Wetter/Witten. Die Landesregierung sucht nach Unterkünften für Geflüchtete und fasst die ehemalige Tagungsstätte ins Auge. Eine Entscheidung steht noch aus.

Direkt an der Stadtgrenze zu Wetter plant die Landesregierung im Haus Bommerholz, das im gemeindeübergreifenden Naturschutzgebiet Elbschebach Witten Bommerholz liegt, eine Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) für Geflüchtete einzurichten.

Anfrage der Linken

Wie aus einer Antwort auf eine Anfrage der Partei Die Linke vom Ortsverband Witten/Wetter hervorgeht, prüfe die Bezirksregierung derzeit die bauordnungsrechtlichen Gegebenheiten. Die Linken hatten in ihrer Anfrage an den Wittener Bürgermeister Bedenken geäußert, dass es für Geflüchtete schwieriger würde, an bisherigen Hilfsangeboten teilzunehmen, da das Haus sehr weit ab der Innenstadt läge. Zudem dürften Kinder und Jugendliche nicht mehr in die Schulen und Kitas vor Ort gehen, somit fehle der direkte Kontakt zur deutschen Sprache und Kultur durch Mitschüler und Lehrer. Ein weiterer Punkt: Die vielfältig engagierten Ehrenamtlichen in Witten müssten Verträge mit dem Betreiber der ZUE abschließen, um überhaupt dort tätig sein zu dürfen, meinen die Linken.

Stellungnahme des Bürgermeisters

Bürgermeister Lars König nahm dazu wie folgt Stellung: „Da es sich um eine Einrichtung des Landes handelt, in der auch der Asylanspruch überprüft wird, werden die Kinder und Jugendliche in der Einrichtung betreut und beschult. (...) Der Unterricht wird von Lehrerinnen und Lehrern des Landes erteilt. Er findet mit Ausnahme der Schulferien regelmäßig an fünf Tagen in der Woche statt und umfasst in der Regel 25 Unterrichtsstunden wöchentlich. Der Schwerpunkt des Unterrichts liegt in der Vermittlung der deutschen Sprache und vermittelt außerdem Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten in Mathematik, in Gesellschaftslehre und in Naturwissenschaften.“ Er ergänzt: „In der Regel sollen Familien und Kinder nicht länger als 6 Monate und alleinreisende Erwachsene maximal 2 Jahre in der Einrichtung verbleiben.“ Auf die Frage, ob die bisher ehrenamtlich tätigen Wittener bei den Planungen einer ZUE einbezogen werden, antwortet er: „Wenn die Bezirksregierung Haus Bommerholz anmieten sollte, wird diese sich über das Engagement Ehrenamtlicher sicher freuen. Entsprechende Gespräche sind dann zwischen der Bezirksregierung und Interessierten zu führen.“

Stadt ist Hauptmieter

Ob es jedoch zur Realisierung der ZUE kommt, ist noch unklar. Die Stadt Witten hatte erst im Januar 2024 einen Mietvertrag mit dem Eigentümer geschlossen. Sie wollte dort 100 Flüchtlinge, möglichst Familien, unterbringen, aber es fehlte ein Brandschutzkonzept des neuen Eigentümers. Wie Wittens Bürgermeister Lars König dann am 5. Februar im Rat mitteilte, habe das Land „möglicherweise“ Interesse, die Unterkunft zu nutzen. Die Stadt würde als Hauptmieterin dabei Haus Bommerholz der Landesregierung zur Zwischennutzung überlassen.

Langer Leerstand

Damit könnte der jahrelange Leerstand im Haus Bommerholz der Geschichte angehören. Das Haus Bommerholz wurde in den 1950er Jahren gebaut und als Schwesternheim des Roten Kreuzes genutzt. Die Stadt Witten hatte das spätere Gästehaus der TU Dortmund seit Mitte September 2015 zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt. In dieser Zeit gab es auch einen nie geklärten Brandanschlag. Im November 2016 zogen die letzten Geflüchteten aus. Seither stehen die beiden Gebäude der Immobilie leer, auch die zugehörigen 35.549 Quadratmeter Grundstück sind ungenutzt.

Infos und Diskussion

Am 26. August um 19 Uhr informiert im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung auf Einladung der Partei Die Linke im Hotel Ardey Birgit Naujoks, Geschäftsführerin des Flüchtlingsrats NRW, über ihre Erfahrungen mit der Unterbringung für Geflüchtete in den ZUE. Stefan Borggraefe, seit über zehn Jahren ehrenamtlich in der Wittener Geflüchtetenhilfe engagiert, berichtet von seinen Erfahrungen mit dem bisherigen Wittener Konzept. Anschließend darf diskutiert werden.

Anfang des Jahres 2017 gab die Stadt das Gebäude an den Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) zurück. Der war Eigentümer des Hauses. Zwischenzeitlich hatte eine Künstlergemeinschaft Interesse an dem Gebäude bekundet und auch ein hohes Gebot abgegeben, ein Vertrag wurde jedoch nicht geschlossen. 2022 dann die Wende. Das Gebäude wurde verkauft. Über die Identität des Käufers und den Kaufpreis gibt es keine Angaben.

Stadt könnte Geld sparen

Für die Stadt Witten wäre die Lösung mit der ZUE bares Geld wert. Sie könnte sich damit rund 25.000 Euro monatlich an Ausgaben sparen. Doch Bürgermeister Lars König bremst die Euphorie aus. Bommerholz stünde sicher nicht auf Platz 1 der Liste von Unterkünften, die das Land gerne anmieten würde. Kernkriterium für die Auswahl neuer Objekte sei eine möglichst zügige Inbetriebnahme, erklärte indes eine Sprecherin der Bezirksregierung.