Im Alter wird das Gärtnern zur Herausforderung. Dann müssen kleinere Aufgaben her. Eine gute Lösung sind Beete in Griffhöhe, sagt Thomas Kramer.
Ich brauche Ihre Hilfe. Meine Mutter ist über achtzig und hat immer noch einen Gemüsegarten. Wir haben ihn zwar schon kleiner gemacht, aber er ist immer noch für sie zu groß. Allein kann sie ihn nicht bearbeiten und ich habe viel zu wenig Zeit, um ihr bei der Gartenarbeit zu helfen. Aber sie kann einfach nicht von ihrem Garten lassen und besteht darauf, dass er bleibt. Jetzt ist sie auch schon zweimal im Beet gefallen und ein Nachbar musste ihr aufhelfen, weil sie alleine nicht mehr hochkam. Es ist zwar nichts passiert, aber es ist eine Frage der Zeit bis sie sich was gebrochen hat. Haben Sie eine Idee, was wir machen können?
Dieser Hilferuf ist schon einige Jahre her. Die Mutter unseres Kunden wohnte zu der Zeit in Lüdenscheid. Geboren in Schlesien kam sie mit ihrem Mann und dem Sohn als Flüchtling nach Westdeutschland, fanden Arbeit, bauten ein Reihenhäuschen und nach hinten raus einen Gemüsegarten, wie man es von zu Hause aus gewohnt war. Das Gärtnern gehörte von da an zum Alltag wie das Osterei zu Ostern.
Der Garten war ihr Reich
Die Rollen waren klar verteilt, er ging zur Arbeit, sie in den Garten. Am Wochenende und abends half er ihr. Der Garten war ihr Reich, ihr Ding, ihre Aufgabe. Darauf wollte und konnte die alte Dame einfach nicht verzichten. Ich bin dann hingefahren, um mir ein Bild vom Garten zu machen, mit ihr zu sprechen und nach einer Lösung zu suchen. Sie machte mir die Tür auf, betrachtete mich sehr kritisch und legte sofort los: „Ich weiß warum Sie hier sind! Der Klaus will mir meinen Garten wegnehmen!“
Wir haben uns dann in ihre Küche gesetzt und ich habe ihr nach einem Blick in den Garten vorgeschlagen, an einer bestimmten Stelle im Garten ein Hochbeet zu bauen. Sie fand nach einigem Zögern die Idee gut, zumal sie längst selbst erkannt hatte, dass es so mit dem Garten nicht weitergehen konnte. Aber manchmal kämpfen ja Einsicht und Sturheit heftig miteinander.
Sei es drum, wir haben dann das Hochbeet gebaut, die alte Dame konnte weiterhin etwas gärtnern, hatte eine Aufgabe, die sie bewältigen konnte und Klaus kam samstags, um den Rasen zu mähen. Das ging noch eine Zeit lang so weiter, bis sie dann körperlich wirklich nicht mehr konnte und in eine betreute Seniorenwohnung umzog.
Großer Gemüsegarten eher die Ausnahme
Bei der heutigen Gestaltung von Gärten ist der Wunsch nach einem großen Gemüsegarten eher die Ausnahme. Ich wüsste nicht, dass in den letzten dreißig Jahren jemand zu mir gesagt hätte: „Ich hätte gerne ein Gemüsebeet von mindestens 250 m²“. Was aber vermehrt kommt, ist der Wunsch nach einem Hochbeet. Auch jüngere Leute möchten ein paar Kräuter aus dem eigenen Garten haben und mit den eigenen Kindern etwas säen, pflanzen oder ernten.
Dabei ist experimentieren durchaus erlaubt und ich bin beim Urban Gardening immer begeistert, wenn ich sehe, wo und in was man alles Tomaten, Salat oder Kohl pflanzen kann. Das gestiegene Gesundheitsbewusstsein trägt zusätzlich dazu bei, denn was aus dem eigenen Garten kommt, dass kennt man genau und weiß, dass es garantiert aus biologischem Anbau stammt.
Das Ganze muss natürlich händelbar sein und darf nicht in Stress und Zwang enden. Die Lösung mit einem Hochbeet ist daher ideal. Man kann klein anfangen und wenn man merkt, dass man Spaß daran hat und sich der zeitliche Aufwand in Grenzen hält, kann man entweder ein zweites Hochbeet bauen oder das bestehende Vergrößern. Worauf Sie dabei achten sollten, verrate ich Ihnen nächste Woche.
Viel Spaß beim Gärtnern wünscht Ihnen Ihr Thomas Kramer