Lennestadt/Kreis Olpe. In Sachen Breitbandversorgung gibt es noch zu viele weiße Flecken im Kreis. In Lennestadt liegen sogar falsche Kabel in der Erde.

Letzte Woche Mittwoch im Hotel Klaukenhof in Lennestadt-Burbecke. Die Seminargäste sitzen vor ihren Laptops und plötzlich geht nichts mehr. Die wackelige Internetverbindung über Funk ist mal wieder zusammen gebrochen. Der Ort ist einer von vielen weißen Flecken im Kreis, die noch nicht ans Breitbandnetz angeschlossen sind. Schnelles DSL-Internet ist hier im „Tal der Ahnungslosen“, wie Hotel-Chefin Andrea Remmel sagt, ein Fremdwort.

Letzte Woche meldeten Kreis und Telekom, dass im Juli weitere 3300 Haushalte im Kreis an das schnelle Breitbandnetz angeschlossen werden, bis zum Jahresende sollen dann alle aktuellen Projektgebiete angeschlossen sein. (wir berichteten). Die Weißen Flecken wie Burbecke gehören aber nicht dazu, die kommen frühestens ab 2020 an die Reihe, die letzten erst 2022.

1.400 Haushalte sind davon betroffen, viel mehr als ursprünglich erwartet und das hat einen Grund.

Denn in einigen Orten erlebten die Techniker beim Öffnen der Kabelverzweiger, von denen das Anschlusskabel in die einzelnen Häuser abzweigt, eine teure Überraschung. Nach den Planunterlagen der Telekom sollte dort bereits ein modernes Glasfaserkabel ankommen. Stattdessen fanden die Techniker nur verstärkte Kupferkabel, sogenannte Querkabel vor, die keine schnellere Breitbandübertragung zulassen.

Falsche Kabel in Lennestadt

„Das ist irgendwann mal falsch dokumentiert worden, so dass man glaubte, es würde schon eine Glasfaser bis zum Kabelverzweiger liegen. Das kann viele Jahre her sein und ist im Nachgang auch nicht mehr nachzuvollziehen, auch von der Telekom nicht“, so Dornseifer. Diese „falschen Kabel“ liegen vor allem in Lennestadt in der Erde. „Das gibt es in dieser Form nur im Bereich der Vermittlungsstelle Grevenbrück“, so Dornseifer.

Eine Panne bzw. ein Fehler mit Folgen. Denn nun muss mit großem Aufwand erst ein Glasfaserkabel über mehrere Kilometer zu den betroffenen Bereichen, in Lennestadt u. a. Milchenbach, An der Vogelwarte in Altenhundem, Theten, Germaniahütte oder Sauerland-Pyramiden in Meggen, gelegt werden. Das kostet Geld, in der Stadt Lennestadt allein 8,2 Millionen, von denen die Stadt bei optimaler Förderung fast eine Million selber tragen muss. Die Stadt ist damit mit Abstand Spitzenreiter im Kreis.

Die gute Nachricht ist, der Kreis will aus der Not bzw. Panne eine Tugend machen. Das Glasfaserkabel, das zu den weißen Flecken gelegt werden muss, soll nicht im Kabelverzweiger enden, sondern nun bekommen auch die Häuser direkt einen Glasfaseranschluss. Diese können dann später über das schnellste Netz überhaupt mit Übertragungsraten bis 1 Gigabit pro Sekunde verfügen, ansonsten wären über die alte Kupferlitze vom Verzweiger bis zum Haus nur maximal 30 Megabit pro Sekunde möglich.

Im Mai ist der vorläufige Förderbescheid für den Ausbau der weißen Flecken im Kreishaus eingegangen. Im Zuge des Ausbaus dieser Bereiche sollen auch rund 500 Unternehmen in 39 Gewerbegebieten angeschlossen werden.

Der Kreis will den Ausbau möglichst noch vor den Sommerferien europaweit ausschreiben, Baubeginn könnte Anfang 2020 sein. „Wir hoffen, dass wir einen Anbieter finden, um die weißen Flecken und in Extralosen die Gewerbegebiete auszubauen“, so Martin Dornseifer.

Sicher ist das nicht, denn der teure Ausbau in Randgebiete wie Burbecke oder Milchenbach, wo nur wenige Teilnehmer leben, ist für die Netzbetreiber lange nicht so attraktiv wie in größeren Orten mit vielen potenziellen Kunden. „Wir sind dennoch positiv gestimmt und werden uns überraschen lassen wie in dem gesamten Verfahren“, so Martin Dornseifer.

Tal der Ahnungslosen

Also ist im „Tal der Ahnungslosen“ weiterhin Geduld gefragt, bis das Glasfaserkabel von Oberelspe nach Burbecke und auf den Klaukenhof verlegt wird. Bis dahin wird Andrea Remmel so mancher Buchung hinterher trauern: „Wenn Unternehmen anfragen und hören, dass wir nur eine unsichere 16.000er Leitung haben (16 Megabit), dann sagen sie direkt ab.“ Denn bei Seminaren werden große Datenmengen in Echtzeit übertragen: „Wenn das nicht funktioniert, ist das eine Katastrophe.“