Attendorn. Freie Gewerbeflächen gibt es in Attendorn keine mehr, mit Ausnahme des Industriegebietes Fernholte im Eckenbachtal. Eine verzwickte Situation.

Dominik Geyer bringt das Dilemma auf den Punkt: Verfügbare Gewerbeflächen sind auf dem Gebiet der Hansestadt schlicht und ergreifend nicht mehr vorhanden.

Das Industriegebiet Fernholte: Hier sollen sich eines Tages Firmen niederlassen. Wann, das ist noch nicht klar.
Das Industriegebiet Fernholte: Hier sollen sich eines Tages Firmen niederlassen. Wann, das ist noch nicht klar. © WP | Flemming Krause

Einzige Ausnahme: das geplante Industriegebiet Fernholte im Eckenbachtal. „Doch damit ist das Ende der Fahnenstange schon erreicht“, erklärt der Geschäftsführer der Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH aus Köln, das im Auftrag der Industrie- und Handelskammer Siegen ein Gewerbeflächenkonzept für die Kreise Olpe und Siegen-Wittgenstein ausgearbeitet hatte, am Mittwochabend im Hauptausschuss. Mit anderen Worten: Kann das Industriegebiet Fernholte nicht umgesetzt werden, hat die Stadt ein großes Problem. Ein sehr großes.

Denn dann droht unter anderem der Wegzug heimischer Unternehmen, die sich nicht mehr wie gewünscht in Attendorn vergrößern können. Gewerbesteuer gingen flöten. „Wir haben einen sehr hohen Bedarf, ohne Fernholte können wir diesen kaum noch decken“, weiß Bürgermeister Christian Pospischil um die verzwickte Situation. Er geht sogar noch weiter und betont: „Fernholte würde uns helfen, den ersten Durst zu stillen.“ Das Zustandekommen sei also alternativlos.

Bauamtsleiter Carsten Graumann sieht das genauso. Auf Nachfrage betont er: „Es gibt seit vielen Jahren Interessenten für Fernholte, überwiegend aus dem heimischen Bereich, aber durchaus auch fremde Firmen. Leider müssen wir sie immer wieder vertrösten.“

Quellschnecken gefunden

Doch wann sich die ersten Firmen auf der landwirtschaftlichen Fläche hinter Neu-Listernohl niederlassen können, ist noch offen. Bekanntlich ist dort unter anderem die „Dunkers Quellschnecke“ entdeckt worden, die in einem schützenswerten Biotop lebt. Das hatte zur Folge, dass der kleiner Bachlauf, der mitten durch das Gewerbegebiet laufen würde, an dessen Rand versetzt werden muss. Laut Graumann soll dieses Gewässer in den „neuen“ Planungen schließlich auch um rund 220 Meter verlängert und ökologisch aufgewertet werden. Die Stadt musste deshalb ihr Planfeststellungsverfahren mit Blick auf die notwendige Gewässerverlegung neu gestalten. Zurzeit läuft dieses Verfahren; die Verantwortlichen im Rathaus warten auf die wasserrechtliche Genehmigung des Kreises, bestätigt auch Kreissprecher Hans-Werner Voß. Allerdings müsse die Verwaltung laut Graumann noch einige Arbeiten vornehmen, weshalb die Unterlagen noch nicht vollständig beim Kreis gelandet sind. Parallel versucht bekanntlich die Initiative Eckenbachtal, das Bauvorhaben zu verhindern.

Als Empfehlung gibt Dominik Geyer den Attendornern mit auf den Weg, sich Gedanken über interkommunale Gewerbegebiete zu machen. In den anderen Kommunen gebe es laut Geyer noch verfügbare Flächen, etwa in Finnentrop oder Kirchhundem. Alberto Zulkowski (SPD) kann dem Gedanken durchaus etwas abgewinnen und sagt: „Ich hätte keine Bedenken, wenn sich eine Attendorner Firma im Industriegebiet Wiethfeld weiterentwickelt.“

Klaus Rameil (CDU) äußert sich deutlich skeptischer. Er glaube nicht, dass sich Partner finden würden, die eine solche Zusammenarbeit mit einer reichen Stadt wie Attendorn machen würden. Er plädiert hingegen dafür, die aktuelle Regionalplanung zu überdenken. Denn: „Wir haben auch in fünf Jahren noch kein Eckenbachtal, davon bin ich überzeugt.“ Dem widerspricht Christian Pospischil. Idealerweise soll mit dem Bau des Gewerbegebietes nächstes Jahr begonnen werden.

Brachflächen reaktivieren?

Zur Sprache kommt im Hauptausschuss auch, ob alte Brachflächen reaktiviert werden könnten. Etwa die ehemaligen Hoesch-Hallen. Das Gewerbeflächen-Problem würde dadurch allerdings nur sehr geringfügig gelindert, sieht Georg Ewers von der SPD wenig Potenzial in der Idee.

Marius Becker von den Grünen bringt es schließlich auf den Punkt: „Wir sind dazu verdammt, dass es mit dem Eckenbachtal klappt.“