Attendorn. Ein Geschäftsmann kauft ein privates Wohnhaus am Attendorner Bahnhof. Genau dort, wo das neue Einkaufszentrum entstehen soll. Was das bedeutet:

Der Düsseldorfer Investor „Immobilien Treuhand GmbH“ (ITG) muss seine Planungen zum Bau des Wall-Centers am Attendorner Bahnhof in Teilen neu aufziehen. Hintergrund ist, dass ein Geschäftsmann ein privates Wohnhaus an der Straße „Am Zollstock“, das bei den Plänen zur Errichtung des neuen Einkaufszentrums eine wichtige Rolle spielt, erworben hat.

Nach Informationen unserer Redaktion handelt es sich bei dem Käufer um die Firma Dornseifer aus Wenden, die im Attendorner Allee-Center, also nur einen Steinwurf vom neuen Wall-Center entfernt, bekanntlich einen Frischemarkt betreibt und wenig Interesse an einer zusätzlichen Konkurrenz im neuen Einkaufszentrum zu haben scheint. Jörg Dornseifer, Geschäftsführer des Wendener Unternehmens, wollte sich auf Nachfrage dieser Redaktion nicht äußern.


Wie bereits mehrfach berichtet, spielt in den Wall-Center-Planungen des Düsseldorfer Investors ein Lebensmittelsupermarkt eine zentrale Rolle. Ebenso soll eine Filiale der Drogeriemarktkette Müller einziehen und ein großes Parkdeck für rund 160 Autos entstehen.


Die Grundstücke, die am Bahnhof für die Zwecke des neuen Einkaufszentrums bebaut werden sollen, befinden sich größtenteils im Besitz der Stadt und der Tochtergesellschaft VVG. So zum Beispiel der Parkplatz und der Kik. Teilweise befinden sich sie aber auch in Privatbesitz, wie im aktuellen Fall.

Nicht schön, aber verkraftbar

Die von dem Geschäftsmann erworbene Privat-Immobilie steht laut Uli Bock, Fraktionschef der SPD, genau dort, wo nach den Plänen der ITG eines Tages die Zufahrt zur Ladezone errichtet, also der Lieferverkehr geregelt werden soll. Dieses Vorhaben scheint nun erstmal vom Tisch zu sein.


Es sei zwar nicht schön, dass dem Investor das Gebäude quasi vor der Nase weggekauft wurde, ein Beinbruch stelle die neue Situation für das Unternehmen laut ITG-Projektleiter Stephan Raida aber nicht da: „Wenn ein Teilgrundstück nicht mehr überplant werden kann, dann muss die Planung angepasst werden. Das tun wir. Es ändert nichts daran, dass weiterhin ausreichend Platz zur Verfügung steht, um unser Konzept zu realisieren. Attendorn braucht neuen Wettbewerb.“


Das sehen die Fraktionen von SPD, CDU, UWG und Grünen ähnlich. In einer gemeinsamen Presseerklärung zur Entwicklung des Einzelhandels in der Hansestadt schreiben sie unter anderem: „Die Fraktionen (...) sind sich einig, dass ein Verzicht auf das Projekt Wallcenter den Attendorner Einzelhandel im Wettbewerb mit den benachbarten Zentren dauerhaft weit zurückwerfen würde.“

Attendorner kaufen anderswo ein

Bekanntlich gibt es einige Stimmen, vor allem aus dem Einzelhandel, von Dienstleistern und Privatpersonen, die sich mit den neuen Einkaufszentrum am Bahnhof nicht anfreunden können und unter anderem große Umsatzumverteilungen aus der Innenstadt in das Wall-Center befürchten.


Andererseits machen die Fraktionen in ihrer Erklärung auf die unbefriedigende Situation aufmerksam: „Viele Attendorner verlassen zum Shoppen ihre Stadt und geben ihr Geld außerhalb der Hansestadt aus. Allein für die Sortimente Lebensmittel sowie Gesundheit und Körperpflege beträgt der Kaufkraftabfluss laut aktuellem Einzelhandelskonzept 15 Millionen Euro pro Jahr. Dies wirkt sich leider auch negativ auf den Einzelhandel in unserer Stadt aus.“ In diesem Zusammenhang sei auch die Ansiedlung von neuem Einzelhandel im Segment Bekleidung im Cohn-Gelände gegenüber dem Rossmann wichtig.