Siegen-Wittgenstein..


Das Frühlingswetter lockt nicht nur Menschen in die grünende Natur, sondern lässt auch Wildschwein, Reh und Fuchs aktiver werden. Nicht nur dort, wo Warnschilder stehen, steigt jetzt das Risiko von Wildunfällen, wenn die Tiere auf der Suche nach frischem Gras oder neuen Revieren Landstraßen oder Autobahnen kreuzen. Fast 250 000 Unfälle (Infobox) mit Wild gab es allein im Jahr 2013 auf deutschen Straßen.

„Bei Tempo 60 prallt ein kleiner Rehbock mit einer Wucht von etwa einer Tonne auf das Fahrzeug“, so Bernhard Werner Stötzel, Leiter der TÜV-Stationen Bad Berleburg und Erndtebrück. „Bei einem ausgewachsenen Rothirsch sind es sogar fast fünf Tonnen – das entspricht dem Gewicht eines Elefanten.“ Die Experten des TÜV verraten, wie man das Risiko eines Wildunfalls verringern kann und was man beachten sollte, wenn es doch zu einem Zusammenstoß kommt.

Vorausschauend fahren

„Vor allem in den Morgenstunden und der Abenddämmerung sollte man aufmerksam, vorausschauend und etwas langsamer fahren“, rät Stötzel, „und beide Straßenränder gut im Auge behalten.“ Nachts sollte man so häufig wie möglich mit Fernlicht fahren, denn in den Lichtkegeln wirken die Augen der Tiere wie Reflektoren und eine mögliche Gefahr lässt sich früher erkennen. „Wenn Tiere im Scheinwerferlicht auftauchen, sollte man abblenden, damit sie nicht auf das Licht zulaufen“, sagt der TÜV-Fachmann. „Kurzes Hupen kann die Tiere verscheuchen.“ Außerdem gilt: Ein Tier kommt selten allein. Bei einem einzelnen Reh am Fahrbahnrand unbedingt das Tempo drosseln – der Rest der Gruppe ist sicher nicht weit.

Richtig reagieren

Wenn es zu einem Unfall kommt, ist die Reaktion des Fahrers besonders wichtig, um die Folgen so gering wie möglich zu halten. „Auf keinen Fall sollte man dem Tier ausweichen“, warnt Stötzel. „Bei einem Ausweichmanöver kommt der Wagen möglicherweise ins Schleudern. Man läuft Gefahr, von der Straße oder in den Gegenverkehr zu geraten.“ Daher gilt: Wenn ein Tier auf der Fahrbahn auftaucht, rasch abbremsen, gegebenenfalls abblenden und kurz hupen. Wenn ein Aufprall unausweichlich ist, das Lenkrad ruhig und fest halten und versuchen, die Spur zu halten – trotz aller Tierliebe. „Das Verletzungsrisiko ist so deutlich geringer für den Fahrer und andere Verkehrsteilnehmer“, erklärt Stötzel.

Wie bei anderen Unfällen muss der Unglücksort gesichert werden: Warnblinker anschalten, die Warnweste anziehen und Warndreieck aufstellen. Außerdem gilt die Meldepflicht bei der Polizei: „Wer den Zusammenstoß mit einem Tier nicht meldet, selbst wenn das Tier ihn überlebt, begeht Fahrerflucht“, warnt Stötzel. Die Polizei verständigt den Jäger, der sich um das angefahrene Tier kümmert. „Bei Schäden am Auto ist es sinnvoll, den Schaden für die Versicherung zu dokumentieren“, rät der Stationsleiter. Experten des TÜV können mit einem Schadengutachten helfen.