Veischedetal.. Mit vier Staudämmen und Investitionen von vier Millionen Euro will die Stadt Lennestadt das Veischedetal sicher vor Hochwasser machen.
Sanft und harmlos plätschert die Veischede durchs Tal und kaum einer denkt in diesen trockenen Zeiten an Hochwasser. Aber der Bach ist durch viele Engpässe anfällig dafür. Bürger und Stadt wissen das und wollen vorbereitet sein. Am Donnerstagabend stellte die Stadtverwaltung in Kirchveischede den ersten Entwurf des Hochwasserkonzepts für das gesamte Veischedetal vor. Klar ist, wer die Elemente, in diesem Fall das Wasser, im Zaum halten, will muss viel Boden bewegen und viel Geld in die Hand nehmen.
Mehrmals Land unter
Bevor Bürgermeister Stefan Hundt die Bürgerversammlung eröffnete, wurde an den Tischen über das letzte Hochwasser geredet. Jeder von Bruchhausen bis Grevenbrück kann da mitreden. Die Bilsteiner hatte es am 28. Oktober 1998 arg erwischt, als der Bach nach Dauerregen über die Ufer trat und die Ortsmitte überschwemmte. Von den Behörden wurde das Hochwasser damals als 100-jähriges Ereignis eingeordnet. In Grevenbrück ist die Kyrillnacht am 18./19. Januar 2007 in schlechter Erinnerung geblieben. Aber auch zwischendurch waren es immer wieder mal nur wenige Zentimeter bis zum nächsten „Land unter“ im Veischedetal.
Das soll sich in den nächsten Jahren ändern. Mit vier unterschiedlich großen Hochwasserrückhaltebecken will man den Abfluss der Veischede im Hochwasserfall regeln und kontrollieren.
Martin Dornseifer von der Ingenieurgesellschaft Hydrotec aus Aachen/Essen stellte die erste Entwurfsplanung vor. Oberhalb des Ortes Kirchveischede, ca. 100 bis 150 Meter oberhalb der Straße „Am Kattengericht“, die ins Gewerbegebiet Wiesengrund führt, soll der erste Damm aufgeschüttet werden, rund 80 Meter breit, von der B 55 bis zum Hang auf der anderen Talseite, mit insgesamt 30 Meter breiten Böschungen auf beiden Seiten und einer 4,5 Meter breiten befahrbaren Dammkrone. Die Höhe soll etwa vier Meter betragen. Im Bereich des Flusslaufes wird ein „kombiniertes Auslaufbauwerk“ mit einer Stauwand aus Beton und mehreren Schiebern und Klappen errichtet. Mit diesen wird im Hochwasserfall computergesteuert der Abfluss der Veischede und der Rückstau in das rückwärtige Tal Richtung Oberveischede geregelt. Das hört sich gewaltig an, soll aber relativ landschaftsverträglich aussehen. Bürgermeister Stefan Hundt: „Wir wollen keine brutalen Bauwerke in der Landschaft haben.“
Unterhalb von Bruchhausen und im Bereich des Abzweigs zum Jäckelchen werden zusätzlich zwei Vorkaskaden mit einer Dammhöhe von drei Metern gebaut. Das Rückhaltebecken fasst 44.000 Kubikmeter Wasser und würde das Tal innerhalb von fünf Stunden in eine kleine Talsperre verwandeln.
Die drei weiteren Rückhaltebecken, im Hofwiesental oberhalb von Bilstein, bei Bonzelerhammer und in den Veischedeauen in Grevenbrück arbeiten nach dem gleichen Prinzip.
Parallel dazu sollen einige Engstellen im Bachverlauf beseitigt werden, um das Abflussvolumen durchgängig auf 12 Kubikmeter pro Sekunde zu erhöhen. Derzeit fließen an einigen Stellen nur 2,5 Kubikmeter pro Sekunde ab.
Baubeginn frühestens 2020
Bei der Berechnung der Beckengrößen wurden klimatische Veränderungen und Hochwasser über den Wert HQ100 (100-jähriges Ereignis) hinaus berücksichtigt. Dornseifer verspricht sich durch die Maßnahmen deutliche Verbesserungen des Hochwasserschutzes, sagt aber auch: „Einen absoluten Schutz gibt es nicht.“
Bis der erste Damm steht, wird noch viel Wasser durch die Veischede fließen. Sobald die Stadt Genehmigung und Fördermittelzusage in der Tasche hat, beginnt noch vor Baubeginn die Planung für Damm Nummer 2 bei Bilstein, dann kommen Bonzelerhammer und Grevenbrück dran. Der Bürgermeister wagte die Prognose, dass 2020 die Bagger in Kirchveischede rollen könnten, wenn die Grundstückseigentümer mitspielen. Man sei in Gesprächen, „aber man kann die Rechnung nicht ohne den Wirt machen“, so Hundt.