Milchenbach/Oberhundem. Jagdaufseher Hermann Pohl erhebt schwere Vorwürfe. Nach einer Attacke durch ein Wisent hatte sein Hund ein großes Loch im Bauch.

Hermann Pohl schüttelt den Kopf. Er ist heute noch fassungslos, wenn er an den 4. Juni zurückdenkt. Der 72-Jährige war gegen 11 Uhr als Jagdaufseher im Jagdgebiet „Schulte“ in Oberhundem im Revier Rüspe zwischen Hohe Hessel und Kasimierstal unterwegs. „Ich war dort im Wald und habe nach Borkenkäfer-Bäumen gesucht. Mein Hund lag bei dem warmen Wetter im offenen Kofferraum. Plötzlich kam eine Herde von etwa zehn Wisenten auf mein Auto zugelaufen. Mein Hund sprang aus dem Kofferraum und bellte sie an. Der Bulle griff den Hund an und warf ihn drei Meter hoch durch die Luft.“


Beim Besuch unserer Redaktion auf dem Ferienbauernhof Pohl in Milchenbach streichelt der 72-Jährige seinen Basti: „Er ist unser Hof- und Jagdhund.“ Nach der Attacke ist die drei Jahre alte Kopov-Bracke heute wieder wohlauf. Dabei sah es zunächst schlimm aus. „Er hat stark geblutet. Er hatte ein großes Loch im Bauch, die Rippe war abgerissen. Die inneren Organe waren nicht betroffen, aber die Bauchhöhle hatte sich stark entzündet“, erzählt Pohl. Sein Hund sei richtig schnell: „Ich hätte niemals gedacht, dass den ein Wisent kriegt. Aber das war ein richtig flotter Bulle, der ihn auf die Hörner genommen hat.“

Fünf schlimme Wochen

Nach dem Vorfall habe sich Basti hinter dem Auto versteckt. „Als mein Jagdkollege aus Essen und ich von der anderen Seite dazu kamen, zogen sich die Wisente zurück. Wir sind dann sofort zum Tierarzt nach Altenhundem gefahren“, berichtet Hermann Pohl. Es folgten fünf schlimme Wochen für Basti. Er musste mehrmals operiert werden, allein 21 mal fuhr der 72-Jährige mit seinem Vierbeiner zum Tierarzt. Jeden zweiten Tag musste der Verband gewechselt werden. Am 15. Juli wurden schließlich die letzten Fäden gezogen. Dabei ist Hermann Pohl froh, dass seine Kopov-Bracke überlebt hat: „Wenn der Wisentbulle ihn auf den Boden gedrückt hätte, hätte er keine Chance gehabt.“

Der Schuldige für die Attacke auf seinen Hund steht für Hermann Pohl fest: „Die Wisente sind nicht herrenlos, sondern gehören dem Wisent-Verein. Der muss für die verursachten Schäden aufkommen.“ Und: „Der Wisent-Verein betreibt keinen Artenschutz, sondern Tierquälerei. Sobald die Bullen geschlechtsreif werden, müssten sie raus. Dadurch, dass sie aber in der Herde bleiben, gibt es Rangkämpfe und die werden richtig aggressiv. Der Wisent-Verein hat sich nicht darum gekümmert und sie laufen lassen.“


Die Behandlung seines Hundes hat den 72-Jährigen einen Batzen Geld gekostet. Insgesamt betragen die Tierarztkosten 2645 Euro. Das Geld will Hermann Pohl vom Wisent-Verein erstattet haben. Zudem stellt er Fahrtkosten und Zeitaufwand in Rechnung. Insgesamt fordert der Milchenbacher 3275 Euro Schadensersatz.

Jagdkollege ist Zeuge


Dies hat er in zwei Schreiben an die Wisent-Welt in Bad Berleburg unmissverständlich klar gemacht. In dem Schreiben vom 21. Juli heißt es: „Als Zeuge hatten wir im ersten Schreiben schon erwähnt, ein Jagdkollege aus Essen, Herr Robert Kunkel. Er war bei dem Angriff mit dabei. Gern wird er als Zeuge aussagen. Fotos von unserem Hund können wir Ihnen per Mail zukommen lassen.“ Auch die Tierarztrechnungen hat Hermann Pohl dem Schreiben beigelegt. „Die haben sich nicht einmal gerührt“, so der 72-Jährige. Ein weiteres Schreiben von ihm wird es nicht geben: „Ich habe das schon an einen Anwalt weitergegeben. Wenn nichts kommt, klagen wir.“


Auf Anfrage unserer Redaktion teilte Dr. Michael Emmrich von der Pressestelle des Wisent-Vereins mit: „Herr Pohl hat uns erstmals nach knapp vier Wochen mündlich und nach gut sechs Wochen schriftlich über einen angeblichen Vorfall informiert. Der Wisent-Verein erwartet nun einen entsprechenden plausiblen Nachweis von Herrn Pohl, dass sich das Ereignis auch tatsächlich so zugetragen hat, um überhaupt erst einmal eine tragfähige Grundlage über eventuell weiterführende Gespräche zu bekommen.“