Fotos und Video vom Marsch durch Wetter: Demag im Warnstreik
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Wetter. Mehr Lohn: 500 „Demagogen“ gehen vom Werk zur Kundgebung am Bahnhof. Die IG Metall hat sich in den Tarifverhandlungen mit Arbeitgebern geeinigt.
Sollten Mitarbeitende der Demag nun Probleme mit ihrer Schulter haben, könnte es sich um Nachwirkungen des Warnstreiks am Montag handeln. Nach einem Spaziergang vom Werk an der Ruhrstraße zur Kundgebung am Bahnhof haben Redner die rund 500 Teilnehmenden dort immer wieder aufgefordert, zu bestimmten Fragen die Hände zu heben und quasi abzustimmen. Fast alle Arme gehen beispielsweise nach oben, als es um die Bereitschaft zu einer weiteren Protestaktion im Zuge der laufenden Tarifverhandlungen geht.
Schlechtes Wetter, guter Zuspruch
Um 9 Uhr greift Jens Mütze vor dem Demag-Werkstor zum Mikrofon. Der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Hagen freut sich über die vielen Angestellten und auch einige Ruheständler, die sich trotz des schlechten Wetters an der freiwilligen Aktion beteiligen und sich am Stand der Gewerkschaft mit Trillerpfeifen oder Regenjacken ausstatten. „Wir streiken“ steht auf den dünnen Westen, die sich dann 15 Minuten lang wie ein Bandwurm durch die Innenstadt von Alt-Wetter schlängeln. Ähnlich wie beim nächtlichen Fackelzug vor zwei Wochen brennen auch jetzt wieder kurzzeitig bengalische Feuer, als die Gruppe am Kreisel in die Kaiserstraße abbiegt. An der Spitze der Bewegung ein Banner, darauf der Spruch „Komm, wir holen uns das Geld!“ und ein Raubtier mit gefletschten Zähnen.
Die Bilder zum Warnstreik der IG Metall bei der Demag Wetter
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Ankunft am Bahnhof. Kaffee trinken, Brötchen essen und zuhören. Denn nun wird es inhaltlich. Jens Mütze spricht zur Menge und betont, dass die Gewerkschafts-Forderung nach sieben Prozent mehr Lohn gerechtfertigt seien. „Das ist auch in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht vermessen, Ihr müsst kein schlechtes Gewissen haben“, so der Chef der IG Metall im hiesigen Bezirk rund um Hagen. Auch die Arbeitnehmer stehen vor permanenten Herausforderungen und müssten sehen, wie sie angesichts gestiegener Preise ihren Alltag bewältigen.
Einsatz für junge Leute
Gleiches gelte für die Auszubildenden. Die sollen im Zuge der aktuellen Verhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie 170 Euro mehr im Monat erhalten. „Auch das ist angemessen“, sagt Mütze und verweist darauf, dass mittlerweile immer mehr junge Leute erst mit Anfang 20 ihre Lehre beginnen und daher mehr Geld als Jüngere brauchen. Den Ball nimmt als nächste Rednerin Ivonne Eisenblätter auf. Die Demag-Betriebsratsvorsitzende betont, dass die hiesigen Kranbauer angesichts des Fachkräftemangels richtigerweise viel Wert auf nachkommende Generationen legen.
Nicht allen Firmen geht es schlecht
Berufstätige stehen heutzutage „unter einem ständigen Druck, wer weiß das besser als wir. Und wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Arbeit schlecht geredet wird“, sagt Eisenblättter. Sie erhält Applaus, als sie auf den Mutterkonzern Konecranes und dessen kürzlich veröffentlichtes Quartals-Rekordergebnis verweist. Generell dürfen sich daher die Belegschaften in tarifgebundenen Betrieben nicht mit einem schlechten Verhandlungsergebnis „abspeisen“ lassen.
Mit dem Vortrag der Demag-Vertrauensleute Bruno Lötsch und Jörg Baumeister beginnt die Fragestunde. Immer wieder gehen die Hände nach oben, als sich jene melden sollen, die gestiegene Energiepreise, höhere Lebensmittelkosten und ein eingeschränktes Konsumverhalten spüren. „Die Erfolge der Firmen sind auch unsere Erfolge, daher fordern wir eine gerechte und faire Bezahlung“, so das Duo. „Dafür müssen wir laut und stark bleiben und bis zum Ende kämpfen.“
24-Stunden-Streik als nächster Schritt denkbar
Jens Mütze („Von Wetter und Hagen geht hiermit ein starkes Signal für unsere Forderungen hinaus ins Land“) will zum Abschluss der Kundgebung von den Anwesenden wissen, ob sie sich im Falle eines Scheiterns der Tarifverhandlungen weitere Reaktionen vorstellen können. „Wärt Ihr bereit für die nächste Eskalationsstufe und einen 24-Stunden-Streik in der nächsten Woche?“ Wieder gehen so gut wie alle Hände nach oben, ehe die „Demagogen“ nach 90 Minuten wieder ins Werk zurückkehren.
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Warnstreik der IG Metall - und Hunderte von der Demag ziehen am Montagmorgen durch Wetter (später mehr; Video: Steffen Gerber)
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Zuvor hat Horst-Werner Maier-Hunke als Vorsitzender des Märkischen Arbeitgeberverbandes die IG Metall kritisiert: „Kriege und Krise, Trump-Comeback und Ampel-Aus – ist jetzt wirklich der richtige Zeitpunkt für Warnstreiks? Wir brauchen stattdessen eine konstruktive Zusammenarbeit. Streiks sind das völlig falsche Signal.“ Unrealistische Forderungen erschwerten die Lage.
Dann der Durchbruch am frühen Dienstag: Nach einer langen Nacht und 18-stündigen Verhandlungen haben sich die IG Metall und die Arbeitgeber in Hamburg auf einen Tarifabschluss für die Metall- und Elektroindustrie geeinigt. Der Pilotabschluss soll auch in Nordrhein-Westfalen gelten. Inhalt des Kompromisses: Im Februar 2025 gibt es eine Einmalzahlung von 600 Euro. Zum 1. Januar steigen die Ausbildungsvergütungen um 140 Euro je Ausbildungsjahr. Die Löhne werden im April 2025 um zwei und im April 2026 um weitere 3,1 Prozent angehoben. Die Laufzeit beträgt 25 Monate. Für Betriebe in wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind verschiedene Möglichkeiten vorgesehen, einzelne Elemente zu verschieben oder auszulassen. Die Auszubildenden erhalten ab Januar 140 Euro mehr im Monat.
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