Herdecke. Von Hunden gemocht und von Kunden geschätzt: Michael Liebelt bricht mit allen Stereotypen. Dabei hatte er zunächst einen ganz anderen Job.
Bis zu 25.000 Schritte macht er täglich. 1600 Haushalte werden von ihm bedient. Dabei verliert Michael Liebelt nie den Spaß an der Arbeit und hat stets ein Lächeln für seine Kunden parat.
Seit 28 Jahren im Dienste der Post
„Er ist der beliebteste Postbote der Welt“, schwärmt Marion Ambroisius-Schumacher, Inhaberin von Minimaxi in der Innenstadt, von dem 55-Jährigen. Grund genug für die Redaktion, den Mann, der die Herdecker Innenstadt verzückt, mal kennenzulernen. Michael Liebelt heißt er, ist seit fast 28 Jahren bei der Post beschäftigt und hat seit acht Jahren seinen Stammbezirk in der Herdecker Innenstadt. Dort kennt ihn anscheinend wirklich jeder. Beim Gespräch mit der Redaktion grüßen ihn zahlreiche Leute. „Machst du Pause? Haste dir verdient“, heißt es von einigen.
Der Postzusteller kennt sie alle. Name, Straße und Hausnummer hat er von jedem parat. Nicht nur von den menschlichen Kunden. Während seines Weges fällt ihm in einem Café ein brauner Labrador auf. Der Hund kennt ihn, begrüßt ihn Schwanz wedelnd und legt sich direkt auf den Rücken, damit Liebelt ihm den Bauch kraulen kann. Das Klischee, das Hunde keine Postboten mögen, kann er nicht bestätigen. „Am Café Boonoo sitzt immer eine Frau mit ihrem Dackel. Die hat mir mal gesagt, dass ihr Hund keine Briefträger mag. Bei mir ist das kein Problem. Wenn ich komme, legt er sich sofort auf den Rücken und lässt sich streicheln“, erzählt Liebelt. „Da unten“, sagt er und deutet auf den Bachplatz, „wohnt auch ein Hund. Elsa. Die war die Tage böse auf mich, weil ich im Urlaub war. Drei Tage hat sie mich bei meiner Rückkehr nicht mehr angeguckt“, berichtet er und lacht.
„Ich nehme mir die Zeit“
Doch wie schafft er es, bei Mensch und Tier gleichermaßen Anklang zu finden? „Ich versuche immer freundlich zu sein. Die Gespräche machen mir einfach Spaß. Beispielsweise oben am Seniorenheim freuen sich die Leute immer, wenn sie mit jemandem reden können. Und die Zeit nehme ich mir dann auch“, erklärt er. „Außerdem stelle ich immer so zu, wie ich es bei mir zu Hause auch haben möchte“, verrät er zwei der Geheimnisse seines Erfolgs.
In Herdecke hat er nach eigenen Angaben seinen Traumbezirk gefunden. Bevor er vor acht Jahren in die Stadt an den Ruhrseen kam, war er 20 Jahre lang Springer und immer dort, wo gerade jemand gebraucht wurde. „Viele kennen mich auch noch aus der Zeit und sprechen mich an, wenn sie mich hier in Herdecke sehen“, freut er sich. Ursprünglich ist Liebelt gelernter Zerspanungsmechaniker, hat auf Industriekaufmann umgeschult und ist durch Zufall bei der Post hineingerutscht. „Ich bin am Anfang drei Tage mitgelaufen, dann hieß es ‚viel Glück‘ und seitdem bin ich alleine unterwegs.“
Besondere Momente
Besondere Momente hat Liebelt schon viele erlebt. „Einmal habe ich Erste Hilfe bei einem Mann in Vormholz leisten müssen. Er war zu Hause bewusstlos geworden und die Frau ganz hilflos, als ich die Post dort verteilen wollte“, erinnert er sich. Liebelt half dem Mann, rief einen Krankenwagen und setzte danach seine Tour fort. „Der Mann hat sich später bei mir bedankt. Das war schön.“ Glänzende Augen hat der Postbote auch, wenn er an die kleinen Kinder denkt, die ihm oftmals kurz vor Weihnachten ein gemaltes Bild als Dankeschön hinhalten. Liebelt ist selbst Vater einer Tochter, die aber „schon aus dem Gröbsten raus ist“.
Schwierig war für ihn die Zeit während des Lockdowns. „Da hatten nur ganz wenige Geschäfte auf und viele haben keinen Briefkasten. Da musste ich gucken, wo ich die Post hinbringen kann“, berichtet er. „Aber die Läden hier haben einen unheimlichen Zusammenhalt. Das habe ich so noch nie erlebt“, sagt er bewundernd. Und so wurde auch das Corona-Briefproblem schnell gelöst. Die Läden, die geöffnet hatten, haben die Post für die anderen angenommen.
Fußball Auf dem Schnee gespielt
Wer so eng mit seinem Job verbunden ist, kann der in seiner Freizeit auch abschalten? Michael Liebelt lacht. „Meine Frau sagt manchmal zu mir, ich solle doch mal runterkommen“, erklärt er. Aber grundsätzlich sei das kein Problem. „Ich bin ein großer Musikfan und gehe gerne auf Konzerte“, berichtet er. Zudem habe er viele Jahre lang Fußball auf dem Schnee an der Stadtgrenze Witten-Herdecke gespielt. Dem Verein fühlt er sich heute noch verbunden. Außerdem ist er ein großer Fan von Bayern München. „Und das, obwohl ich den ganzen Tag schwarz-gelb trage“, sagt er und lacht.