Wetter. Kleine Gegendemo mit Plakat „Rassismus ist keine Alternative“. Streit um Aufnahmen mit dem Handy eskaliert schnell. Staatsschutz ermittelt.

Eine Rangelei unweit eines AfD-Wahlkampfstandes am Ruhrtalcenter in Wetter schlägt hohe Wellen. Während das Wahlkampfteam den Stand am Samstag kurz nach Mittag abbaute, gingen zwei Männer aufeinander los. Einer von ihnen hatte sich über längere Zeit mit einem Plakat „Rassismus ist keine Alternative“ nur ein paar Meter neben dem Wahlkampfstand postiert. Seinen Gegner in der Auseinandersetzung bezeichnet er auf der Internetplattform „X“ (vormals Twitter) als „Afd-Sympathisanten“. Ob dieser etwas mit dem Wahlkampfstand zu tun hatte? Von Alexander Maurer, dem Organisator des Standes, kommt ein klares Nein. Der Mann sei der Standbesetzung nicht bekannt. Maurers Versicherung: „Die AfD war an diesem Tag in Wetter keine unmittelbare Konfliktpartei.“

Beim Bündnis Ennepe-Ruhr stellt sich quer (ENSSQ) liest sich das anders. „Afd greift zu körperlicher Gewalt“ steht über einer Pressemitteilung über zwei Auseinandersetzungen am Wochenende. Von massiven verbalen Attacken von zwei AfD-lern vor dem Büro der SPD in Witten ist darin die Rede, körperliche Gewalt gab es vor dem Ruhrtalcenter in Wetter. Hier sei ein Aktivist und Blogger tätlich angegriffen worden. „Dieser nahm sein Recht auf freie Meinungsäußerung wahr und stand mit einem antirassistischen Plakat friedlich am Rande des Infostandes“, heißt es weiter bei ENSSQ, „sein Handy, mit welchem der Angriff dokumentiert wurde, wurde ihm entwendet.“

Angst vor mehrfachem Rippenbruch

So liest es sich auch bei dem Mann, der mit seinem Plakat gegen den AfD-Stand protestiert hatte. „Liege seit Stunden im Krankenhaus“, schrieb er später am Samstag auf „X“ zu einem Bild mit Braunüle im Unterarm. Seine Darstellung des Vorfalls: „Ein AfD-Sympathisant griff in Wetter nach meinem Handy und entriss es mir. Danach kam es zur Rangelei, wobei mir der AfD-Sympathisant höchstwahrscheinlich mehrere Rippen gebrochen hat.“ Nach sieben Stunden Krankenhaus postete er dann die vorläufige Entwarnung: Keine Fraktur, aber eine schlimme Rippenprellung in direkter Nähe zur Milz.

Die AfD bezeichnet den Mann mit dem „Rassismus ist keine Alternative“-Plakat als „kreisweit bekannten ,Aktivisten‘ aus der linken Szene“. Wiederholt habe dieser einzelne Personen nun in Wetter gefilmt oder fotografiert, die sich in der Nähe des Wahlkampfstandes aufgehalten hatten. Die Aufnahmen mit dem Handy haben sich als sehr herausfordernd erwiesen. Darum habe es sich dann auch in dem Streit gedreht, der schnell zur Rangelei ausartete. „Auslöser war das Filmen“, so Alexander Maurer. Zwei Mal sei er bei der Auseinandersetzung dazwischen gegangen, und als der Demonstrant offensichtlich bewegungsunfähig am Rand der Busspur gelegen habe, hätte er den Bus gestoppt, um Schlimmeres zu verhindern. Den Rettungswagen allerdings hätten andere gerufen.

+++ Hier gibt‘s mehr aus Wetter und aus Herdecke +++

Auch die Polizei war zum Ort der Auseinandersetzung am unteren Eingang des Ruhrtalcenters gerufen worden. Unterdessen ermittelt der Staatsschutz. Auf Anfrage bestätigt das nun zuständige Polizeipräsidium in Hagen: Geschrieben worden seien zwei Strafanzeigen wegen wechselseitiger Körperverletzungen zwischen zwei Männern. Der eine habe sein Anti-Rassismus-Plakat hoch gehalten, der andere sei aus Richtung von dem AfD-Stand auf diesen zu gekommen. Schließlich habe die Rangelei beide Kontrahenten verletzt. Der Plakat-Träger sei ins Krankenhaus gebracht worden, der zweite Beteiligte habe zumindest nicht direkt medizinisch behandelt werden müssen.

Auf Nachfragen der Redaktion zum näheren Hergang hat der Plakat-Demonstrant bislang nicht geantwortet.