Volmarstein. Die heutige Ruine am Volmarsteiner Burghotel war früher immer wieder ein Zankapfel von Adeligen. So auch 1324, als märkische Truppen heranstürmten.

In diesem Sommer hat Wetter einen Jahrestag verpasst, dieses Mal jedoch weniger ein Jubiläum als ein Gedenken. Am 28. Juli 1324 wurde die Burg Volmarstein zum zweiten Mal zerstört – und die Herrschaft der Grafen von Volmerstein endete. Doch wie kam es dazu?

Um 1100 erbaut

Die Burg Volmarstein wurde um das Jahr 1100 durch den damaligen Kölner Erzbischhof, Friedrich von Schwartzenberg, wohl zur Sicherung der Zuwegung zu seinen Soester und Werler Besitzungen errichtet. Hier setzte er seine Ministerialen als Burgherren ein, die sich von nun an „von Volmerstein“ nannten und die etwa 100 Jahre später als Grafen von Volmerstein in die Geschichtsbücher eingingen. Die Burg galt als eine der ersten und bedeutendsten steinernen Höhenburgen in Westfalen. Für die Grafen von der Mark war diese Burg jedoch ein Ärgernis, stand sie doch wie ein Stachel inmitten ihres Herrschaftsbereiches.

Schlacht von Worringen

Nach der Schlacht von Worringen im Jahr 1288 konnten sie die Burg ein erstes Mal teilweise zerstören. Der Kölner Erzbischof hat sie jedoch kurz darauf wieder aufbauen lassen. Bei der Wahl zum römisch-deutschen König am 13. Oktober 1313 waren sich die Kurfürsten im Deutschen Reich nicht einig, es wurden zwei deutsche Könige gewählt: Friedrich von Österreich aus dem Hause Habsburg und Ludwig der Bayer aus dem Hause Wittelsbach. Beide wurden gekrönt, einer in Bonn und einer in Aachen.

Der Ortsname

Volmerstein oder Volmarstein? Im Text tauchen beide Schreibweisen auf. Diese gibt es laut Schmitz und Leber wohl erst seit dem 15. Jahrhundert, vorher waren „Volmudestede“ oder ähnliche Varianten üblich. Während die Familie sich aber „von Volmerstein“ nennt, hieß der Ort spätestens seit dem 19. Jahrhundert „Volmarstein“. 

In den folgenden Jahren kam es zu heftigen Schlachten zwischen beiden Königen und ihren Gefolgsleuten. Graf Engelbert II. von der Mark und auch der Kölner Erzbischof, jetzt Heinrich von Virneburg, standen (obwohl miteinander verfeindet) beide an der Seite des Habsburgers. Als 1322 während der Schlacht bei Mühldorf in Oberbayern die Habsburger besiegt wurden und Friedrich von Österreich in Gefangenschaft geriet, wechselte Graf Engelbert von der Mark auf die Seite des Siegers, die Feindschaft zwischen dem Erzbischof von Köln und dem Grafen flammte wieder auf. Die Grafen von Volmerstein, als Vasallen des Erzbistums Köln fest an der Seite Heinrich von Virneburgs, gerieten ins Visier der Märker, welche die Gelegenheit nutzten, um sich der verhassten Burg Volmarstein zu entledigen.

Zwei Monate Belagerung

Am 22. Mai 1324 begann die fast zweimonatige Belagerung der Burg durch die märkischen Truppen. Der Belagerung schlossen sich umgehend der König von Böhmen, der Graf von Hennegau (die Grafschaft lag im heutigen nördlichen Frankreich und südlichen Belgien) und der Graf von Berg mit ihren Armeen an. Der Erzbischof hatte sich mit einer seiner Armee in Soest und Werl eingefunden, konnte den Volmersteinern aber nicht zu Hilfe eilen, denn der Bruder von Graf Engelbert, Bischof Adolf von Lüttich, stand mit einer starken Mannschaft bei Unna und blockierte so den Weg der erzbischöflichen Truppen. Fast zwei Monate harrte die Burgbesatzung bei zunehmendem Mangel an Nahrungsmitteln und Wasser aus. Verwundung und Krankheit schwächten die Verteidiger mit jedem Tag.

Bis auf die Grundmauern „geschleift“

Am 28. Juli 1324 konnten die märkischen Truppen endlich die Mauern erstürmen, im Anschluss wurde die Burg bis auf die Grundmauern geschleift (also bis zur Unbenutzbarkeit weitgehend abgerissen). Graf Dietrich II. von Volmerstein starb im Jahr 1324, möglicherweise während der Belagerung. Sein Sohn Dietrich III. war zu dem Zeitpunkt gerade mal elf Jahre alt und wurde zuvor von seiner Mutter zu ihren Verwandten nach Rinkerode bei Warendorf in Sicherheit gebracht.

Burgruine
Bei Ausgrabungen in den Jahren 1908 bis 1910 wurden diese Elemente gefunden, darunter auch steinerne Geschosskugeln (rechts unten in der Mitte). © WP | Archiv Heimatverein Wetter

Im Heimatmuseum in der Hegestraße sind noch steinerne Geschosskugeln zu bewundern, die möglicherweise von dieser Belagerung zeugen. Doch wie ging es weiter? Die Grafen von der Mark konnten die Burg zwar nicht in ihr Eigentum übernehmen, aber sie konnten sich durch Pfandschaften die zugehörigen Nutzungsrechte (Lehen) sichern.

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So wurde zum Beispiel von den Grafen von Volmerstein ein hohes Lösegeld für die Rückgabe der Burg gefordert, welches die Familie und auch deren Nachkommen nicht aufbringen konnten. Also verpfändeten die Volmersteiner auch die letzten Reste ihres Besitzes in Volmarstein an den Grafen von der Mark. Bis zur Bezahlung des Lösegeldes blieb die Burg somit als Pfand bei der Grafschaft Mark.

Burgruine
Dieses historische Bild auf einer Postkarte zeigt die Burgruine Volmarstein mit dem langjährigen Adler-Denkmal in der Mitte des Geländes. © WP | Archiv Heimatverein Wetter

Zwischen 1340 und 1360 bauten die Grafen von der Mark in ihrer Eigenschaft als Pfandherren die Burg als schlossähnliche Anlage wieder auf und nutzten sie auch teilweise als Wohnsitz. Der Besitz jedoch ging durch Heirat an die Grafen von der Recke (denen sie heute noch gehört). Herzog Johann I. von Kleve, ein Nachfahre der Grafen von der Mark, war noch 1525 auf der Burg anwesend. Danach blieb sie unbewohnt und verfiel zunehmend.

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Als ein verheerender Brand im Jahr 1754 das Dorf Volmarstein und auch die Reste der Burg zerstörte, nutzen die Volmarsteiner Bürger die Burgruine im Anschluss als Steinbruch. Damit war das Schicksal der Burg endgültig besiegelt.

Beide Autoren gehören dem Vorstand des Heimatvereins Wetter an, Georg Leber als stellvertretender Vorsitzender und Thorsten Schmitz als Beauftragter für Heimatgeschichte.