Wetter. Die Kosten für die Fahrerlaubnis sind weiter gestiegen. Fahrlehrer aus der Region nennen Preise und Gründe für den rasanten Anstieg.

Wer hinter dem Steuer eines Autos sitzen möchte, muss immer tiefer in die Tasche greifen: Die Kosten für die Fahrerlaubnis sind laut Statistischem Bundesamt 2023 um weitere 7,6 Prozent gestiegen. Zwischen 2500 und 4500 Euro gibt der ADAC an. Und der Bundesverband der Fahrschullehrer geht von Maximalkosten zwischen 2800 und 3500 Euro aus. So oder so: Autofahren lernen kostet. Doch was muss ein Fahrschüler in Wetter und Herdecke zahlen? Und wie setzen sich die Kosten zusammen? Die Lokalredaktion hat nachgefragt.

Große regionale Unterschiede

„Die Kosten steigen“, bestätigt Ralf Schäfer. „Aber nicht in dem Maße, wie es dargestellt wird.“ Es gebe vor allem große regionale Unterschiede. Während in der Stadt aufgrund von höherem Verkehrsaufkommen und schwierigeren Verkehrsführungen oft mehr Stunden anfallen, kommen Fahrschüler in ländlichen Gegenden in der Regel schneller an ihre Fahrerlaubnis. Schon als Ralf Schäfer als Fahrlehrer von Dortmund nach Wetter kam, seien die Unterschiede deutlich gewesen. „In Dortmund waren etwa 30 Stunden der Durchschnitt, in Wengern hingegen 20.“ Vor 27 Jahren war das. Seitdem führt der Wetteraner die Fahrschule Woeste mit Schulungsräumen in Wengern und Grundschöttel. Er kennt und nennt Kostentreiber der letzten Jahre: explodierende Spritpreise durch den Ukraine-Krieg, höhere Personal- und Reparaturkosten, gestiegene Versicherungen. All das habe Auswirkungen.

Ralf Schäfer ist seit 27 Jahren Inhaber der Fahrschule Woeste in Wetter.
Ralf Schäfer ist seit 27 Jahren Inhaber der Fahrschule Woeste in Wetter. © WP | Corinna Ludwig

Auch aktuelle Regelungen machten sich bemerkbar, so Schäfer: Wer den Führerschein nach Regelung B197 macht, darf die Prüfung in einem Automatik-Fahrzeug absolvieren und dann Autos mit Automatik- und Handschaltgetriebe fahren. Dafür müsse aber auch beides während der Fahrschulzeit erlernt werden. „Das bedeutet: Ich muss für jeden Fahrlehrer zwei Autos haben. Eins mit Schaltgetriebe, eins mit Automatik“, schildert Ralf Schäfer. Bei zwei Fahrlehrern seien es demnach zwei weitere Autos, die unterhalten werden müssen und Kosten verursachten. „Fahren kann aber immer nur eins“, betont der Fahrlehrer, der die Fahrstunden im Automatik-Wagen mit zehn Euro mehr ansetzt als die „normalen“. „So möchte ich die Kosten der Anschaffung kompensieren und gleichzeitig nicht die Schüler benachteiligen, die nur im Schaltwagen fahren lernen.“

„Die Kosten steigen. Aber nicht in dem Maße, wie es dargestellt wird.“

Ralf Schäfer
Fahrschule Woeste

68 bzw. 58 Euro kommen somit bei Fahrschule Woeste für eine 45-minütige Fahrstunde zusammen. Etwa 40 Fahrstunden bräuchten seine jungen Kunden im Schnitt, schätzt Schäfer. Hinzu kommen Sonderfahrten sowie Grundkosten wie Anmeldung und Prüfungsgebühren. Ein Führerschein, der 2500 bis 3000 Euro kostet, „ist durchaus machbar“, ist Ralf Schäfer überzeugt. Er rechnet vor: Mit zwölf Sonderfahrten und 15 Fahrstunden plus Grundkosten kämen bei seinen Konditionen 2.272 Euro zusammen. „Wenn jemand sich interessiert, engagiert und den Unterricht durchzieht, ist das möglich.“ Aber natürlich mache sich auch jede Stunde mehr bemerkbar. Bei zehn zusätzlichen Stunden zum Beispiel mit 580 Euro. Schäfer: „Und manche kommen auf bis zu 60, 70 Fahrstunden.“

Höhere Durchfallquote

Doch warum nimmt die Anzahl der Fahrstunden zu? „Vielen Fahrschülern fällt die Koordination schwerer, sie brauchen mehr Zeit, um die Fahrzeugbedienung zu beherrschen“, erklärt ein Fahrlehrer, der namentlich nicht genannt werden möchte. Und Detlef Holtmann, Fahrlehrer mit gleichnamigen Fahrschulen in Herdecke und Hagen, hat beobachtet, dass das „Interesse bei vielen nicht mehr so da ist.“ Andere seien wiederum unselbstständiger. In diesen Fällen braucht es dann mehr Zeit und auch mehr Geld bis zum Führerschein. Zudem bestehen immer mehr Fahrschüler die Prüfung nicht auf Anhieb: „In der praktischen Fahrerlaubnisprüfung lag die Durchfallquote im Jahr 2023 bei 30 Prozent, ein Plus von vier Prozent im Vergleich zu 2014“, schreibt der TÜV-Verband in einem aktuellen Datenreport.

Führerschein: Diese Kosten fallen an

Fahrschulen erheben eine Grundgebühr, die in der Regel zwischen 350 und 565 Euro liegt, fasst der ADAC auf seiner Seite zusammen. Mit dieser sei der theoretische Unterricht abgegolten.

Die 45-minütigen Fahrstunden bilden mit je 55 bis 77 Euro den größten Kostenblock, heißt es weiter. Wie viele Fahrstunden benötigt werden, hängt vom individuellen Lernfortschritt ab. Hinzu kommen zwölf Sonderfahrten, deren Kosten zwischen 60 und 95 Euro liegen.. „Für das Lernmaterial wie Bücher, Online-Medien und -Zugänge zu Führerschein-Apps und mehr werden 88 bis 119 Euro fällig.“

Die Anmeldung der Fahrschule zur theoretischen Prüfung koste 60 bis 137 Euro, zur praktischen Prüfung 160 bis 289 Euro.

Fahrschulen unterliegen keiner Gebührenordnung und können ihre eigenen Tarife festlegen. Ein Vergleich verschiedener Anbieter kann sich daher lohnen. (Quelle: ADAC)

„2800 bis 3300 Euro“, sagt Detlef Holtmann Interessenten auf die Frage, was ein Führerschein im Durchschnitt bei ihm kostet. Bis 3500 Euro könne „die Reise auch schon mal gehen“, sagt der 55-Jährige, der seit 1997 Fahrlehrer ist. 60 Euro kostet bei Holtmann eine Fahrstunde, unabhängig ob im Automatik- oder Schaltwagen. Natürlich bekommt auch Detlef Holtmann die höheren Preise bei Sprit, Personal oder Versicherungen zu spüren. „Und wenn ich für ein Auto vor vier, fünf Jahren 30.000 Euro gezahlt habe, kostet es heute in derselben Ausstattung 42.000 Euro.“ Mit all diesen Faktoren „kommt man schnell auf die Zahlen, die genannt werden“, sagt er. Dennoch: Wenn er Eltern mit zwei Kindern im „Führerscheinalter“ sagen muss, dass sie mit Kosten um 3000 bis 3500 Euro pro Fahrerlaubnis rechnen müssen, „schäme ich mich ein bisschen dafür“, so Holtmann. „Dafür fahren andere in den Urlaub.“