Herdecke. Kaum haben die Arbeiten auf der Rückseite der Hauptstraße in Herdecke begonnen, ruht die Baustelle schon wieder. Das liegt am Herdecker Bach.

Es klingt nach einer unendlichen Geschichte. Für Hollywood eignet sich die Schmale Straße als Never-Ending-Story zwar noch nicht, aber für nationale Verfilmungen mit ungeahnten Hochwasser-Nachwirkungen bietet sich diese Örtlichkeit am Herdecker Bach schon an. Während manche Opfer die Folgen der Flut aus Juli 2021 bereits nach wenigen Tagen beheben konnten, befinden sich auch nach mehr als drei Jahren noch immer Sandsäcke auf der Rückseite der Hauptstraße 104.

Bauarbeiten beginnen

Kürzlich hat die Lokalredaktion darüber berichtet, dass sich in der Schmale Straße etwas tut. Im September rückte eine Firma mit Baggern und Gerätschaften an, um sich der Wiederherstellung einer unterspülten Ufermauer zu widmen. Zur Erinnerung: Am 23. Juli 2021 sicherte ein THW-Großaufgebot die Stelle provisorisch, nachdem dort der Herdecker Bach eine Garage, einen Steg und Teile einer Terrasse weggerissen hatte. Seither standen andere Orte mit Hochwasser-Folgen im Vordergrund, auch die Bürokratie sollten die Anwohnerschaft auf eine harte Probe stellen.

Der Feuerwehreinsatz

Die freiwillige Feuerwehr rückte am späten Mittag des 26. September zur Baustelle Schmale Straße aus, dort staute sich der Herdecker Bach durch einen kräftigen Regenschauer auf. Vier Wohnhäuser, die aufgrund der Mengen gefährdet waren, drohten mit Wasser vollzulaufen. Daher sicherten Einsatzkräfte einen Heizungskeller mit Sandsäcken.

Weitere Beteiligte der Baustelle kamen nach Angaben der Wehr zum Einsatzort, wo dann der Wasserstand und Regen zurückgingen. Rund zwei Stunden waren die Akteure dort tätig, die Auswirkungen halten bis heute an.

Es passt ins Bild, dass sich die Situation erneut verkomplizieren sollte. „Die Firma hatte mit den Arbeiten angefangen und dann festgestellt, dass nicht die richtigen Steine zur Verfügung stehen“, berichtet Bernd Essig. Ein langes Rohr lag bereits im Bach, zudem sollte ein Staudamm für trockene Bedingungen sorgen. „Dann hat es Ende September sehr stark geregnet, das Wasser stieg wieder mal recht hoch an und wäre beinahe wieder ins Haus Hauptstraße 104 gelaufen“, so der Herdecker. Auch die Feuerwehr rückte demnach zur Schmale Straße aus, sicherte die Örtlichkeit und ermöglichte Anwohnern über einen provisorischen Tritt den Zutritt zum Treppenhaus beziehungsweise zu den Wohnungen.

Bach kann schnell ansteigen

„Wir Anwohner wissen, wie schnell der Herdecker Bach hier ansteigen kann“, meint Essig. Er hatte den zuständigen Technischen Betrieben Herdecke auch vorgeschlagen, große Steine im Gewässer zu setzen. „Die können nicht unterspült werden. Aber das wird, so wurde mir gesagt, an der Stelle nicht genehmigt.“ Zudem ärgerte er sich wie auch Nachbarn, dass die beauftragte Firma auf der Baustelle einen Bagger nahe der besagten Ufermauer abstellen konnte, „während wir dort wegen der Abbruchgefahr nicht durchfahren können.“

Flut Herdecke
Mauer weggerissen: Nach mehr als drei Jahren haben jetzt im Herbst Bauarbeiten auf der Rückseite der Hauptstraße begonnen. Seit Tagen passiert hier am Herdecker Bach aber nichts mehr. © WP | Steffen Gerber

Die Liste der Pleiten setzt sich nun fort. Denn seit einigen Tagen tut sich nichts mehr auf der Baustelle. Noch immer befinden sich dort Sandsäcke, Arbeiter tauchen dort jetzt aber nicht mehr auf. Die Stadt Herdecke teilt auf Anfrage mit: Das Projekt müsse aktuell ruhen, da „der Grundwasserstand so hoch ist, dass die Maßnahme nicht wie geplant umgesetzt werden kann. Es musste erstmal nach einer möglichen Alternative für die bauliche Umsetzung der Maßnahme gesucht werden.“ Nun soll zusätzlich ein Unternehmen einen Auftrag erhalten, das einen sogenannten Unterwasserbeton einbauen kann. „Daher ist derzeit nicht absehbar, wann genau die Arbeiten fortgesetzt werden können“, heißt es aus der Pressestelle. 

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Somit bleibt unklar, wann die etwa zwölf Meter lange und ungefähr 2,5 Meter hohe Ufermauer sowie ein etwas kleineres Bauwerk (5 m lang, ca. 2,85 m hoch) endlich dort stehen. Für die Anwohner klingt das nach einer unendlichen Geschichte und wenig erfreulich. Bernd Essig äußert einerseits Verständnis für die verzwickte Lage der Technischen Betriebe Herdecke, sagt aber andererseits auch unmissverständlich: „Nein, an den Zustand kann man sich auch nach fast dreieinhalb Jahren nicht gewöhnen. Auch deshalb nicht, weil zum Beispiel ein paar Meter weiter auf einem Privatgelände die Hochwasser-Folgen von damals schnell abgearbeitet wurden.“