Kirchhundem.. Nicole und Barbara Meyer haben Geschichte geschrieben: Als erstes homosexuelles Paar im Kreis Olpe sind sie den Bund der Ehe eingegangen.
Regen prasselt unentwegt auf den Asphalt, Sturmböen drücken gegen die Fensterscheiben. Es ist dunkel für einen Donnerstagmorgen. Von außen mag man nicht glauben, dass sich im Elskenhof in Herrntrop, einem Dorf in Kirchhundem, etwas Wunderschönes und zugleich Historisches abspielt. In der gemütlichen, typisch westfälischen Tenne geben sich Barbara Meyer und Nicole Janke aus Wirme (beide 48) das Ja-Wort. Sie sind das erste gleichgeschlechtliche Paar im Kreis Olpe, das den Bund fürs Leben schließt.
Nicole und Barbara heiraten im kleinen Kreis, acht Gäste sind gekommen, engste Freunde und Familie. Die Zeremonie ist schlicht, aber bewegend. Standesbeamtin Daniela Hein lässt viel Persönliches der beiden einfließen. Mal wird gelacht, mal fließen ein paar Tränen. Und nachdem beide „Ja“ sagen, werden die Angehörigen innig umarmt. „Ich kann es nicht glauben“, sagt Nicole, die nun den Nachnamen Meyer trägt. „Ich kann es immer noch nicht glauben“, schüttelt sie den Kopf. Worte, die frisch getraute Paare oft sagen. Doch bekommen sie bei Nicole und Barbara eine ganz andere Bedeutung.
Wie gefesselt
Seit dem 1. Oktober ist die Ehe für alle Gesetz. Nun müssen sich Schwule und Lesben nicht mehr mit der so genannten Eingetragenen Lebenspartnerschaft begnügen. Sie kriegen das Original, die echte Ehe. In den Augen vieler Menschen ist das längst überfällig. Als Bundeskanzlerin Angela Merkel im Juni diesen Jahres in einem Interview sagt, sie könne sich zur Frage der „Ehe für alle“ eine Gewissensentscheidung im Bundestag vorstellen, sind die Meyers wie gefesselt. Und dann geht alles ganz schnell. Anfang August unterzeichnet der Bundespräsident das Gesetz. Nicole und Barbara, beides Kauffrauen, erinnern sich genau. „Wir haben uns total gefreut und am Abend mit Sekt angestoßen. Nicole hat mir wenig später den Antrag gemacht“, grinst Barbara.
Die Meyers warten nicht lange und wenden sich voller Erwartungsfreude ans Standesamt. Doch dort gibt es erstmal einen Dämpfer. „Man hat uns gesagt, die ‘Ehe für alle’ sei erstmal nur ein politischer Schnellschuss“, erinnert sich Nicole. „Außerdem wusste man beim Standesamt noch gar nicht, wie das alles formal ablaufen soll. Das war erstmal enttäuschend für uns.“ Es sollte aber nur ein Stolperstein sein. Wenige Tage später kehren Barbara und Nicole mit Gewissheit aus dem Rathaus, dass sie am 5. Oktober 2017 heiraten würden. „Verheiratet zu sein ist noch mal etwas anderes. Das ist eine offizielle Bestätigung und Anerkennung für uns“, findet Nicole.
Gefunkt bei einer Motocross Show
Kennengelernt haben sich die Meyers vor drei Jahren in Bad Berleburg, gefunkt hat es aber erst bei einer Motocross Show in Winterberg. Davor waren sie nur befreundet, aber es wurde mehr draus. „Bei dieser Show war es total voll, da sind wir dann aneinander gerückt, haben uns in den Arm genommen“, erinnert sich Barbara: „Das war für uns total ungewohnt, wir waren vorher nur mit Männern zusammen. Wir wussten erstmal nicht so recht, was mit uns passiert.“ Das wussten sie auch nicht, als sie sich Familie und Freunden gegenüber geoutet haben. Doch die Reaktionen haben die Meyers nur bekräftigt: „Wir haben positives Feedback bekommen. Auch bei uns zu Hause in Wirme haben wir keine Probleme. Wir gehen ganz offen damit um“, sagt Nicole.
Groß feiern kann das frisch getraute Paar am Hochzeitstag nicht. Schon früh am nächsten Morgen geht es in die Flitterwochen. Kreta, 23 Grad, Sonne, gutes Essen. Aber die große Sause holen Nicole und Barbara nächstes Jahr nach. Denn dann wird kirchlich geheiratet. „Wir haben einen evangelischen Pastor gefragt - und der hat sofort zugesagt,“ freut sich Nicole auf das Ereignis, das dann vielleicht nicht mehr historisch sein wird. Aber wunderschön wird es allemal.