Attendorn.. Beitrag im Kampf gegen Insektensterben: Jens Boenicke beheimatet auf seinem Campingplatz diesen Sommer ein Bienenvolk von Imker Wolfgang Jenke.
Der Attendorner Campingplatz Hof Biggen hat neue Langzeitgäste: Rund 5000 Bienen verbringen den Sommer auf dem Anwesen von Platzbesitzer Jens Boenicke. Und der Tourismusfachwirt berichtet voller Stolz: „Es ist schön, wenn man etwas Gutes für die Natur tun kann. Da sollten wir alle mit anpacken, wo es nur geht.“
Und um den Bienen einen besonders schönen Platz für die nächsten Monate zu bescheren, pflanzte Boenicke sogar eigens eine kleine Obstbaum-Allee.
Insekten-Hotel
Imker Wolfgang Jenke zeigt sich begeistert von so viel Engagement für die fleißigen Insekten. Bei der Anbringung des Insekten-Hotels werden dann auch gleich die ersten Äste abgesägt, um den Bienen eine gute Sonneneinstrahlung zu garantieren, bevor er sich dann auch in luftige Höhen vorwagt: „Je höher die Behausung der Bienen liegt, desto wohler fühlen sie sich“, erklärt Jenke, der 1972 als Hobbyimker begann und inzwischen als Insektenschützer im gesamten Olper Kreis und darüber hinaus tätig ist.
Gefahr durch Neonikotinoide
Eine immer wichtiger gewordene Arbeit, häufen sich doch gerade in der letzten Zeit die Berichte über das Sterben der Insekten, insbesondere der Bienen durch den Einsatz spezieller Pflanzenschutzmittel, die Neonikotinoide enthalten.
„Diese Mittel enthalten Nikotin, welches die Tiere abhängig macht und sie regelrecht verwirrt“, weiß Jenke und ergänzt: „Es ist wie Alzheimer. Die Tiere vergessen, wohin sie wollten, finden ihren Stamm nicht wieder und verhungern.“ Aber im Sauerland haben die Honigsammler immerhin noch ein besseres Dasein, als zum Beispiel im Rheinland, befindet der Insektenschützer: „Hier gibt es noch viele unbelastete Flächen.“
Ein entspanntes Volk
Auf eine solch unbelastete Fläche auf dem Gelände des Campingplatzes hat er auch seinen Stamm Hausbienen ausgesetzt. Mit gerade einmal 5000 Tieren eine relativ kleine Population. Insgesamt besitzt Wolfgang Jenke 18 Stämme, die durchschnittlich jeweils 40.000 Bienen umfassen. Für das Gelände von Jens Boenicke sollte es aber nun ein besonderes Volk sein: „Zum einen wollten wir einen kleinen Stamm, um ihn auch gut in die Bäume hängen zu können, größere müssten wir auf dem Boden installieren. Zum anderen handelt es sich um ein ganz entspanntes Volk.“
Ein deutlicher Vorteil, der auch Tourismusfachwirt Boenicke erfreut: „Wir wollen unseren Kunden deutlich machen, dass Camping und Natur zwei miteinander verbundene Punkte sind. Und das von einem Bienenvolk keine Gefahr für die Menschen ausgeht.“
Umdenken anregen
Ein ähnliches Bewusstsein möchte auch Wolfgang Jenke schaffen: „Ich bin derjenige, der hier im Kreis zur Stelle ist, wenn irgendwo Bienen, Wespen oder Hornissen umgesiedelt werden müssen.“ Umgebracht werde dabei kein Tier: „Wir finden lediglich einen anderen Platz.“ So lernten sich auch Wolfgang Jenke und der Campingplatzbetreiber Boenicke kennen: „Wir haben ihn gerufen, um Wespennester zu entfernen, kamen dabei ins Gespräch und haben überlegt, wie auch unser Campingplatz einen Teil zum Schutz beitragen kann“, erklärt Boenicke und ergänzt: „Der Bienenschutz geht jeden von uns etwas an.“ Deshalb wolle er künftig auf seinem Hof auch verschiedene Aktionen anbieten, um auf das Bienensterben aufmerksam zu machen.
Imker Wolfgang Jenke hofft ebenfalls, dass sich langsam ein Umdenken bei den Menschen entwickelt: „Natürlich wird aktuell sehr viel berichtet. Aber nicht, weil sich die Leute auf einmal für die Bienen interessieren, sondern weil sie merken, dass es auch für die Menschen gefährlich wird, wenn keine Bienen mehr da sind.“
Friedliches Hausbienenvolk
Das durchschnittliche Alter der Arbeitsbienen im Sommer beträgt vier bis sechs Wochen. Diese Zeit wird das friedliche Hausbienen-Volk von nun an auf dem Campingplatz Hof Biggen verbringen dürfen. Mit Aussicht direkt auf die Burg Schnellenberg, mit Obstbäumen zu allen Seiten und der definitiven Sicherheit vor Neonikotinoiden: Der ganz persönliche Beitrag von Jens Boenicke im Kampf gegen das Bienensterben.