Kreis Olpe.. In Olpe wurden vor 25 Jahren stationäre Anlagen zur Verkehrsüberwachung angeschafft. Weihnachtsmänner, Sportler und sogar ein Ex-Bundeskanzler: Die Starenkästen haben viel gesehen. Jetzt werden sie abgelöst.

Einen Designpreis haben sie noch nie bekommen, die eckigen, grünen Stahlblechgehäuse am Straßenrand. Und ihr Kosename „Starenkasten“ ist auch nicht gerade schmeichelhaft. Dennoch haben die „Stationären Anlagen für die Überwachung der Einhaltung zulässiger Höchstgeschwindigkeiten“, wie es im Amtsdeutsch heißt, mittlerweile Kultstatus. Seit fast 25 Jahren verrichten sie ihren Dienst im Kreis Olpe und haben seitdem viel geblitzt und noch mehr „gesehen“.

24 000 Temposünder

Die kuriosesten Fotos haben die Mitarbeiter der Bußgeldstelle im Kreishaus, wo alle Blitzerbilder ausgewertet werden, archiviert: Knutschende Pärchen am Steuer, lachende, weinende oder nur staunende Zeitgenossen und sogar ein Weihnachtsmann in voller Montur ist dabei. „Wir hatten auch bekannte Sportler und sogar einen Ex-Bundeskanzler“, schmunzeln die Mitarbeiter der Bußgeldstelle. Aber der Ex-Kanzler saß nur auf dem Beifahrersitz. Namen sind tabu – wegen des Datenschutzes. Unvergessen ist auch der Autofahrer, der an einem Tag gleich drei Mal an gleicher Stelle geblitzt wurde.

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Sie alle bekamen einen Brief aus dem Kreishaus, genau wie 24.000 Temposünder pro Jahr, die im Schnitt von einem der 25 Starenkästen im Kreis „geknipst“ wurden. „Ausnahmen gibt es nicht, nur für Sonderfahrzeuge von Polizei oder Rettungsdienst“, erklärt Heinz Kirchhoff, Fachdienstleiter Straßenverkehr im Olper Kreishaus. Die ersten 18 Anlagen, die der Kreis 1991 als einer der ersten in NRW orderte – für damals immerhin 540.000 D-Mark – wurden noch mit einer Analog-Kamera bestückt. 480 Fotos passten damals auf einen 17 Meter langen Film, der anfangs noch in einer Dunkelkammer Kreishaus-Keller entwickelt wurde. Seit 1997 sind drei Digital-Kameras im Einsatz in den Blechkästen, und die Fotos werden auf USB-Sticks gespeichert.

Akte über Sabotagefälle

Viel dicker als das Fotoalbum ist die Akte über Sabotagefälle. Gleich mehrfach, an der Ronnewinkler Talbrücke auf der B 54 am Biggesee, an der B 55 in Olpe- Oberveischede oder auf der L 539 in Attendorn, rückten Unbekannte mit der Schleifhexe an, um Kasten samt Kamera mitzunehmen. Heute ist das nicht mehr möglich. Die meisten Kästen stehen auf „Antisabotagemasten“ mit rollend gelagerten Stahlstäben im Innern, die das Abflexen unmöglich machen.

In einem Fall hatten die Täter die Kamera in die Lenne bei Finnentrop „entsorgt“. Zwei Jahre später tauchte der Blitzapparat bei Niedrigwasser plötzlich wieder auf. Die Aufnahmen waren noch brauchbar und halfen der Polizei dabei, eine Einbruchserie aufzuklären.

1,5 Millionen Euro

Andere Saboteure griffen zum Farbeimer oder klebten das Glasauge des Kastens zu. Besonders rabiate Täter zerschlugen das runde Glasauge und versuchten mit Brandbeschleunigern, die Kamera zu zerstören. Einige Saboteure konnten übrigens später ermittelt werden. Die Anschaffungskosten einschließlich jährlicher Wartung und Eichung hat der Kreis lange wieder „eingeblitzt“. Pro Jahr nimmt der Kreis Olpe zusammen mit den mobilen Blitzern der Olper Polizei im Schnitt rund 1,5 Millionen Euro an Buß- und Verwarnungsgeldern ein.

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Im Vordergrund stehe aber die Verkehrssicherheit, betont Heinz Kirchhoff. Die Zahlen der Unfalltoten im Kreis Olpe seien stark rückläufig. Die konsequente Geschwindigkeitsüberwachung leiste dazu ihren Beitrag. „Nicht angepasste Geschwindigkeit ist immer noch Hauptunfallursache“, so Kirchhoff.

In diesen Tagen beginnt im Kreis Olpe das Ende der Starenkasten-Ära. In Kirchhundem wird am Montag die erste moderne Anlage mit Lasertechnik in Betrieb genommen. Nach und nach sollen alle „Starenkästen“ durch die neue Technik abgelöst werden.