Thieringhausen. Bei einem Spaziergang stößt eine Familie aus Olpe auf eine Blutspur. Wenig später finden sie einen abgetrennten Lauf von einem Reh.

Für Dorothee Scherer aus Olpe war es ein Schock. Am Samstag war sie mit ihrer Familie und den Hunden oberhalb von Thieringhausen spazieren – als sie plötzlich eine blutige Schleifspur im Schnee entdeckten. Die Familie folgte der Spur und fand einen abgetrennten Lauf von einem Reh. „Ich konnte das erst gar nicht einordnen, was das war“, sagt Dorothee Scherer. „Da erschreckt man sich schon, wenn man sowas sieht.“

Auf der Straße von Thieringhausen nach Altenkleusheim führt rechts ein Weg Richtung Scheiderwald. Ein Stück weiter kommen auf der linken Seite zwei große Wiesen. „Wir sind dann parallel zum Weg die beiden Wiesen entlanggegangen und da sahen wir schon eine blutige Schleifspur“, erzählt Dorothee Scherer. „Wir sind der Spur die Wiese hoch gefolgt. Da haben wir dann drei Stellen mit sehr viel Blut entdeckt und ein Bein von einem Reh. Von dieser Stelle gingen drei oder vier Schleifspuren in verschiedene Richtungen.“

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War es ein Fuchs? Ein Unfall? Oder vielleicht gar ein Wolf? Die Familie wendet sich jedenfalls mit einer E-Mail an das Regionalforstamt Kurkölnisches Sauerland in Olpe. Die Nachricht hat am Samstag auf der Behörde jedoch keiner gelesen. „Am Montag haben wir das dann gesehen, sind aber nicht mehr hingefahren, weil nach 24 Stunden die DNA-Spuren am Kadaver nicht mehr brauchbar sind“, erklärt Marc Muckenhaupt, Fachgebietsleiter beim Forstamt und Wolfsberater. In einem solchen Fall sei es ratsam, sich telefonisch an einen der zuständigen Wolfsberater zu wenden, die Liste inklusive Mobilnummern ist online zu finden. „Das wäre der richtige Weg bei einem Verdachtsfall“, sagt er. „Es gibt immer viele Verdachtsfälle, aber bei den wenigsten ist es wirklich auf einen Wolf zurückzuführen.“

Keine Probe mehr möglich

Marc Muckenhaupt hatte den Fall an das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) weitergegeben. Doch für eine Ursachenklärung war es zu spät. „Eine Probenahme war damit nicht mehr erfolgversprechend möglich“, sagt Wilhelm Deitermann, Pressesprecher beim LANUV und macht bei der Gelegenheit auf die Nachrichtenbereitschaftszentrale des LANUV oder das Wolfs-Funktionspostfach wolf_nrw@lanuv.nrw.de aufmerksam. „Was letztlich passiert ist, kann nicht mehr geklärt werden. Für eine Wolfsbeteiligung gibt es keine Hinweise.“ Auch Johannes Griese, zuständiger Jagdpächter, erklärt, dass es höchst unwahrscheinlich sei, dass es sich um einen Wolfsriss handelt. „Ich habe mir das vor Ort auch angesehen“, sagt Griese. „Da hätten sonst Spuren vom Wolf gewesen sein müssen. Das können höchstens Füchse gewesen sein.“

Ein Aspekt bleibt allerdings unklar: „Was uns wunderte war, dass auf den Bildern Spuren eines Motorrades im Schnee zu sehen waren“, so Wilhelm Deitermann. „Wer hinterlässt mit seinem Motorrad blutige Spuren, da er über Teile eines toten Wildtieres gefahren zu sein scheint?“ Bei der Polizei Olpe liegen laut Pressesprecher Michael Klein jedenfalls keinerlei Hinweise zu dem Fall vor.