Wetter/Herdecke. Trümmerteile und auf der Fahrbahn umher laufenden Menschen: Ralf Tonetti hilft mitten im Chaos auf der A1, das ein LKW-Fahrer ausgelöst hat.
In den Jahrzehnten bei der Feuerwehr hat Wetters Feuerwehrchef Ralf Tonetti schon viel gesehen. So etwas aber noch nicht. Haufenweise demolierte Autos, viele Menschen auf der Fahrbahn. „Das war ein Bild der Verwüstung“, blickt Tonetti auf den Samstagseinsatz zurück, nachdem ein 30-jähriger LKW-Fahrer mit seinem Gespann erst auf der A46 und dann auf der A1 eine Unfallserie verursacht hatte. Erst zwischen den Anschlussstellen Volmarstein und Hagen kam der Laster zum Stehen.
Rettungseinsätze auf der A1 gehören nicht zu den Aufgaben der Freiwilligen Feuerwehr Wetter. Die Bezirksregierung hat dem Streckenabschnitt durch den Ennepe-Ruhr-Kreis bis nach Hagen die Berufsfeuerwehr in Schwelm und ständig besetzte hauptamtliche Wache in Gevelsberg zugeordnet. Von hier rückten die Rettungskräfte auch aus und versuchten, sich durch den Rückstau wegen des quer stehenden LKW einen Weg bis zum Unfallverursacher zu bahnen. Tonetti war trotzdem im Einsatz.
Wagenburg für Einsatzkräfte an Anschlussstelle Volmarstein
Als Kreiseinsatzleiter war Wetters Feuerwehrchef zum Großeinsatz auf der A1 gerufen worden. Den Einsatz übernommen hat er dann aber nicht. Der Einsatz wurde bereits von Schwelm aus geführt, und dabei blieb es. Ein bei der Feuerwehr nicht unübliches Verfahren, wie Tonetti erklärt. So bleibe die Leitung in Händen desjenigen, der den Einsatz von Anfang an mit gelenkt hat. Als Helfer dabei war Tonetti dennoch bis in die späten Abendstunden.
Im Bereich der Anschlussstelle war auf der Autobahn ein sogenannter Bereitstellungsraum geschaffen worden - eine Art Wagenburg für die Einsatzkräfte. Von hier wurde auch der Abtransport der Verletzten organisiert. Neun waren es im Bereich zwischen Volmarstein und dem Endpunkt der Chaos-Fahrt auf Hagener Stadtgebiet. Mit dem Wissen, dass es von dieser Seite her bei Blechschäden und Verletzungen geblieben war, kam für Ralf Tonetti dann langsam die Erleichterung.
„Für Emotionen war am Anfang nicht viel Platz“
Von einer möglichen Amokfahrt war zunächst die Rede. Ebenso von Gefahrenstoffen, die ausgetreten sein könnten. Für Ralf Tonetti war es zunächst einmal wichtig, in all dem Durcheinander die Ruhe zu bewahren und die Lage unter Kontrolle zu bringen. Trotz der vielen zunächst ungeklärten Fragen. Sachlich abarbeiten sei angesagt gewesen. „Für Emotionen war am Anfang nicht viel Platz“, so der erfahrene Feuerwehrmann, selbst wenn dieser Einsatz auf der A1 „eine große Nummer war.“
Während die Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr in Wetter also nicht alarmiert wurden, gab es bei der Freiwilligen Feuerwehr in Herdecke zumindest einen Voralarm. Bei der Wehr in Herdecke steht auf einem Außengelände an der Wittbräucke ein „Abrollcontainer für den Massenanfall von Verletzten.“ Er gehört dem Kreis. Und dieser Abrollcontainer sollte jederzeit zum Trümmerfeld auf der A1 mit den zahlreichen Verletzten gebracht werden können. Zum Einsatz kam der Container dann aber nicht, trotz der insgesamt 19 Verletzten und 50 beschädigten Fahrzeuge bei der Chaosfahrt am Samstagnachmittag.
Eine zeitlang konnte aber wohl eine Ausweitung des Einsatzes auf der Autobahn nicht ausgeschlossen werden. So baute die Feuerwehr ihren Infostand auf dem Herdecker Weihnachtsmarkt ab, um für eine mögliche Mobilisierung besser vorbereitet zu sein. Stattdessen kam dann abends die Entwarnung.
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