Mit Fotos und Video: Hintergründe zum Fackelzug in Wetter
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Wetter. Die IG Metall hat zahlreiche Beschäftigte mobilisiert, um nachts auf der Ruhrstraße vor dem Werk der Demag auf die Tarifverhandlungen hinzuweisen.
Ruhestörung? Ja. Polizei informiert? Antwort: Ja. Feuerzeug dabei? Unbedingt. Den Montagabend verbringen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gerne auf der Couch. Doch vor dem Gebäude der Demag sind an diesem 28. Oktober viele dem Aufruf der IG Metall gefolgt, um in Wetter mit einem Fackelzug auf laufende Tarifverhandlungen in der Metall- sowie Elektroindustrie hinzuweisen und bessere Löhne einzufordern. Mehr als 120 Freiwillige spazieren gegen Mitternacht mit Leuchtmitteln über die Ruhrstraße, skandieren und singen. Friedlich, gut gelaunt, rücksichtsvoll gegenüber den wenigen Autofahrern. Dazu erhellen rote Bengalos, bekannt aus Fußballstadien, die Dunkelheit.
Ende der Friedenspflicht
Um 0 Uhr haben am Dienstag nach dem Ende der Friedenspflicht bundesweit Warnstreiks begonnen. In Wetter könnte dies bei der Demag im Laufe des November der Fall sein. Doch am späten Montag stehen nicht nur heimische Kranbauer vor ihrem Werkstor II. Ein DJ von der Firma Taprogge aus Wengern sorgt mit dumpfen Bässen für akustische Aufmerksamkeit. Am Stand mit Würstchen plus Getränken bedienen sich auch Kollegen vom Stanzwerk Wetter, von MK Folien oder Bleistahl, der Deutschen Edelstahlwerke, CD Wälzholz aus Hagen, Vertreter von Bilstein, der Gießerei Hundhausen aus Schwerte sowie andere.
Fackelzug in Wetter: Viele folgen dem Aufruf der IG Metall
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„Sie alle sind in ihrer Freizeit hier hergekommen, darunter übrigens auch Ruheständler. Wir wollen in lockerer Runde und dennoch mit der gebotenen Ernsthaftigkeit auf die Tarifverhandlungen aufmerksam machen“, sagt Jens Mütze. Der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Hagen freut sich wie auch Ivonne Eisenblätter als Betriebsratsvorsitzende von Demag Cranes & Components über die Resonanz in seinem Zuständigkeitsgebiet. Und das an einem Tag, an dem angesichts der verkündeten Einschnitte bei Volkswagen viele Sorgen über die deutsche Wirtschaft in den Gesprächen am Werkstor auftauchen. „Auch wir müssen zeigen, dass wir für unsere Interessen einstehen“, so der Gewerkschafter.
Sieben Prozent mehr Lohn
Sieben Prozent mehr Lohn verlangt die Arbeitnehmerseite, das rufen die Beteiligten beim Fackelzug dann mehrfach in die Nacht hinein. Auch die Forderung „170 Euro“ hallt durch die Dunkelheit, dieses monatliche Geld sollen die Auszubildenden als überproportionalen „Attraktivitäts-Turbo“ bekommen. „Ich habe das Gefühl, wir müssen die Leute für unsere Anliegen noch mehr sensibilisieren und eine neue Solidarität entfachen. Viele Betriebe hier befinden sich in schwierigem Fahrwasser, in der Region gibt es einige Abhängigkeiten voneinander“, sagt Mütze bei der Begrüßung. „Aber wir dürfen uns nicht Angst und Bange machen lassen.“
Vor der dritten Verhandlungsrunde der Tarifparteien bezeichnet der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Hagen die aktuellen Erwartungen als angemessen („Es ist ja auch kein Riesen-Schluck aus der Pulle“), zumal auch soziale Komponenten dazugehören. Neben höheren Entgelten setzen sich die Verhandlungsführer bei den nun wieder startenden Gesprächen auch für bessere Wahloptionen zwischen Zeit und Geld ein. Bisher hat die Arbeitgeberseite 1,7 Prozent mehr Lohn, aber erst ab Juli 2025, und weitere 1,9 Prozent ab Juli 2026 für eine Laufzeit von 27 Monaten angeboten. Führende Gewerkschafts-Vertreter lehnen dieses Angebot als „enttäuschend“ ab. Begründung: zu spät, zu lang, zu wenig.
Warnstreiks vor dritter Verhandlungsrunde
Während andernorts um 0.01 Uhr am Dienstag bereits Warnstreiks beginnen, erinnert Jens Mütze in Wetter an die Tarifauseinandersetzungen im Jahr 2018. „Auch damals ging es um Zeit und Geld. Heute wissen wir, dass das eine gute Idee war, denn für die Beschäftigten geht es oftmals um die Vereinbarkeit des Berufs mit Betreuungsfragen für die Kinder oder um die Pflege der Eltern“, meint Mütze.
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Um 0.01 Uhr endete in den Tarifverhandlungen die Friedenspflicht, in Wetter hat die IG Metall diese nächtliche Aktion vor der Demag organisiert (weitere Infos folgen; Video: Westfalenpost/Steffen Gerber)
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Die Arbeitgeber verweisen dagegen auf ihre schlechte Lage, die Produktion der Unternehmen liege bislang 7,4 Prozent unter dem Vorjahr und 15 Prozentpunkte unter Vorkrisenniveau, erklärten sie nach der zweiten Verhandlungsrunde. Sie warnen davor, die Krise mit zu hohen Lohnkostensteigerungen noch zu verschärfen und damit Pleiten oder Verlagerungen von Werken ins Ausland zu riskieren. Ergänzen ließe sich: VW lässt grüßen.
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