre Fotografie beschreiben?

Die Fotos sind mir gar nicht so wichtig. Für mich sind die Geschichten die sie erzählen wichtig. Wenn ich malen könnte würde ich bestimmt auch Bilder malen. Das Medium ist also austauschbar. Ich mache auch Fotos mit dem Smartphone, also Schnappschüsse. Ich versehe meine Fotos zudem meistens mit Text, der dann noch etwas dazu erklärt.

3. Was wollen Sie nach dieser Woche präsentieren?

Ich möchte erfahren haben, wie die Menschen hier leben. Wie sieht der Alltag von ihnen aus. Ich möchte auch erfahren, was junge Leute hier machen.

Drei Fragen an Aleksandra Weber

1. Wie haben Sie die Menschen im Kreis Olpe bisher erlebt?

Aleksandra Weber: Ich habe bisher sehr unterschiedliche Menschen fotografiert – aus allen Altersklassen. Diese waren sehr freundlich zu mir. Auf der Straße habe ich zum Beispiel eine Frau getroffen, die mich spontan zu sich nach Hause eingeladen hat. Dort habe ich dann Portraits von ihr und ihrer Familie gemacht.

Aleksandra Weber.
Aleksandra Weber. © Unbekannt | Unbekannt

2. Was möchten Sie in dieser Woche ablichten?

Ich versuche einen Querschnitt der Menschen hier abzubilden. Deswegen fotografiere ich Menschen in jedem Alter. Ich finde es spannend, das alles hier zu erkunden.

3. Sie fotografieren also die Heimat der Menschen hier. Was bedeutet dieses Wort für Sie?

Für mich bedeutet Heimat, unterwegs zu sein. Ich komme aus Polen. Seit ich fünf Jahre alt bin, lebe ich in Deutschland. Heimat ist für mich also nichts örtliches. Aber meine Familie ist mein Anker. Wenn ich dort zu Besuch bin, zieht es mich aber auch schnell wieder weg. (lacht) Ich muss unterwegs sein.