Herdecke. Neue Ära für Sparkasse Herdecke: Fusionen und Kundenservice-Veränderungen prägen die Entwicklung bis zur „Sparkasse an Volme und Ruhr“.
Herdeckes Sparkasse wurde vor 150 Jahren gegründet. Historiker Willi Creutzenberg hat sich aus diesem Grund mit der Geschichte beschäftigt. Im dritten und letzten Teil seiner Serie beschäftigt er sich mit den 50er-Jahren bis zur heutigen Zeit.
Die beiden anderen Teile der Serie
- Sparkasse Herdecke: Gründung vor 150 Jahren
- Wie die Sparkasse Herdecke zwei Weltkriege überstanden hat
Das ‚Wirtschaftswunder‘ ließ auch die Herdecker Sparkasse weiter wachsen, nicht nur im Hinblick auf die Höhe der Einlagen, die Zahl der Kunden und das notwendige Personal. Um den Geschäftsverkehr zu bewältigen und der Kundschaft entgegenzukommen, wurden seit dem Ende der 1950er Jahre sieben Filialen, verteilt über das gesamte Stadtgebiet, eingerichtet. Sie entstanden auf dem Schnee, an der Zeppelinstraße, in Kirchende, auf der Schanze, auf dem Nacken, in Westende und - kaum zu glauben - in der Hauptstraße 24, nur 300 Meter von der Hauptstelle entfernt. Das Girokonto, das seit den 1960er Jahren stark an Bedeutung gewann, war ein kostenloser Service für die Kunden und eine Triebfeder des Wachstums. In den folgenden Jahrzehnten wurden immer mehr Zahlungen darüber abgewickelt. Alle Bürger brauchten nun ein Konto. Die meisten Sparkassen führten nach und nach entsprechende Kontogebühren ein. Nicht so die Sparkasse Herdecke.
Sparkassenleiter seit 1953
Julius Thomsen 1953 - 1977
Bruno Käding 1977 - 1980
Egmont Schieffer 1981 - 1992
Heinrich Borgmann 1992 - 2012
Franz-Wilhelm Buerdick 1992 – 2016
Anfang der 1980er Jahre wurde der erst 25 Jahre alte Anbau der Hauptstelle in der Stiftsstraße bereits wieder abgerissen und durch ein repräsentatives neues Hauptgebäude ersetzt. Es war die letzte große Expansion. Das Umfeld für die Entwicklung der Sparkasse wurde schwieriger. Zum 1. September 1987 führte auch die Sparkasse Herdecke Kontoführungsgebühren ein. In der Folge gab es starken Unmut in der Kundschaft. Manche Kunden verließen die Sparkasse Herdecke. Die Jahresbilanz der Sparkasse hatte übrigens 1986 mit 347 Mill. DM geschlossen. In den folgenden drei Jahrzehnten entwickelte sich die Sparkasse Herdecke immer mehr zu einer Bank wie viele andere. Die von ihr betonte Bürgernähe ging in vielen kleinen Schritten verloren, erste Filialen wurden wieder geschlossen. Auch wenn immer noch jedes Jahr ein sehr solides Betriebsergebnis erzielt wurde und ein ordentlicher Zuschuss an die Stadt floss. Hinzu kam die wachsende Konkurrenz der sog. Direktbanken, die als Gegenmodell zu den ‚Kundenbanken‘ sich beständig größere Marktanteile erkämpften.
Das Ende der Selbständigkeit
Ende 2015 wurden die ersten Fühler zur Hagener Sparkasse ausgestreckt. Zwar äußerte sich Franz-Wilhelm Buerdick, der damalige Chef der Herdecker Sparkasse, gegenüber der WAZ, dass es aufgrund der Bilanzen beider Institute keinen Zwang zur Fusion gebe. Beide Institute seien „kerngesund“. Aber die Herdecker Sparkassenleitung befürchtete angesichts der allgemeinen Bankensituation, der steigenden Kosten der Bankenregulierung und der anhaltenden Niedrigzinsphase zu klein zu sein. Ziel sei es, ‚Kosten zu sparen‘.
Dann ging es ganz schnell, schon m Sommer 2016 war der Zusammenschluss zur ‚Sparkasse HagenHerdecke‘ perfekt. Der Vorstandsvorsitz ging an den bisherigen Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Hagen, Frank Walter. F. W. Buerdick ging mit 61 Jahren in Rente, sein bisheriger Vertreter, Frank Mohrherr , wurde stellv. Vorsitzender des neuen Instituts. Wenig später begann die ‚Sparkasse HagenHerdecke‘ sich neu aufzustellen: Filialen wurden geschlossen, ‚Selbstbedienungsfilialen‘, wo die Kunde mit Automaten operieren, eingerichtet. Im Gegenzug sollten die Öffnungszeiten verlängert werden. Die beiden noch existierenden Anlaufstellen, die Hauptstelle in Herdecke und die Filiale in Ende waren nun 43 Stunden in der Woche geöffnet. Gleichzeitig wurden Gebühren in breiter Front massiv erhöht. Als Begründung dafür wurde die ‚Anpassung der unterschiedlichen Strukturen‘ angegeben.
Unsichere Zukunft
Die Synergien, die sich aus dem Zusammenschluss ergeben, wurden für die Kunden immer deutlicher: In der Hauptstelle wurde beständig Personal abgebaut, Büroräume wurden überflüssig. Hinzu kommt der seit Jahren leerstehende Altbau der Sparkasse Herdecke. Gleichzeitig wurden in Hagen und Herdecke Filialen (Kirchende!) geschlossen und Automaten abgebaut. Im Mai 2022 erfolgte bereits die Entscheidung über den nächsten Zusammenschluss mit der Sparkasse Lüdenscheid, die schon die Sparkassen von Halver, Herscheid und Schalksmühle integriert hat. Die neue Sparkasse heißt seit Sommer 2022 „Sparkasse an Volme und Ruhr“. Die Geschäftsanteile wurden auf die beteiligten Kommunen wie folgt verteilt: Hagen: 61,56 Prozent, Lüdenscheid: 20,35 Prozent, Herdecke: 9,04 Prozent, Halver: 4,05 Prozent, Schalksmühle: 3,54 Prozent und Herscheid: 1,46 Prozent. Ähnlich gestaltet sich die Sitzverteilung im künftigen Verwaltungsrat. Von den 18 politisch besetzten Sitzen entfallen lediglich zwei auf Herdecke.
Der Vorstand wurde auf fünf Mitglieder vergrößert: Vorstandsvorsitzender bleibt Frank Walter aus Hagen, Frank Mohrherr vertritt weiterhin Herdecke im Vorstand. Der Fusionsvertrag legt fest: Die Ausschüttung der Jahresüberschüsse soll entsprechend der Geschäftsanteile auf die Städte verteilt werden. Aber auch nach dieser Fusion folgten nach einer gewissen ‚Schonzeit‘ Veränderungen im Kundenservice und Gebührenbereich, die in der Herdecker Öffentlichkeit nicht gut aufgenommen wurden.
150 Jahre nach Gründung der ‚Sparkasse der Stadt Herdecke‘ ist die Zukunft einer Sparkasse in Herdecke nicht gesichert. Im Fusionsvertrag von 2022 heißt es dazu: „Das derzeitige Angebot an Finanzdienstleistungen in Form von mindestens einer personenbesetzten Geschäftsstelle soll mindestens bis zum 31.12.2028 in jeder Trägerkommune aufrechterhalten werden.“ Das derzeitige Beratungsangebot der Hauptstelle in Herdecke ist sogar nur bis Ende 2027 gesichert.