Sporke/Hespecke. Wann über die Genehmigung zur Erweiterung des Steinbruchs bei Sporke/Hespecke entschieden wird, bleibt wegen Kiebitz und Lerche unklar.

Mehr als ein Jahr ist es mittlerweile her, dass im Kreishaus am 21. Februar 2019 der Erörterungstermin zur geplanten Erweiterung des Steinbruchs bei Sporke und Hespecke stattfand. Und immer noch ist unklar, wann über den Genehmigungsantrag entschieden wird. Der Antrag sei noch nicht entscheidungsreif, so Gregor Becker, Leiter des Fachdienst Umwelt im Kreishaus.

Wesentlicher Knackpunkt ist die artenschutzrechtliche Bewertung durch die Untere Naturschutzbehörde beim Kreis Olpe. Dabei geht es vor allem um die Umsiedlung der beiden Vogelarten Kiebitz und Lerche, die im Erweiterungsgebiet beheimatet sind. Sie sollen sich ein paar hundert Meter nördlich Richtung Melbecke niederlassen, um so den Weg für die Bagger frei zu machen. Doch bevor das nicht zweifelsfrei feststeht, wird es keine Genehmigung geben.

„Eine große Herausforderung, aber das ist kein Geheimnis“, so Antonius Klein von der Unteren Naturschutzbehörde beim Kreis Olpe. Alle Feldvögel seien im Moment ein Problem, landes- und auch bundesweit seien die Populationen sehr instabil und im freien Fall. Aber beim Bodenbrüter Kiebitz sei das Problem noch sensibler.

Vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen

Steinbruchbetreiber und Antragsteller Rheinkalk Grevenbrück kennt die Problematik, beschäftigt sich seit rund zehn Jahren mit der Vogelwelt im Steinbruchbereich. Es laufen seit Jahren sogenannte, vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen, die durch ein Monitoring begleitet werden. Rheinkalk selbst hat einen Gutachter beauftragt: „Der Ornithologe des Unternehmens hat Nachweise erbracht von Arten, die im Kreis Olpe bisher noch gar nicht aufgetreten sind, er hat einen guten Job gemacht“, erklärt Antonius Klein. Diese Gutachten sind aber nicht die einzige Informationsquelle.

„Es gibt Ehrenamtliche im Kreis Olpe, die regelmäßig dort oben sind und die Situation im Zweifel verifizieren könnten.“ Was heißt: Ein manipuliertes Gutachten hat keine Chance. Klein: „Jede Information, die wir bekommen, egal von wem, die bewerten wir kritisch und fragen, gibt es Dinge, die dagegen und dafür sprechen, Dann gleichen wir dies mit allen Informationen ab, die uns auch zur Verfügung stehen. Nur behaupten reicht nicht. Ich bin sicher, dass wir am Ende blitzsaubere Daten haben.“

Artenschutzrechtliche Bewertung

Andreas Vetter aus Sporke, der schon im Erörterungstermin die Gegner des Vorhabens vertreten hat, hat große Zweifel, dass man die gelungene Umsiedlung des Kiebitz jetzt schon zweifelsfrei bewerten könne. Zumindest müsse man die nächste und übernächste Brutperiode im Frühjahr abwarten. Für ihn ist es eher unwahrscheinlich, dass der Vogel aufgrund der Kulissenbildung Richtung Norden überhaupt umsiedelbar ist. Denn der Kiebitz brüte nicht auf Gelände mit Bäumen und Strommasten, die dort zu finden sind.

Ist die artenschutzrechtliche Bewertung abgeschlossen, dann liegt der Ball wieder bei der Immissionsschutzbehörde. Eine Prognose über den Ausgang will niemand abgeben, auch nicht Gregor Becker. Der Antragsteller müsse den Nachweis bringen, dass die vorgezogene Ausgleichsmaßnahme ihre Wirkung entfaltet. „Es kann auch sein, dass es überhaupt nichts wird.“

Nämlich dann, wenn der kleine Vogel Kiebitz nicht bereit ist, seine Koffer zu packen und umzuziehen.


>>>INFO:

Das Unternehmen Rheinkalk Grevenbrück GmbH will den Steinbruch langfristig um 20 Hektar erweitern, die Kalksteinförderung von 500.000 auf 1,2 Millionen Tonnen pro Jahr ausweiten.

Dazu müssen jährlich 5,96 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr abgepumpt werden.

Die Bürger in den Orten Sporke und Hespecke sind überzeugt, dass dies nicht ohne Folgen für Ort und Natur bleiben kann. Sie befürchten mehr Lärm und Staub, mehr Verkehr, dadurch weniger Wohnqualität und durch das Abpumpen des Grundwassers das Versiegen ihrer Wasserquellen.