Wetter. Hausschwamm in den Wänden und Löcher im Dach: Die Villa Vorsteher wird die Bürger fast eine Million Euro kosten.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, weiß Thomas Ritter, und so zeigt er die Aufnahmen von bröckelnden Balken, herausgenommenen Gefächern und vor allem Lecks in der Dachlandschaft. Der Diplom-Architekt aus Bochum hat sich im Auftrag der Stadt Wetter die Villa Vorsteher angeschaut. Und den Bleistift gespitzt: Auf rund 900.000 Euro addieren sich bei ihm die Kosten für eine Sanierung des Bürgerhauses. John Fiolka, Politiker der SPD und Vorsitzender im Bauausschuss, spricht von einer „Schreckensnachricht“, dankt aber für die Klarheit.
Gustav Vorsteher hat die Villa 1895 bauen lassen. Das Haus des damaligen Bürgermeisters ist heute im Besitz der Stadt und dient vielen Gruppen als regelmäßiger Treffpunkt. Die Volkshochschule bietet hier ihre Veranstaltungen an, Vereine und Parteien sind Dauergäste. Auch für Weihnachtsfeiern ist die Eingangsetage mit ihrem großzügigen Treppenhaus gebucht.
Für das Baujahr noch gut in Schuss
Für all diese Nutzer hat Gutachter Thomas Ritter immerhin die gute Nachricht: Auch während der Sanierung werden die Räume im Erdgeschoss frei zugänglich bleiben. Einschränkungen werde es dennoch geben: Ist die Villa erst einmal vollständig eingerüstet, wird weniger Licht in die Veranstaltungsräume dringen. Dazu werde „hier und da mal eine Säge laufen“, aber ganz müssen die Wetteraner wohl nicht auf ihre Gute Stube verzichten.
Grundsätzlich hat Architekt Ritter festgestellt: „Das Gebäude ist für sein Baujahr in einem guten Zustand, aber in die Jahre gekommen.“ Die letzte Grundüberholung ist Jahrzehnte her. Besonderes Problem: Das Dach ist an vielen Stellen nicht mehr dicht. Bei der derzeitigen Witterungslage etwa laufe das Wasser täglich literweise in das Gebäude hinein, so der Gutachter. Hinzu kommen ausgewaschene Fugen zwischen den Ziegelsteinen, vor allem aber: Schwamm. Also ein Pilz, der das Holz befällt und sich davon ernährt.
Das vom Hausschwamm befallene Holz muss raus. Im Dachbereich am Kamin ist der Schwamm gut zu erkennen. „Vieles ist aber noch nicht sichtbar oder erfasst“, so Thomas Ritter. Hausschwamm ist tückisch, sagt er. Er könne auch mal vorübergehend ruhen. Die Gefahr sei damit aber nicht gebannt. Viel Detailarbeit sei angesagt, auch bei den Schäden am Naturstein. Von Ergänzungen spricht er, nicht unbedingt vom Austausch von Steinen.
Die errechneten 892.000 Euro für die Sanierung werden nicht das letzte Wort sein. Thomas Ritter ist allerdings sicher: „Darunter ist das nicht zu machen.“ Die Stadt Wetter hofft auf Fördermittel. Mehr als 30 Prozent der Kosten werden diese aber nicht abdecken. Die entsprechenden Anträge laufen und sind nicht die einzige Unsicherheit für die Umsetzung: Das Wetter spielt eine große Rolle für die Arbeiten, die im Mai des nächsten Jahres beginnen sollen. Offen ist, wie schnell und ob überhaupt Fachfirmen zu finden sind. Und auch der Materialersatz beispielsweise beim speziellen Schiefer dürfte nicht so einfach sein.
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Das Obergeschoss sei während der Dach- und Fassadensanierung keinesfalls nutzbar, warnt Gutachter Ritter schon mal vor. Was sagt er zur Dauer der nötigen Arbeiten? „Unter einem Jahr ist die letzte Schubkarre nicht weggefahren“, gibt er plastisch zur Antwort. Und wird konkret: Anderthalb Jahre werde ab Baustart die Überholung des Bürgerhauses in Anspruch nehmen. Und wie lange wird die Villa dann keine Probleme mehr machen, will Wolfgang Cornelsen (SPD) auch mit Blick auf nachfolgende Generationen von Steuerzahlern in Wetter wissen. Eine Jahreszahl bekam er nicht zur Antwort. Thomas Ritter versicherte allerdings: „Es handelt sich um eine nachhaltige Maßnahme.“