Wetter. Luk Brandt startet sein FSJ bei der Feuerwehr Wetter – ein neuer Weg für die Stadtverwaltung und eine Chance für junge Menschen.
Die Stadt Wetter geht neue Wege: Als Bürgermeister Frank Hasenberg zu Beginn des Ausbildungsjahres Anfang August die neuen Azubis begrüßte, zählte Luk Brandt dazu. Eine Ausbildung macht der 18-Jährige allerdings noch nicht. Er absolviert sein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in Wetter bei der Feuerwehr und ist der erste FSJler bei der Stadtverwaltung. Für die Feuerwehr ist der Wetteraner aber kein Unbekannter.
„Ich bin da so herein gewachsen“, sagt Luk Brandt und lächelt breit. Sein Vater war bei der Feuerwehr, sein älterer Bruder ist Gerätewart in Wetter und er selbst seit seinem zehnten Lebensjahr dabei – damals noch bei der Jugendfeuerwehr. „Mit zehn Jahren war ich der Jüngste“, erinnert sich Luk Brandt. Eine Kinderfeuerwehr wie heute habe es damals nicht gegeben. Einen wirklichen Unterschied hat der Altersunterschied von rund fünf Jahren zu den anderen aber nicht gemacht. „Alle haben mich einfach so aufgenommen“, sagt er. „Das war für mich einer der schönsten Momente.“
Faszination Technik
Die Kameradschaft bei der Feuerwehr, das Gefühl, sich aufeinander verlassen zu können: Für Luk Brandt ist diese Gemeinschaft wichtig und ein Grund, warum er auch seine berufliche Zukunft bei der Feuerwehr sieht. Hinzu kommt seine „Faszination für Technik“, wie er sagt. Einmal zur Berufsfeuerwehr zu gehen, das ist sein Ziel und das Freiwillige Soziale Jahr ein erster Schritt in die Richtung.
„Ein FSJ hilft jungen Menschen, sich zu orientieren und festzustellen, ob das angestrebte Berufsfeld das richtige ist.“
„Ein FSJ hilft jungen Menschen dabei, sich zu orientieren und festzustellen, ob das angestrebte Berufsfeld das richtige ist“, ist Anna Münnix, Ausbildungsleiterin bei der Stadt, sicher. Die Stadt biete viele Ausbildungen, habe auch Jahrespraktikanten und Stellen für den Bundesfreiwilligendienst. Ein Freiwilliges Soziales Jahr gehörte noch nicht zum Portfolio. Bis jetzt. „Ausbildung darf nichts Statisches sein, es ist wichtig, neue Wege zu beschreiten. Und das FSJ ist ein neuer Ansatz“, erklärt Anna Münnix. Sie sieht viele Vorteile in dem Angebot. „Auch für die Freiwillige Feuerwehr ist das ein Benefit. Sie bekommt Unterstützung, jemanden, der auch Einsätze mitfahren kann.“
Auf einen Blick: Das Freiwillige Soziale Jahr
Das Freiwillige Soziale Jahr – kurz FSJ – ist ein praktisches Bildungs- und Orientierungsangebot.
FSJler helfen in einer sozialen Einrichtung. Die Einsatzbereiche sind vielfältig und reichen von Altenhilfe, Krankenhaus, Kindergarten über Kultur bis hin zu Technik.
Ein Mindestalter gibt es nicht. Allerdings muss die allgemeine Vollzeit-Schulpflicht von mindestens neun Jahren erfüllt sein.
Das FSJ wird mit einem Taschengeld vergütet. Dieses kann je nach Einsatzstelle variieren.
Für ein FSJ bei der Feuerwehr in Wetter muss ist ein Mindestalter von 18 Jahren vorgegeben. Bewerber sollten zudem Mitglied einer Freiwilligen Feuerwehr sein. Ansprechpartnerin bei Fragen ist Ausbildungsleiterin Anna Münnix.
Weitere Informationen zum FSJ gibt es unter anderem beim Ministerium für Kinder, Jugend und Familie: https://www.mkjfgfi.nrw/das-freiwillige-soziale-jahr
Seit seinem 18. Geburtstag ist Luk Brandt bei Einsätzen dabei. An seinen ersten kann er sich noch gut erinnern. „Das war ein Wohnungsbrand an Heiligabend“, blickt er zurück und fügt hinzu: „Das ist schon hängengeblieben.“ Er ist als FSJler zurzeit mit dem Gerätewart unterwegs, seinem Bruder. Nach den Einsätzen die Atemschutzgeräte warten, das ist eine der Aufgaben. „Die müssen dafür zur Kreisfeuerwehrzentrale nach Silschede“, so der FSJler, der auch schon dabei war, wenn Einsatzfahrzeuge in die Werkstatt mussten.
Brandschutzerziehung in Schulen
Auch bei der Brandschutzerziehung soll Luk Brandt im Laufe seines Jahres bei der Feuerwehr in Wetter unterstützen. Dann geht es in Schulen und Kindergärten, um schon den Kleinsten nahezubringen, wie sie sich im Ernstfall richtig verhalten. Noch war Luk Brandt bei keinem solchen „Einsatz“ dabei, aber er freut sich darauf. „Ich kenne das ja noch selbst aus meiner eigenen Schulzeit.“
Auch für die Feuerwehr selbst ist ein Freiwilliges Soziales Jahr Neuland. „Bisher sind wir sehr zufrieden“, sagt Patric Poblotzki, stellvertretender Leiter und Pressesprecher der Feuerwehr Wetter. Er lacht. Natürlich müsse man sich erst einfinden. Gut sei aber, dass Luk Brandt schon Mitglied der freiwilligen Feuerwehr gewesen sei. Das ist - so Münnix - nicht nur eine Voraussetzung für ein FSJ bei den Einsatzkräften. „Es ist einfach wichtig, wenn jemand schon vorher weiß, was alles dahintersteckt“, betont auch Patric Poblotzki, kurz bevor sein Pieper Alarm schlägt und Bewegung in die Feuerwehrwache kommt. „Person hinter verschlossener Wohnungstür“, erklärt der Pressesprecher und verabschiedet sich. Luk Brandt kann bleiben.
Erst Ausbildung, dann Berufsfeuerwehr
Während Feuerwehrkollegen im Laufschritt über die Flur eilen, spricht er über seine Pläne für die Zukunft. Nach dem FSJ möchte er eine Ausbildung machen. Zum Tischler wahrscheinlich. „In einem Büro sehe ich mich einfach nicht“, sagt der 18-Jährige. Bei der Feuerwehr hingegen schon. Nach der Ausbildung möchte er dann zur Berufsfeuerwehr. Da ist er sich sicher. Auch, wenn er weiß, dass der Beruf auch schwierige, belastende und herausfordernde Situationen mit sich bringen wird. „Man weiß einfach nicht, was einen draußen bei Einsätzen erwartet“, sagt er, während die Tore der Wache hochfahren und das erste Einsatzfahrzeug mit Sirenengeheul davonfährt. „Aber wenn man vor Ort ankommt, denkt man da noch nicht drüber nach“, so Luk Brandt. „Da möchte man einfach nur helfen.“