Kreis Olpe. Michael Kopsan ist im Einsatz für die Opfer. Der Kriminalhauptkommissar bei der Kreispolizeibehörde Olpe bietet Hilfe an.

Strafverfolgung und Gefahrenabwehr sind ureigenste Aufgaben der Polizei. Doch es gibt eine weitere wichtige Säule der Arbeit, wie Kriminalhauptkommissar Michael Kopsan im Gespräch mit unserer Zeitung betont: „Man hat erkannt, dass die Polizei nicht nur Täter jagen, sondern sich auch um die Opfer kümmern muss. Früher stand die Ermittlung des Täters im Vordergrund. Das hat sich Gott sei dank in den letzten Jahren gewandelt. Opferschutz nimmt auch mittlerweile in der Ausbildung einen großen Stellenwert ein. Die Rechte der Opfer sind gestärkt worden.“

Seit 2015 ist der 57-Jährige Opferschutzbeauftragter bei der Olper Polizei. Er habe immer das Einsatzgeschehen im Blick und werde von den Kollegen, vor allem bei Gewaltstraftaten, informiert. „Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht Kontakt zu Geschädigten aufnehme. Die entscheidende Frage ist, ob sie Hilfe in Anspruch nehmen wollen. Ich vermittle dann weiter. Viele sind total belastet von der Tat, wissen nicht mehr ein noch aus. Der eine braucht Beratung, der andere Betreuung“, so Michael Kopsan, der unterstreicht: „Ich mache keine psychotherapeutische Beratung. Wenn ein Opfer traumatisiert ist, verweise ich weiter an externe Stellen. Wichtig ist, ein gutes Netzwerk zu haben. Ich kenne alle Hilfseinrichtungen im Kreis Olpe.“

Mitschüler beraten

Häufig verweise er auf den Weißen Ring, mit dem er eng zusammen arbeite. Über diesen würden Opfer auch zeitnah einen Termin in der Trauma-Ambulanz bekommen. Erste Anlaufstelle nach häuslicher Gewalt seien Frauenhaus und Frauenberatungsstelle. „Ein Opfer hat von Anfang das Recht zu erfahren, wie das Strafverfahren abläuft. Da gibt es berechtigte Ängste. Ich erkläre dies den Opfern.“

In Fällen von Stalking und häuslicher Gewalt mache er keine Rechtsberatung, gebe aber entsprechende Hinweise. Ein Annäherungsverbot müsse beim Amtsgericht beantragt werden: „Die Opfer bekommen von mir ein Merkblatt, mit dem sie zum Gericht gehen. Dort wird das geprüft. Wenn Gefahr für Leib und Leben besteht, geht das recht zügig. Der Antrag wird dem Täter vom Gerichtsvollzieher zugestellt. Wenn er sich nicht daran hält, begeht er eine Straftat.“

Im Einsatz war Opferschutzbeauftragter Kopsan auch im vergangenen Jahr, nachdem ein 16-Jähriger an der Gesamtschule Wenden von seinem Mitschüler (14) erwürgt worden war. Im Verfahren vor dem Siegener Schwurgericht mussten mehrere Mitschüler als Zeugen aussagen. „Fast alle sind vorher bei mir gewesen. Ich habe ihnen erklärt, wie das abläuft, um ihnen die Ängste zu nehmen“, sagt Kopsan. Während der Suchaktion sei er bei der Familie des Jungen in Rothemühle gewesen: „Es ging darum, sie auf dem Sachstand zu halten, dass sie die Nachrichten aus erster Hand und nicht über soziale Medien erfahren.“

Eltern zum Gericht begleitet

Frühzeitig habe er die Familie des getöteten Jungen an den Weißen Ring vermittelt, so Kopsan. Er selbst habe die Eltern bei der Urteilsverkündung ins Siegener Landgericht begleitet. Marie-Theres Hanfland-Ulrich vom Weißen Ring habe sie gut auf das Urteil vorbereitet: „Sie waren gefasst und ruhig. Allerdings war der Vater ein bisschen aufgewühlter als die Mutter. Wir hatten das Glück, dass ein Kollege mit der Familie befreundet ist und er viel abgefedert hat.“ Zur Frage, ob das sein schlimmster Fall als Opferschutzbeauftragter bei der Olper Polizei gewesen sei, sagt Kopsan: „Ja.“


Beim Verdacht des sexuellen Missbrauchs eines Kindes innerhalb einer Familie in Kirchhundem am 26. Januar war Michael Kopsan ebenfalls im Einsatz: „Ich habe Kontakt zur Mutter aufgenommen und sofort den Weißen Ring eingeschaltet. Da ist professionelle Hilfe gefordert.“ Und: „Wenn Kinder involviert sind, ist es besonders schlimm. Das lässt keinen kalt. Ich bin fast 40 Jahre bei der Polizei, aber es gibt immer wieder Fälle, die einen mitnehmen, auch über den Dienst hinaus.“

Auch Kollegen geholfen

Zudem hat der 57-Jährige bisher mehrere Einbruchsopfer betreut. Dabei sind die Folgen völlig unterschiedlich: „Manche nehmen Veränderungen im Haus vor und fühlen sich wieder sicher. Auf der anderen Seite verkauft jemand sein Haus, weil er nicht mehr darin leben kann, weil fremde Menschen in seiner Wäsche gewühlt haben.“ Eine Attendornerin berichtet, dass sie sich nach einem Einbruch im Jahr 2013 eine Woche lang gewaschen hat und unter Schlafstörungen litt. Ein Jahr lang dauerte es, bis sie den Einbruch verkraftet hatte.


Michael Kopsan ist auch zuständig, wenn seine Kollegen zum Opfer werden. Er erinnert sich an einen Fall vor zwei Jahren in Rothemühle: „Zwei Kollegen machten nachts eine Kontrolle. Als sie sich näherten, schoss ein Mann auf einen Kollegen. Gott sei dank war es nur eine Schreckschuss-Pistole.“ Er habe den beiden Kollegen zur Seite gestanden. Zudem gebe es innerhalb der Polizei psychosoziale Unterstützergruppen. Die Beamten hätten das Geschehen ganz gut verarbeitet.