Kreis Olpe/Berlinghausen. Auch die Landwirte im Kreis Olpe sehen sich unterschiedlichsten Anforderungen ausgesetzt.

Gemeinsam mit dem Vizepräsidenten des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Karsten Schmal, hatte Michael Richard, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Olpe, das Thema Milch in den Mittelpunkt des Kreisverbandstages gerückt. Rund 100 Besucher erlebten in der Dorfgemeinschaftshalle Berlinghausen einen informativen Abend zum Thema „Die heimische Milchwirtschaft im Spannungsfeld zwischen Markt und Umweltschutz“.

Vor dem Hauptreferat provozierte der Drolshagener Bürgermeister Ulrich Berghoff in seinem Grußwort das Publikum mit erhobenem Zeigefinger: „Wir haben die Verärgerung der Bauern durch die Demonstrationen wahrgenommen. Doch meiner Meinung nach muss sich die Stoßrichtung der Proteste ändern – zeigen auch Sie, dass Sie die Probleme der Zeit erkennen und bereit für Veränderungen sind.“

Geringe Wertschätzung

Der stellvertretende Landrat Bernd Banschkus schlug sich auf die Seite der Landwirte und mahnte, der Lebensmitteleinzelhandel würde wertvolle Milchprodukte zu Niedrigpreisen verramschen. Das zeuge von zu geringer Wertschätzung hochwertiger Nahrungsmittel.

In seinem Vortrag streifte Karsten Schmal, der auch Präsident des Hessischen Bauernverbandes ist, sämtliche Themen in bekannt souveräner Manier mit höchster Sachkenntnis: Von Ernährungssicherung für eine steigende Weltbevölkerung über sich ständig änderndes Baurecht, was Neubauten für Landwirte nahezu unmöglich macht bis hin zu gesellschaftlichen Veränderungen: „Der Hunger von Menschen als globale Herausforderung steht zunehmend den Erwartungen der Menschen in unseren Breiten gegenüber: Wenn Grundbedürfnisse - bezahlbare und sichere Lebensmittel - gedeckt sind, wollen Konsumenten zusätzlich höhere Bedürfnisse - gesund, umweltfreundlich, nachhaltig - befriedigen“

Grenzen des Wachstums erreicht

In der anschließenden Fragerunde ging es um pflanzliche Milchersatzprodukte wie Haferoder Sojamilch, um den Biomilchmarkt und um die zukünftige Ausrichtung der Betriebe: Sorgen macht den Olper Milchviehhaltern, dass die Bauernhöfe die Grenzen des Wachstums und damit der Arbeitsbelastung erreicht haben, aber trotzdem mit diesem System nicht mehr Geld verdienen. Eine Antwort auf diese komplexe Frage blieb an dem Abend offen.

Goldener Meisterbrief für Herbert Stipp

In seinem Schlusswort ging der stellvertretende Kreisverbandsvorsitzende Bernd Eichert noch einmal auf die Bauernproteste ein: „Wir haben endlich Aufmerksamkeit für die Nöte der Landwirtschaft erreichen können - jetzt müssen Gespräche der Verbände mit der Politik folgen.“


Zu Beginn des Abends ehrte Michael Stinn, stellvertretender Kreislandwirt, zwei staatlich geprüfte Agrarwirtinnen: Katharina Weise aus Drolshagen und Miriam Becker aus Lennestadt (es fehlte Jonas Korte). Den Goldenen Meisterbrief nahm Herbert Stipp (Finnentrop) in Empfang. Es fehlte Johannes Valpertz aus Olpe.