Wetter/Braunschweig/Bamberg. Cyber-Kriminalität im großen Stil: Ermittlungen münden in zwei Festnahmen. Fast wäre verdeckter Einsatz in Wetter aufgeflogen.

Mitten in einen verdeckten Einsatz ist ein Ehepaar aus Wetter am Mittwoch geraten. Im Bereich Haus Hove war den beiden Grundschöttelern ein offenkundig besetzter Kleinbus aufgefallen, der über einen längeren Zeitraum auf der Stelle stehen blieb. Die Frau sprach einen der Insassen an und wurde gebeten, bitte unauffällig weiter zu gehen, um den Einsatz nicht zu gefährden. War das wirklich Polizei, fragten sich die Wetteraner.

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Nun haben sie Gewissheit: Die Polizei in Braunschweig hat bekannt gegeben, am Mittwoch gleich an zwei Stellen in Wetter verdeckt ermittelt zu haben. Mit Erfolg: Ein 26-jähriger Wetteraner sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Er soll der Drahtzieher beim Widerverkauf von durch Phishing ergaunerten Gutscheinen sein. Auch ein zweiter Wetteraner wurde festgenommen, wenn auch nur vorübergehend.

Fast 100 Geschädigte in ganz Deutschland

Vorausgegangen waren intensive Ermittlungen der Zentralen Kriminalinspektion Braunschweig und der Zentralstelle Cybercrime Bayern. Am Mittwoch dann wurden zwei Objekte in Wetter durchsucht. Dabei wurde ein 26-jähriger Wetteraner festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, sich Zugangsdaten zum Online-Banking von mindestens 93 Geschädigten aus dem gesamten Bundesgebiet verschafft und anschließend Telefonanrufe bei den später Geschädigten technisch unterstützt und organisiert zu haben.

Die Tätergruppe soll dabei nach einem klar strukturierten Muster vorgegangen sein. Sie gelangte an Zugangsdaten und Kontaktinformationen der Geschädigten, wobei viele dieser Geschädigten die Daten zuvor auf betrügerischen Online-Shops im Internet hinterlassen haben. Anschließend wurden die Geschädigten telefonisch kontaktiert. Der Anrufer gab sich als Mitarbeiter der jeweiligen Bank aus und überzeugte die Betroffenen, ein angeblich notwendiges Sicherheitsupdate durchzuführen. Dabei wurden die Zugangsdaten und die für die Aktivierung virtueller Debitkarten erforderlichen Freigabecodes abgefragt.

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Der den Kontoinhabern entstandene Schaden beläuft sich nach bisherigem Stand der Ermittlungen auf rund 450.000 Euro. Der 26-Jährige aus Wetter wurde am Donnerstag dem zuständigen Ermittlungsrichter in Bamberg vorgeführt und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. Ein weiterer Wetteraner, der an der Verwertung von Gutscheinen beteiligt gewesen sein soll, wurde nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen entlassen.

Bereits im Dezember 2022 nahmen die Ermittler zwei weibliche Tatverdächtige und einen männlichen Tatverdächtigen fest. Dieser kontaktierte die Opfer telefonisch und gab sich als Mitarbeiter der jeweiligen Bank aus. Alle drei wurden im Februar 2024 vom Landgericht Bamberg zu Gesamtfreiheits- bzw. Jugendstrafen, deren Vollstreckung zur Bewährung ausgesetzt wurde, verurteilt.